Als Angestellter der Internetsicherheitsfirma Allsafe führt Elliot Alderson (Rami Malek) ein bis dato recht ruhiges Leben. Allsafe ist für den Schutz des größten multinationalen Konglomerats der Welt, E Corp, zuständig und vertraut dabei auch stets auf das fachliche Können seines Technikers und Programmierers. Auch seine enge Freundin Angela, die Elliot schon seit seiner Kindheit kennt, ist für das Unternehmen tätig. Ansonsten lebt Elliot sehr zurückgezogen, isoliert von der Außenwelt, ohne soziale Kontakte. Seine Psychosen versucht er durch Morphium zu verdrängen, sitzt gezwungenermaßen aber regelmäßig Therapiesitzungen bei seiner Psychologin ab, um zumindest den Schein zu wahren, sich im Griff zu haben. Elliots einziger Kontakt mit der Außenwelt ist sein Computer und die Fähigkeit, seine Mitmenschen zu hacken und auszuspionieren. Dieses Können nutzt er jedoch nicht nur um seine Neugier zu befriedigen, sondern auch, um einigen wenigen Menschen um sich herum, die ihm etwas bedeuten, zu helfen.
Als eines Abends Allsafe von einer unbekannten Hackergruppe angegriffen wird und Elliot nach erfolgreicher Sicherung der Systeme eine für ihn hinterlassene Nachricht innerhalb des Datenstroms entdeckt, die ihn auffordert, sich ihnen anzuschließen um gegen Evil Corp vorzugehen, ändert sich das Leben des Einzelgängers schlagartig.
Das Bild ist komplett schwarz, zu eindringlicher Musik ertönt lediglich der gesprochene Gedankengang des Hauptcharakters Elliot, ein Selbstgespräch mit einer erschaffenen imaginären Person bzw. mit sich selbst, wobei dem Zuschauer die verzwickte Ausgangslage des Protagonisten schnell verdeutlicht wird. Elliot hat sich mit dem größten multinationalen Konglomerat der Welt, E Corp, angelegt, und wird nun scheinbar von dessen Hintermännern verfolgt. Wie es überhaupt dazu kommen konnte erfahren wir sogleich in der ersten Szene, in welcher Elliot einem pädophilen Geschäftsführer einer Kaffeekette dank seiner Hacking-Skills das Handwerk legt. Zumindest sind das die Ereignisse, wie sie uns Elliot schildert, tatsächlich steckt noch viel mehr dahinter. Herzlich willkommen bei der neuen Hackerserie "Mr. Robot“ vom USA Network.
Die meisten kennen es sicher, man beginnt eine neue Serie und braucht stets eine Weile, manchmal sogar bis zu ein paar Folgen, bis man in die Serie hineingefunden hat und mit ihr und den Charakteren warm geworden ist. "Mr. Robot" ist einer dieser ganz speziellen Kandidaten, denen dieses Kunststück von der ersten Minute an gelingt. Die drückende Stimmung, erzeugt durch die melancholischen Klänge, den trist gehaltenen Bildern, der Off-Stimme, die uns in die interessante Handlung und die bedrohliche Welt von "Mr. Robot" hineinführt, packt sofort und wirkt gar hypnotisch. Damit legt die Serie, für die Sam Esmail als Regisseur, Produzent und Drehbuchautor verantwortlich ist, einen Glanzstart hin und führt effektiv Charaktere und Subplots ein, wie man es sich besser kaum wünschen könnte. Dabei ist es vor allem der von der Gesellschaft isolierte Hauptcharakter Elliot, zu dem wir schnell Nähe aufbauen, indem er uns Teil seiner faszinierenden, aber auch wirren Gedankenwelt werden lässt.
Womit "Mr. Robot" auch sofort positiv auffällt ist die thematische Verarbeitung des Hackings. Denkt man einmal an andere Serien oder Filme fallen einem nur peinliche Varianten von animierten Computersimulationen ein, die mit der Realität überhaupt nichts zu tun haben. "Mr. Robot" erspart uns solchen Schwachsinn glücklicherweise, bleibt dabei sehr realistisch und behandelt den Zuschauer nicht wie einen Vollidioten. Daumen hoch.
Die großen Vorbilder von "Mr. Robot" erkennt man schnell, stilistisch und/oder inhaltlich orientiert man sich ein wenig an "Fight Club", "American Psycho", "Watch Dogs" (das Hacker-Videospiel von Ubisoft) sowie an der Tv-Serie "Dexter". Gerade zu letzterem sind die Bezüge, zumindest was den Hauptcharakter angeht, sehr stark. Elliot ist quasi der neue Cyber-Dexter: Beide grenzen sich vom sozialen Umfeld ab, besitzen ein gut gehütetes Geheimnis, spionieren ihre Mitmenschen oder Opfer genauestens aus und selbst die Trophäensammlung findet hier ihren Platz, bei Dexter sind es Blutproben seiner Opfer, für Elliot hingegen gebrannte CDs mit zahlreichen Informationen von ihnen. Diese Formel, die schon zuvor funktionierte, geht auch bei Elliot voll auf und macht ihn auf eine Art zwar furchteinflößend und fremdartig, aber auch interessant, faszinierend und sympathisch.
Was hat es mit der mysteriösen Hacker-Gruppe auf sich, die Evil Corp attackiert und Elliot geheime Botschaften hinterlässt? Wie entscheidet sich Elliot, der für ein Unternehmen arbeitet, das er selbst verabscheut und dadurch in eine Situation gerät, in der er zwischen den Stühlen steht? Und wer ist eigentlich Mr. Robot? Fragen, die es unter anderem über die erste Staffel hindurch zu klären gilt und auf die wir an dieser Stelle auch gar nicht zu sehr ins Detail gehen wollen.
Über seine ersten 10 Folgen der ersten Staffel hindurch erschafft "Mr. Robot" ein interessantes Setting und baut eine packende Handlung auf, die von der grandios erzeugten, dichten Atmosphäre stark gestützt wird. Manchmal ist letztere aber auch der Helfer in Not, denn zwischenzeitlich gerät "Mr. Robot" nach seinem fantastischen Start doch ein klein wenig ins Wanken. Schuld daran sind einige Subplots und Story-Entwicklungen, die vielversprechender begannen als sie sich letztendlich entwickelten. Das betrifft zum einen Tyrell Wellick (Martin Wallström), den aufsteigenden CEO von Evil Corp, der unberechenbar und clever die Bühne betritt und als es einziger schafft, Elliot zu durchschauen. Was ein gelungenes Katz- und Mausspiel hätte werden können, verliert jedoch schnell an Bedeutung, beansprucht aber eine Menge investierter Zeit der ersten Staffel. Möglicherweise wendet sich hierbei aber nochmal das Blatt mit der zweiten Staffel - was die erste Staffel aber betrifft, hat man hier (vorerst) eine Chance vertan. Auch die mysteriöse Hackergruppe fsociety hält nicht ganz das, was ihr Mythos verspricht. Etwas zu rasch wird der Schleier um sie herum entmystifiziert, auch ihr Motiv für das Vorgehen gegen unser komplettes Wirtschaftssystem, welches sie zum Sturz bringen wollen, ist nicht ganz nachvollziehbar, genauso ihr Hass speziell auf Evil Corp, welches zwar all das was sie scheinbar verachten verkörpert und auch alles andere als sympathisch daher kommt, jedoch nicht anders operiert als jedes andere große, businessorientierte Unternehmen unserer heutigen Zeit.
Damit wird die Begeisterung um "Mr. Robot" zwischenzeitlich ein klein wenig getrübt, was schade ist wenn man bedenkt, wie außergewöhnlich stark die Serie startete. Schlecht wird es dadurch noch lange nicht, doch wer die Messlatte selbst so hoch setzt, kann schon Mal ein wenig enttäuschen - wobei das jeder je nach subjektivem Empfinden anders sehen mag. Wir möchten an dieser Stelle aber nochmal klarstellen, dass "Mr. Robot" empfehlenswert und stark inszeniert bleibt. Langweilig wird es gewiss nicht, thematisch gibt es auch weiterhin viel Interessantes zu erzählen und zum Ende hin auch ein paar gelungene Überraschungen, die aus dem Hut gezaubert werden. Nur sind eben nicht alle Möglichkeiten vollkommen ausgeschöpft worden, wofür aber in der kommenden zweiten Staffel wieder die Möglichkeit besteht und wofür die Chancen bei dem hier tätigen, zweifellos fähigen Team alles andere als schlecht stehen.
Ein paar Worte noch zum Cast: Mit Rami Malek (Short Term 12, Until Dawn) hat man einen absolut passenden Darsteller für die Rolle des Elliots gefunden. Malek passt sowohl optisch in das Bild eines Hackers, der von Schlafstörungen geplagt wird, ein ungesundes Leben führt und auch blass erscheint, schafft es auch die dazugehörigen Charakterzüge, von psychotischen Problemen, sozialer Distanz, Drogenabhängigkeit bis hin zu Verfolgungswahn glaubhaft zu spielen und ist zudem auch sympathisch genug, um eine Bindung zum Zuschauer aufzubauen. Ein absoluter Glückstreffer also. Freuen darf man sich zudem auf Christian Slater, um den es heutzutage eher ruhiger bestellt ist. Slater fällt eine wichtige Schlüsselrolle zu in der er im Geschehen ordentlich mitmischen darf.
Fazit: Handwerklich großartig, packend inszeniert und zudem gut besetzt. "Mr. Robot" legt mit seiner ersten Staffel einen tollen Start hin und fasziniert vor allem durch sein tolles Setting und die düstere Atmosphäre. Das volle Potential wird inhaltlich zwar (noch) nicht ganz ausgeschöpft, da man sich in einigen der Subplots noch ein wenig verliert, doch dafür hat die Serie in der kommenden zweiten Staffel noch reichlich Gelegenheit.
Blu-Ray: Universal Pictures Germany GmbH veröffentlicht die erste Staffel am 24.03. auch endlich im deutschen Handel. Und die Blu-Ray kann sich mehr als sehen lassen. Natürlich ist gerade das Bild über jeden Zweifel erhaben und liefert in HD ein gestochen scharfes Bild, welches die Serie angenehm begleitet. Der etwas trübe Stil wird hierbei keineswegs überlappt, sodass die Inszenierung vollends zur Geltung kommt. Gleiches gilt für den Ton, der in Deutsch (DTS-HD 5.1) und Englisch (DTS-HD 5.1) (sowie Portugiesisch) vorhanden ist. An Extras wurde ebenfalls nicht gespart. Das M4k1ng_0f_Mr_R0b0t.mov ist ein kleines Highlight, während die Deleted Scenes und der Gag Reel einen angenehmen Fan-Service bieten. Eine klare Kaufempfehlung.