Bildnachweis: © Sony

"LEGO Horizon Adventures" - Videospiel - Test / Review

von Thomas Repenning

Wenn man alle großen Film-Franchises mittlerweile als Klötzchen-Abenteuer (u.a. Herr der Ringe, Harry Potter, Star Wars, Indiana Jones, Jurassic World, Marvel, DC) auf den Bildschirm gebracht hat, dann gibt es wohl nur noch einen Weg: Den Gaming-Bereich selbst. Und so hat Sony kurzerhand seine Lizenz springen lassen und sich mit Lego zusammengetan und sein großes Franchise Horizon (mit den bisherigen Spielen Horizon Zero Dawn, Forbidden West und Call of the Mountain) rund um die Heldin Aloy als Lego Horizon Adventures herausgebracht (seit dem 14. November im Handel auf PC, Switch sowie PS 5 erhältlich). Eine logische Konsequenz, immerhin gab es bereits 2022 als Klemmbausteine eine Kooperation rund um ein richtiges Lego-Set. Nun dürfen wir selbst in die Haut von Aloy schlüpfen und einmal die Geschichte – in abgeänderter Form – nacherleben. Wir haben uns dabei einmal die Dino-Welt gestürzt und sagen euch, ob sich das Abenteuer in Blockform lohnt.


Story

Die Erde in einer postapokalyptischen Zukunft: Insgesamt 1000Jahre nach dem Zusammenbruch der menschlichen Zivilisation gibt es nur noch wenige Menschen – angesiedelt in verschiedenen Ortschaften und Stämmen – auf der Erde, während riesige futuristischen Maschinenwesen, die zumeist aussehen wie Dinosaurier, durch die Ebenen wandern. In dieser Welt lebt die junge Jägerin Aloy vom Stamm der Nora, die sich auf ein Abenteuer begibt, die Geheimnisse einer längst vergangenen Zeit wieder ans Licht zu bringen und so die Menschheit zu retten.


Kritik

Fangen wir bei der Geschichte von Lego Horizon Adventures an: Wer jetzt auf einen erfrischenden Ansatz oder neue Inhalte gehofft hatte, wird hier direkt enttäuscht. Im Kern ist das Lego Spiele eine kleine Zusammenfassung des ersten Spiels für die damalige Playstation. Dabei sind Kernelemente, bzw. wichtige Meilensteine, auf jeden Fall vorhanden, aber viele Dinge (oder gar Figuren, Orte) werden auch einfach weggelassen oder eben vereinfacht. Schlimm ist dies wahrlich nicht, aber man muss schon wissen, dass hier eine sehr Kindgerechte Variante auf die Spielerinnen und Spieler wartet, die am Ende vielleicht nicht jedem gefallen wird. Und gerade wer das Original kennt, wird vermutlich eher enttäuscht. Dies liegt vermutlich auch daran, dass die eigentliche Essenz des Spiels verniedlicht und verharmlost wird. Eben damit alles knuffig, bunt und humorvoll bleibt. Zumindest Lego-Veteranen werden sich daran aber wohl eher kaum stören. Denn der typische Humor – den man mag oder nicht – ist auf jeden Fall ordentlich vertreten und lässt Figuren straucheln, stolpern, Oneliner bringen, witzeln oder sich eben verhaspeln. Das ist mal mehr mal weniger komisch, sorgt aber zumindest immer wieder für ein gewisses Schmunzeln. Am Ende bleibt die Story aber einfach viel zu flach und schnell erzählt, sodass wir bereits nach 6-7 Stunden den Abspann zu sehen bekommen.

Eine Besonderheit gibt es dann aber doch: Anders als noch im Original, können wir dieses Mal insgesamt vier Charaktere auswählen, die alle ihre Besonderheiten und vor allem Kampffähigkeiten mitbringen. Mit Aloy gehen wir gewohnt mit Pfeil und Bogen auf die Jagd, Varl darf mit Speeren agieren, Erend den Hammer schwingen und Teersa holt gleich ein paar Bomben raus und bringt Flächenschaden. Die Kämpfe gestalten sich dabei durchaus abwechslungsreich und bringen auch den Fokus wieder mit an Bord. So müssen wir durchaus gucken wo wir unsere Gegner angreifen, damit eben den richtigen Schaden austeilen. Der Rest wird durch die vielen Gadgets ergänzt: Dies sind Extra-Pfeile (Feuer, Eis), Fässer aber auch der völlig überdrehte und herrlich bekloppte Hot Dog-Wagen. Für Abwechslung ist so reichlich gesorgt und Abwechslung steht bei den vielen kleineren wie größeren Kloppereien auf jeden Fall auf der Tagesordnung, aber wir hätten uns auf jeden Fall gerne mehr Verrücktheiten gewünscht. Das Würstchen Gefährt ist schon fast eine Ausnahme und kommt daher viel zu selten vor. Schade.

Kommen wir aber einmal zur Welt selbst, die gleichzeitig das schönste Highlight von LEGO Horizon Adventures darstellt, aber auch seine größte Schwäche: Während die Unreal Engine wahrlich ihre Muskeln spielen lässt und die Welt von Horizon in fantastischen Farben und knackscharf (getestet auf einer PS 5) erstrahlen lässt, ist sie in Sachen Gameplay eher auf der Bremse. Geheimnisse gibt es nicht wirklich und selbst die vielen Truhen sind so sehr mit Hinweisen verbaut (die uns direkt hinbringen) und nur mit Steinen für freischaltbare Objekte gefüllt, sodass uns schnell der Entdeckerdrang fern bleibt. Somit entpuppt sich die eigentlich recht offene Welt für uns als leere Angelegenheit, wo wir eher schnell unsere Mission erfüllen wollen und dies obwohl es visuell stets atemberaubend aussieht. Zudem gibt es auch im Gameplay – abseits der bereits erwähnten spaßigen wie guten Kämpfe – wenig Abwechslung. Richtige Überraschungen hat das Spiel ebenso wenig dabei wie Rätsel oder eben wie erwähnt Geheimnisse.

Zumindest Bau-Fans kommen aber ein wenig auf ihre Kosten: So können wir mit den gefundenen Steinen unser Mutterherz – was als Hub des Spiels fungiert – nach und nach mit freischaltbaren Objekten verschönen und verändern. Das passt zwar nie so richtig ins Spiel selbst, was gut am Hotdog-Häuschen, Riesenrad oder Lego Ninjago Objekten erkennbar wird, macht aber trotzdem ein wenig Spaß. Schade ist aber, dass wir nicht selbst ein wenig mehr kreativ werden können. Eigene Designs bauen oder gar einen freien Baumodus gibt es nicht in LEGO Horizon Adventures. Gleiches gilt wohl für die freischaltbaren Kostüme, die wir dann sogar im Spiel selbst einsetzen können (aber spielerisch keine Auswirkungen haben). Wenn Aloy verkleidet als Banane eine Zwischensequenz durchlebt, dann ist das irgendwie urkomisch aber auch irgendwie etwas fehl am Platz. Vielleicht aber auch Geschmackssache. Abseits des guten Koop-Modus hat darüber hinaus das Spiel auch wenig zu bieten, was einen Wiederspielwert beinhaltet. Das Freischalten aller Objekte ist zwar durchaus ein Ziel, aber eines was wohl nicht jedem gefallen dürfte. Darüber hinaus lockt nach der Kampagne aber wenig, um weiter auf Dinojagd zu gehen. Schade.


Fazit

LEGO Horizon Adventures ist visuell das beste Lego Spiel welches uns bislang erreicht hat: Die Welten sind atemberaubend, der Lego-Look noch einmal gesteigert und mehr als einmal, erwischen wir uns dabei einfach stehen zu bleiben und die Szenerie zu bestaunen. Zudem macht das Kampfsystem vieles richtig und bietet jede Menge Abwechslung und Spaß. Der Rest dagegen fällt leider zurück: Der Umfang ist zu kurz und bietet kaum wiederspielwert, die Story zu flach und zu vereinfacht und der Humor schwankt zwischen „aha“, „nett“ und „schmunzeln“. Die Kleinen unter uns werden aber auf jeden Fall ihre Freude dran haben, auch wenn die am Ende dann doch recht kurzweilig daherkommt.

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