Ab dem 21. August ist die Komödie Lilly und die Kängurus in deutschen Kinos zu sehen. In diesem Film geht es um den TV-Wettermoderator, Chris Masterman, der den Auftrag erhält, in die Stadt Broome zu reisen – mitten im australischen Outback. Durch eine Unachtsamkeit fährt er ein Känguru an und lernt auf der Suche nach Hilfe das 12-jährige Mädchen Lilly kennen, das sich sofort um das verletzte Tier im Kängurubeutel kümmert. Die beiden schließen Freundschaft, und bei dem Versuch, weitere Känguru-Junge zu retten, beginnt für beide ein aufregendes Abenteuer …
Lilly und die Kängurus ist von der wahren Geschichte des „Känguru-Flüsterers“ Chris „Brolga“ Barns inspiriert. Er gründete in Alice Springs, Australien, eine Känguru-Schutzstation. Ich hatte das Glück ihn interviewen zu dürfen und habe ihm einige Fragen über Kängurus und den Film gestellt.
Hast du den Film "Lilly und die Kängurus" schon gesehen? Was findest du an diesem Film am besten?
Ja, ich habe ihn schon gesehen. Meine Frau und ich waren jeden Tag am Set. Wir waren die Känguru-Trainer, die sogenannten Känguru-Ranger. Wir waren also direkt beim Dreh dabei. Die schönste Szene im Film war, als der große Roger (Anm. d. Red.: ein Rotes Riesenkänguru, das zum Internetphänomen wurde) Chris trat. Aber auch die Joeys, (Anm. d. Red.: so werden die Kängurubabys genannt), die auf dem Bett herumspringen. Die Kängurubabys spielen natürlich eine große Rolle im Film.
Der Film ist von einer wahren Geschichte inspiriert. Was ist wahr daran?
Die Wahrheit ist, dass ich im australischen Outback Kängurus gerettet habe. Ich war also kein Wettermann. Mir hat auch kein 12-jähriges Mädchen gezeigt, wie man Kängurus versorgt. Ich habe noch nie ein Känguru mit meinem Auto angefahren. Das alles ist nur ausgedacht. Es geht um einen Mann, der in der australischen Wüste Kängurus rettet, und genau das habe ich getan. Daher kommt die Inspiration für den Film aus meinem Leben, sodass die Geschichte im Film sich von meinem Leben unterscheidet.
Warst du an der Entstehung des Films beteiligt? Was war deine Rolle?
Ja, das war ich, viele Jahre lang. Ich habe das Drehbuch gelesen und als die Dreharbeiten begonnen haben, wurden meine Kängurus zu den Filmfiguren. Alle Joeys im Film wurden von uns aufgezogen. Wir haben uns am Set um sie gekümmert. Wir waren da, wenn die Kängurus im Film gebraucht wurden und wir haben uns um die Kängurus gekümmert. Das war unser Job.
Gibt es Ähnlichkeiten zwischen dir und der Hauptfigur?
Ja, wir sehen beide gut aus … (lacht). Er ist nicht so groß wie ich, er ist etwa 1,80 m groß und ich bin 2 m groß. Es gibt also einen kleinen Unterschied. Eigentlich sind wir uns nicht sehr ähnlich. Er liebt Besitztümer. Er liebt es, gut auszusehen. Er liebt das beste Aftershave und er legt Wert auf sein Äußeres. Das trifft nicht auf mich zu. Er ist also eher ein moderner Mann, ich nicht.
Was liebst du am meisten an Kängurus?
Ich liebe es, wie Kängurus ihre Babys tragen. Sie tragen sie in der Tasche und auch, wie sie durch den Busch hüpfen. Das ist wirklich ein toller Anblick in Australien. Unsere Kängurus hüpfen durchs Gras und man sieht einen wunderschönen Sonnenuntergang. Das ist das Tolle an Australien und ich liebe die Art wie die Kängurus hüpfen.
Kannst du mir etwas über dein Projekt „Kangaroo Sanctuary“ erzählen? Was genau macht ihr da? Wie werdet ihr in Australien wahrgenommen?
Wir haben hier viel Land, das wir der Känguru-Pflege widmen. Wir sind Vollzeit-Känguru-Mütter. Wir haben die Kängurus adoptiert, nachdem ihre Mütter auf der Autobahn getötet wurden, und sie aus der Tasche ihrer toten Mütter gerettet. Wir bringen sie in unser Schutzgebiet. Jedes Jahr retten wir etwa 100 verwaiste Kängurus. Wir werden ihre Mütter und kümmern uns um sie und später entlassen wir sie wieder in die Wildnis. Die Leute mögen, was wir hier tun, denn viele Australier lieben Kängurus, und obwohl sie sich nicht selbst um sie kümmern, helfen uns viele von ihnen, indem sie uns Geld spenden. Es ist schön, dass sie es mögen und, wenn ein verwaistes Känguru-Baby da ist, dann rufen sie uns an, damit wir es abholen können. Viele Menschen unterstützen unsere Arbeit hier sehr.
Wie fing das alles an? Wann hast du beschlossen, dich um Kängurus zu kümmern?
Ich wurde mit 17 Jahren Tierpfleger und arbeitete in einem Zoo. Leute aus der Umgebung brachten oft verletzte Tiere in den Zoo, und ich begann, mich um sie zu kümmern. Mit etwa 17 Jahren begann ich, mich um verwaiste Kängurus und viele andere Tiere zu kümmern. Die Kängurus waren schon immer etwas ganz Besonderes, weil wir sie in kleinen Kissenbezügen trugen, die Mamas Beutel imitierten. Deswegen ist es wirklich das angenehmste Tier, um das man sich kümmern kann.
Stammen alle Kängurus im Film aus dem Känguru-Schutzgebiet?
Ja, das tun sie. Sie stammen aus unserem Kangaroo Sanctuary. Alle Waisen, alle kleinen Joeys im Film, gehören uns. Wir haben sie großgezogen und sie sind bereits in die Wildnis zurückgekehrt. Alle Kängurus im Film sind groß genug geworden und wir haben sie wieder zurückgebracht, sodass sie im Outback herumhüpfen können. Sie sind frei.
Im Film gibt es Kampfszenen zwischen Roger und Chris. Hattest du wirklich solche „Kämpfe“ mit Roger?
Ja, die hatte ich. Ich habe Roger als kleines Baby großgezogen, und er ist über zwei Meter groß geworden. Roger war also unser dominantes Männchen. Er war der Boss, und wenn männliche Kängurus gegeneinander kickboxen, stehen sie tatsächlich auf wie Menschen. Sie haben eine menschliche Haltung. Wenn ich mich Roger näherte, der aufrecht in Känguru-Haltung stand, dachte er, ich würde ihn herausfordern, weil das ihre Kampfhaltung ist. Ja, Roger hat mich angegriffen. Das kam jeden Tag vor.
Gibt es etwas, das jeder über Kängurus wissen sollte? Ein paar interessante Fakten?
Es sind großartige Tiere. Kängurus können pro Sprung bis zu acht Meter weit springen. Sie tragen ihre Jungen neun bis zwölf Monate lang im Beutel. Man denkt bei den Kängurus immer automatisch an Australien. Es ist eines der bekanntesten Tourismussymbole der Welt.
Vielen Dank für dieses spannende Interview!