Bildnachweis: © Kinostar | Trügerische Heiterkeit in "Everybody Knows"

Moviebreaks Monatsrückblick: September

von Levin Günther

1. Highlights aus den Kinosälen:

Everybody knows - Asghar Farhadi verbandelt eine Reihe seiner Lieblingsthemen zu einem feinen Geflecht aus Heuchelei, Intrigen und Klassenkampf. Ein elegantes Ensemblestück, vibrierend von innerer Anspannung und scharfsichtiger Gesellschaftskritik. 

Pajaros de verano - Ein grandioses Regiedebüt von Cristina Gallego, die ihren Sinn für die Lebensgeschichten marginalisierter Kulturen bereist in ihren Produktionen bewies. Farbintensive Bilder imaginieren die Korrumpierung einer Volksgruppe als parabolisches Mafia-Epos. Reduktion und Oppulenz finden in einer hypnotischen Inszenierung zusammen. 

2. Flops aus den Kinosälen:

??? - Undank des Embargos wiedermal ein Rätselfilm, der einen schillernden Kreativgeist zu feiern vorgibt, aber selbst in engstirniger Prüderie und uninspiriertem Formalismus versumpft. 

Abgeschnitten - Quatsch mit Soße, die leichenkalt serviert wird, weil sich da einer an Power-Pathologe Paul rächen will. Hauptschauplatz: Helgoland. Klingt fast so schaurig wie Hinterkaifeck, hat aber Strand. Da liegt ein toter Mann, als ob jemand das Lied von ... 

Mackie Messer  - ... gehört und nicht kapiert hat. Und wer hat dafür bezahlt? Die Filmförderung. 

A Star is Born - Die angestaubte Mär von Talent, Trunksucht und Trostbeziehungen lebt dank des energetischen Hauptrollendebüts Lady Gagas (deren bisherige Rollen vorrangig Cameos mit minimalem Schauspielpotenzial waren). Im Kontrast dazu steht der hinter und vor der Kamera gleichermaßen bemühte Auftritt Coopers, der die per se schon melodramatische Story mit noch mehr gefühlsduseligem Ernst impft. Die Songs reißen auch nichts raus, aber quält euch da durch, Leute, für die Hauptdarstellerin. So war es schon bei Garland und Gaynor.

Intrigo - Übersetzen, das ist der wahre Brotjob! Da schippert man lässig mit einem Kahn übers Meer, legt an der erstbesten Privatinsel an und läuft in die offenen Arme Ben Kingsleys, der einen mit Spezialitäten der Mittelmeerküche bewirtet.  Vor Bens Finka sitzt man in der Sonne, säuft Vino und quatscht über Romanmanuskripte und Mordkomplotte, was quasi aufs Gleiche rauskommt. Irgendwann ist Ben sternhagelbesoffen, also ist es Zeit zu gehen. Aus der Konversation hat man genug Material für zwei Bücher: eines über Mord und eines über Kochen, was ebenfalls oft aufs Gleiche rauskommt. 

3. Highlights im Heimkino:

The Cleaners nochmals in der Mediathek angesehen. Die Stärke der Doku liegt eindeutig in der Thematik, nicht in der Form der Aufarbeitung. Dennoch sehenswert.

4. Flops im Heimkino:

Am Einheitsttag muss ich quasi nur vor die Tür schauen, um Scheiß-Nazis dort demonstrieren zu sehen. Als wäre die Schwing-die-Deutschlandfahne-Stimmung nicht schwer genug zu ertragen. 

5. Alles über Serien:

Wieder kreuz und quer in Podcasts reingehört. Fazit: Wenig ruiniert eine passable Show zuverlässiger als ein Markenspruch, der in jeder Folge unvermeidlich runtergeleiert wird. 

6. Für den Oktober plane ich:

Mehr Arbeiten, an einer ganzen Reihe von Baustellen.

7. Filmschaffende(r) des Monats:

Lady Gaga 

8. Mein Monat hat mich irgendwie an diesen Film erinnert:

About Elly

9. Meine Gedanken zu zukünftig weniger Star Wars:

Ist dies das Ende dieses Franchises? Des Kinos? Gar der Menschheit? Die Welt quält sich mit dieser Frage. Ich kulturfremdes Individuum hingegen habe mich davon durch trivialen Kram ablenken lassen, wie der Nachricht, dass Bill Cosby in den Knast wandert. Immerhin ein Sexverbrecher, der vor Gericht verurteilt wird, statt ins höchste Gericht berufen. 

Lidanoir

Diese Seite verwendet Cookies. Akzeptieren.