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Kannibalen, Kettensägen & Kontroversen: Sieben Horrorfilme, die für Skandale sorgten

von Lida Bach

“Verboten in 46 Ländern!”, prahlt ohne jede Grundlage das Poster des provokanten Potpourris aus Leichenbildern, Attacken auf Tier und Mensch sowie den titelgebenden Todesmomente. Um den Reiz John Alan Schwartzs legendären Low-Budget-Schockers, gedreht unter den Pseudonymen Alan Black und Conan Le Cilaire, nachzuvollziehen, muss man sich vor Augen rufen, dass 1978 keine Gore-Seiten wie rotten.com, Kamikaze-Serien a la Jackass, ja noch nichtmal Schadenfreude-Shows wie Bitte lächeln! existierten. Wer sehen wollte, wie jemand auf die Fresse flog oder - eines der populärsten Faces of Death - vom Alligator angeknabbert wurde (“his [the park ranger‘s] bloodied body representing violent retaliation from a creature who has suffered so much abuse from mankind”), griff zu Mondo Movies und Mockumentaries. Fast die Hälfte der spekulativen Szenen, die ein Pseudo-Pathologe mit Kostümparty-Verkleidung, Leonard-Nimoy-Tenor und dem Kalauer-Namen Francis B. Gröss (Michael Carr, nach einer bescheidenen Karriere in B-Western in Trash-Filmen mit Titeln wie Flying Disc Man from Mars und Drive hard, drive fast! landete) zwischen Philosophie und Parodie kommentiert, basierten auf oft überraschend simpler Tricktechnik. 

Die Herz-OP zum Auftakt, das Dinner mit frischem Affengehirn, die Hinrichtung auf dem elektrischen Stuhl - alles fake. Wer sich eingedenk Cannibal Holocaust um den Affen sorgt: der fatale Schlag trifft eine Attrappe.  Die zwei Hunde, die in einer Szene aufeinander losgehen? Wollen nur spielen. Die Strandleiche allerdings ist kein Dummy und wirklich mausetot, wurde aber zufällig angeschwemmt, als die Filmcrew in der Nähe war. Mors certa, hora incerta und soEcht sind zudem die Archivaufnahmen mumifizierter Leichen und Skelette, allerdings auch nicht gruseliger als ein Museumsbesuch. Bei einem solchen trifft man womöglich eines Tages das kinematische Kuriosum, das daran erinnert, dass die Welt vor dem Internet keineswegs weniger voyeuristisch, sensationalistisch und leichtgläubig war. So folgte neben drei auf filmisches Recycling setzende Fortsetzungen - eine davon mit einem jugendlichen Christopher Lee als Statisten - der Ableger Traces of Death, nunmehr komplett aus Archivmaterial und Nachrichten-Clips zusammengestoppelt. Der wahre Horror ist eben nicht der Tod, sondern das Leben. Ein Reboot ist angeblich auch in Arbeit, soll aber eine konventionelle Spielfilm-Handlung erzählen.  Dann schon lieber das Original. Nicht wenige der Episoden kursieren als vorgeblich authentische Aufnahmen auf YouTube. 

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