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Moviebreaks Monatsrückblick: Juli

von Sebastian Groß

1. Highlights aus den Kinosälen:

Die Verführten - Sofia Coppolas neuester Film ist ein angenehmes Vexierspiel, komplex zwischen den Charakteren, aber schlicht genug, um sich nicht in unnötigen Wendungen oder komplizierten Umbrüchen zu verlieren. So gestalten sich die unterschiedlichen Ansprüche, Wünsche, Ängste und Sehnsüchte an den Fremden auch als Zündstoff untereinander, was das Ensemblestück zu einem angenehm abwechslungsreichen und vielschichtigen Film macht. Amüsante und pointierte Dialoge, sowie der gezielte und wirkungsvolle Einsatz von Gesten, Blicken und Berührungen tun ihr übriges, um Die Verführten zu einem angenehmen, stilsicheren und stimmungsvollen Genuss zu machen.

2. Flops aus den Kinosälen:

Baby Driver - Der Auftakt von Baby Driver hat mehr mit einem Musikvideo, als mit einem gewöhnlichen Film gemein – und es ist großartig. Im weiteren Verlauf verliert Wright dieses Konzept jedoch immer weiter aus den Augen. Natürlich kommt es immer wieder zu solchen Momenten, dazwischen gilt es jedoch eine recht generische Heist-Story von A-Z zu ertragen. Dabei wirken die Figuren plump und die sicherlich als pointiert, amüsant und kurzweilig geplanten Dialoge gehen eher in die entgegengesetzte Richtung. Immerhin schafft es Baby Driver mit Hilfe seiner Liebesgeschichte die Kurve zu kratzen. Die ist zwar keinesfalls kreativer gestaltet, funktioniert aber, weil Ansel Elgort und Lily James auf der Leinwand eine tolle Chemie haben – obgleich sich natürlich auch diese Beziehung stark beim Zuschauer anbiedert. Nichtsdestotrotz schafft es Wright im späteren Verlauf nicht einen Abschluss für seinen Film zu finden, und für ein Werk, das eigentlich Style over Substance sein sollte, rückt die Geschichte dabei auch viel zu sehr in den Mittelpunkt.

3. Highlights im Heimkino:

Zu Ehren von Ingmar Bergman und Michelangelo Antonioni gab es zahlreiche Sichtungen, über die jedoch schon zur Genüge berichtet wurde. Ansonsten:

Phoenix – Es dauert lange, bis die ersten Aufnahmen altbekannter Trümmer ins Blickfeld rücken, und selbst in diesen Momenten dominieren sie nicht das Bild, sondern treten in Wechselwirkung mit deutlich unverbrauchteren Motiven auf. So verströmt ein rotlichtgeschwängerter Nachtclub eine fast schon pulsierende Atmosphäre und überhaupt offenbaren sich in der Arbeit mit Licht und Schatten diverse Anleihen an eine Film Noir Stilistik (die Ähnlichkeiten zu Hitchcocks Vertigo sollten darüber hinaus ohnehin jedem Zuschauer ins Auge stechen). Das ist erfrischend, noch interessanter wird Phoenix jedoch auf der inhaltlichen Ebene. Thematisch nutzt Petzold die Aufarbeitung des Kriegstraumas nämlich zur Reflektion über Identität und Verdrängung. Was viele als Logikfehler abtun, ist in Wirklichkeit eben nur das Symptom eines Verdrängungswahns, der krampfhaftem Sehnsucht danach, das Vergangene zu Vergessen. So zumindest bei Johnny, während Nelly unentwegt daran interessiert ist, die Vergangenheit bewusst aufzuarbeiten. Immer wieder klammert sie sich an frühere Zeiten, hält bis zum intensiven Finale daran fest, bis sie sich schließlich davon lösen kann.

Mississippi Burning – Die Wurzel des Hasses – ausnahmsweise ist der deutsche Zusatztitel einmal wirklich Programm. Alan Parkers Film ist wohl nicht nur deshalb so erschreckend, weil es seiner Rassismus-Thematik an wahren Vergleichspunkten nicht mangelt, sondern auch, weil in seinem brachialen Aktion-Reaktion-Mechanismus eine beängstigende Wahrheit liegt. Hass zieht noch mehr Hass nach sich und Gewalt führt zu Gegengewalt. Dass diese Strategie letzten Endes die einzig erfolgreiche ist, um gegen den dominierenden Rassismus der Südstaaten vorzugehen, könnte man als fragwürdig betrachten. Erstaunlicherweise gelingt es dem Regisseur jedoch diese Tatsache eher als schmerzliche Erkenntnis, als als zukunftsorientierte Lösung zu verkaufen und so halten sich die Bedenken in Grenzen. Doch auch der Haupttitel könnte passender nicht sein, denn es sind vor allem die Bilder von brennenden Häusern, schreienden Menschen, zerstörten Existenzen, die sich während der Sichtung des Films einbrennen.

Somewhere – Unglaublich konsequent, wie Form und Inhalt hier im Einklang miteinander stehen. Sofia Coppolas Film über den verzweifelten Lebensversuch eines lethargischen Hollywoodschauspielers steht immer wieder vor dem totalen Stillstand. Teilweise mehrere Minuten verharrt die Kamera, fängt bedeutungslose Ereignisse ein oder erweckt teilweise sogar den Eindruck, als hätte der Kameramann sie irgendwo abgelegt, um sich ein kühles Bier zu holen. Das Ergebnis davon ist eindrucksvoll, überträgt der Film dadurch doch nahezu perfekt die Gefühlswelt seines Protagonisten auf den Zuschauer.

Das Versteck – Früh wird klar, dass sich Das Versteck weniger um blutige Mordsequenzen und plumpe Gewaltspitzen schert, als vielmehr seine einnehmende Atmosphäre und das bewusste Spielen mit der Erwartungshaltung des Zuschauers in den Mittelpunkt rückt. So ist auch die Handlung nicht am Abhaken typischer Genremotive interessiert, sondern überzeugt ebenso durch seine gesellschafts- und zeitgeistkritische Note wie durch seine bewusste Reflektion über fehlgeleitete, aufgestaute und unterdrückte Sexualität. Das nicht immer dezente Ergötzen an den aufreizenden Körpern der jungen Damen versetzt den Zuschauer in die Position des Killers, Peeping Tom und Psycho lassen grüßen. Und wenn wir die Referenzkiste schon einmal geöffnet haben, dann sei zudem angemerkt, dass es sich atmosphärisch und stilistisch um eine interessante Zwischenstufe aus Gothic-Horror und Giallo handelt, für den Das Versteck zweifellos wegbereitend war. Ein intelligenter, wirkungsvoller und stilprägender Eintrag ins Genrebuch, der eigentlich zum kleinen Einmaleins des Horrorkinos zählen sollte. Ein versteckter Klassiker des spanischen Films, der verbissen an seinem Status als Geheimtipp festhält, weil eine größere Zuschauerschaft trotz wiederkehrenden Lobpreisungen ausbleibt.

4. Flops im Heimkino:

Die Akte Jane – Möchte man eine Kernaussage aus dem Film destillieren, so lautet diese vermutlich, dass Frauen auch stark sein können, wenn sie sich nur so gut wie möglich ihren männlichen Gegenstücken angleichen. Im Laufe der zweistünden Mannwerdung von Demi Moore leistet sich Die Akte Jane eine fragwürdige Entgleisung nach der anderen. Der Film von Ridley Scott ist ein Spießrutenlauf durch antisemitische, rassistische und homophobe Äußerungen, menschenverachtend bis ins Mark und in seiner pathetischen Darstellung des amerikanischen Militärs so bedenklich wie kaum ein anderer Film der letzten 25 Jahre. Auch wenn der Film im Vorfeld wahrscheinlich nicht gezielt darauf abgezielt hat, so ist dieses Propagandawerk doch ein einziges Sammelsurium an moralischen und ethischen Unmöglichkeiten.

5. Alles über Serien:

Die neue Staffel Game of Thrones gestartet, ist ganz in Ordnung

6. Was ich im August gucken möchte:

Der dunkle Turm, Western, Atomic Blonde

7. Filmschaffender des Monats:

Selbstredend Michelangelo Antonioni und Ingmar Bergman

8. Mein Monat hat mich irgendwie an diesen Film erinnert:

Hangover 3


Vitellone

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