Der Meister der übertriebenen Mimik und Gestik, Louis de Funès wäre 2024 110 Jahre alt geworden. Doch auch wenn der beliebte Komiker nicht mehr unter uns weilt, findet er trotzdem immer noch einen Platz in unseren Herzen. De Funès schaffte es trotz seiner ewigen Dauerrolle des permanent-cholerischen Kauz auf den Punkt lustig zu sein und machte das Overacting quasi salonfähig, wobei man bei ihm eigentlich gar nicht von Overacting sprechen kann, weil alles, was er gespielt hat, einfach perfekt war und dieses Übertriebene, Hektische, Schnelle ausgezeichnet zu ihm passte. Es gibt bis heute kaum einen Comedian in Frankreich, der seinen Platz einnehmen konnte. In dieser Box vereinen sich einige seiner beliebten Kultkomödien, mit denen viele Generation aufgewachsen sind. Die Filme sind wunderbar komisch und der besondere Humor macht heute genauso wie damals unendlich viel Spaß!
Balduin, der Geldschrankknacker
Nachdem Balduin Garnier durch den falschen Rat eines Bankdirektors um sein gesamtes Vermögen gebracht worden ist, beschließt er sich das Geld kurzerhand wieder zurückzuholen. Der betrügerische Bankier riet Balduin in Aktien zu investieren, profitierte aber als einziger von dem dubiosen Geschäft. Der geprellte Sportartikelhändler plant in die Bank des Betrügers einzubrechen, indem er mit der Hilfe seiner Familie einen Tunnel graben will, der vom Keller seines Hauses direkt zum Banktresor führt.
Was tut man, wenn man von einem Bankdirektor falsch beraten wurde und dadurch jede Menge Geld verloren hat? Natürlich setzt man alles daran, sich zu rächen. Balduin bezieht dabei seine ganze Familie mit ein und der Bankraub wird quasi zum Familienprojekt. Was kann da schon schiefgehen? Selbstverständlich jede Menge, sonst wäre es ja kein Film mit Louis de Funès. Zwischen cholerischen Anfällen, Kellerausgrabungen und Wasserrohrbrüchen bleibt sogar noch ein bisschen Zeit für romantische Avancen, die ein Bankangestellter der Tochter des Hauses macht.
Das bringt natürlich das ganze Unternehmen in Gefahr, wenn ein Bankangestellter sich ständig in ihrem Laden herumtreibt. Doch Balduin windet sich mit gewieften Wortspielen immer wieder raus, ganz egal welche unvorhersehbaren Ereignisse auch geschehen. Die Handlung bietet so viel Platz für Situationskomik und Klamauk, dass man mit Freude dabei zusieht, wie der Familie das Wasser im wahrsten Sinne des Wortes bis zum Hals steht. Dabei sind alle Darsteller ausgezeichnet aufeinander abgestimmt und im Ergebnis hat man eine schöne Komödie, bei der alles drunter und drüber läuft.
Der Kunsthändler Balduin Mezeray (Louis de Funès) hat es auf ein ganz besonderes Kunstwerk abgesehen. Nur leider ist es auf dem Rücken eines ehemaligen Soldaten tätowiert, dem dafür die Haut abgezogen werden müsste.
Wie zieht man jemandem bei lebendigem Leibe am besten die Haut ab, um ein besonderes Kunstwerk zu erhalten? Was sich wie ein Plot aus einem Horrorfilm anhört, ist die Handlung einer Komödie, bei der Louis de Funès einen nervigen Kunsthändler spielt, der sein Opfer Comte Enguerand (Jean Gabin, Der Bulle) keine Sekunde aus den Augen lässt, seit er das Bild eines berühmten Malers auf seinem Rücken tätowiert gesehen hat. Hier wird ein amüsantes Katz und Maus Spiel geführt, bei dem es darum geht, sich gegenseitig so gut wie nur möglich auf die Nerven zu gehen und, ob die beiden es wollen oder nicht, sie kommen sich immer näher. Ob sie nun gemeinsam im Zelt übernachten, Händchen haltend, Schlittschuhe laufen oder einen Kampfsportkurs belegen, es entstehen ständig kuriose Situationen, die nicht nur bei Balduins Frau zu hysterischen Lachanfällen führen können, sondern auch bei den Zuschauern für Lacher sorgen können, vorausgesetzt Balduin, das Nachtgespenst trifft ihren Humor.
Boote, Boote, Boote können so schön sein ... Besonders, wenn man mit ihnen Preise gewinnen und ordentlich Geld verdienen kann. Das dachte sich auch Balduin und machte sich auf die Jagd nach der Zuneigung seines ehemaligen Angestellten, den er unbedingt zurückgewinnen wollte, weil er ihn als Folge eines cholerischen Anfalls leider gefeuert hat.
Balduin, der Trockenschwimmer besteht aus einer Slapstickparade, bei der sich ein lustiger Gag an den nächsten reiht, während der Nichtschwimmer Balduin, wie könnte es auch anders sein, ständig mit Wasser konfrontiert wird und sogar in einer Pfütze zu ertrinken droht. Mit allerlei spaßigen Erfindungen, amüsanten Sonntagsmessen und kecken Figuren scheint der flotte Klamauk niemals enden zu wollen. Balduin, der Trockenschwimmer ist ein Paradebeispiel einer typischen Louis de Funès Komödie, wie man sie kennt und liebt.
In gewohnter Manier spielt Louis de Funès den Spielverderber, zumindest, wenn es um den Spaß seiner Söhne geht. Dabei ist einer von den beiden sogar ein Vorzeigeknabe, der seinem Papa, dem Schulleiter, auch gerne mal petzt, wenn es in der Schule drunter und drüber geht. Der andere Sohn ist ein Taugenichts und es gilt mit aller Macht zu verhindern, dass er vom rechten Weg abkommt. Sogar im Schlaf macht sich der Balduin Sorgen um seinen widerspenstigen Sprössling und zieht die berühmten Grimassen, während er Alpträume davon hat, dass sein Sohn Musiker wird. Oh, là, là!
Im wachen Zustand rast Balduin nur so durch die Stadt, um seinen anderen Sohn zu kontrollieren. Im Endeffekt führt sein Kontrollzwang dazu, dass er schwere Kohlesäcke schleppen muss, in eine Barschlägerei verwickelt wird, (die beinahe an eine Spencer und Hill Schlägerei erinnert, nur eben mit einfacheren Stunts) und in andere komische Situationen gerät, die Flugzeug- und LKW-Stunts und auch mittelalterliche Kostümierungen erforderlich machen. Die Actionfans und Fans des speziellen französischen Humors kommen hier voll und ganz auf ihre Kosten. Es geht rasant und lustig zu Sache, wenn Louis de Funès ein kontrollsüchtiges Anstandswauwau mimt.
Balduin, der Sonntagsfahrer
Der Industrielle und Millionär Henri Roubier fährt in seinem Auto über die Autobahn durchs Gebirge nach Nizza, wo er über ein neues Großprojekt verhandeln will. Unterwegs nimmt er zwei Anhalter mit und kommt plötzlich von der Straße ab und rast über eine Klippe in eine Schlucht. Wie durch ein Wunder bleibt der Wagen in einer Baumkrone hängen, in der Roubier und die beiden Anhalter nun gefangen sind und auf Rettung warten ...
Wenn jemand Satire gut spielen konnte, dann war es Louis de Funès. Mit Eleganz und Geschmeidigkeit eines jungen Katers spielt er die Rolle eines selbstbewussten Industriellen, der kein Herz für seine Mitmenschen hat. An Arroganz ist seine Figur kaum zu übertreffen und gerade deshalb schickt man ihm zwei gewöhnliche Normalsterbliche, die seine Autofahrt zu einer regelrechten Herausforderung machen. Nun muss der skrupellose Choleriker es mit einer hysterischen Dame und einem verdächtigen jungen Mann aufnehmen.
Der größte Teil des Films ist kammerspielartig und zerrt von lustigen Interaktionen des ungewöhnlichen Dreiergespanns, die sich im Überlebensmodus befinden, während sie im Auto auf einem Baum hängen. Da spielen sich allerlei Dramen ab, die viel Platz für Komik, aber auch für Romantik lassen. Doch diese wird natürlich von dem grummeligen Industriellen (Louis de Funès ) sofort im Keim erstickt. Die beiden jungen Leute sollen es eben nicht zu gemütlich in seinem Auto haben. Ein herrlicher Spaß! Dieser Film macht sich einfach über alle lustig: über Politik, die Industriellen, die Presse und man genießt jeden Augenblick, den man mit seinen kuriosen Figuren verbringen darf.
Technischer Part
Plaion Pictures (Studiocanal) veröffentlichte die Balduin Collection auf einer DVD und vier Blu-rays am 16. November 2023 in der Entstehungszeit entsprechenden Bild- und Tonqualität auf Deutsch und Französisch (DVD in Mono Dolby Digital 2.0 und Blu-rays in DTS HD MA 2.0) mit deutschen Untertiteln. Als Extras enthält die DVD: Kinoaushangsatz, Fotogalerie, Trailer, Weitere Highlights und die Blu-Rays enthalten lediglich Trailer.
Gesamtfazit
Achtung, hier kommt die geballte Balduin Power. Oh, là, là! Was für ein herrlicher Spaß mit flotter Action und Slapstickeinlagen. Für Louis de Funès-Fans ist die Box definitiv ein Muss.