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"Pam & Tommy" - Unsere Kritik zur Mini-Serie von Disney+

von Sebastian Groß

Inhalt

Sie waren das Promipaar der 1990er Jahre: Baywatch-Star Pamela Anderson und Mötley Crüe-Drummer . Ihre Beziehung wurde in den Medien ausgeschlachtet und füllte die Titelseiten der Klatschblätter. Als dem Paar ein Tresor gestohlen wird, dessen Inhalt neben Geld auch ein Sex Tape beinhaltet, stellt das nicht nur ihre Beziehung auf eine harte Probe.

Info

Die Mini-Serie startet am 2. Februar 2022 exklusiv auf Disney+, bzw. auf Star. Am Starttag erscheinen die ersten drei Episoden. Die restlichen fünf Folgen erscheinen im Wochenrhythmus. Für diese Kritik konnten alle Folgen vorab angesehen werden.

Kritik

Roter Badeanzug, wasserstoffblonde Haare, Stacheldraht-Tattoo am Oberarm, großer Busen. Mit dieser Aufzählung sollte klar sein, dass Pamela Anderson gemeint ist. Eine Persönlichkeit des öffentlichen Lebens, zu der wohl wirklich jeder eine Meinung und die wirklich jeder schon mal irgendwo gesehen hat. Sei auf Fotos, in Serien, in Filmen oder in Berichten der Klatschpresse. Oft musste die Frau herhalten für Häme, herablassende Vergleiche und schlechte Scherze über ihre Karriere oder sogar über sich selbst.

Ende der 1990er Jahre war Anderson gleichsam auf ihrem Höhe-wie Tiefpunkt. Sie und ihr Ehemann, der Rockmusiker Tommy Lee, gehörten zu den bekanntesten Menschen der Welt. Zu verdanken war das aber nicht Andersons damals gestarteten Film Barb Wire, sondern dem Sex Tape des Paares, das sie 1995 aufgenommen hatten und welches ihnen später von einem Handwerker, der Kontakte in die Pornoindustrie hatte, gestohlen wurde – mitsamt Tresor. Die Mini-Serie Pam & Tommy erzählt nun die Geschichte vom Diebstahl und den Auswirkungen.

Die Mini-Serie überrascht in zweifacher Hinsicht. Zunächst einmal nimmt sie sich sehr viel Zeit den Dieb des Tapes, einen gewissen Rand, vorzustellen und zu porträtieren. Die gesamte erste Episode fixiert sich auf ihn. Tommy und Pam kommen nur kurz vor. Das Script von Robert D. Siegel (The Wrestler) und D.V. DeVincentis (High Fidelity) und die Regie von I, Tonya -Macher erwecken den Eindruck, dass die Geschichte sehr klar und deutlich auf der Seite des Schreiners steht, der dazu von (Das ist das Ende) auch wunderbar gespielt wird. Rand wirkt zu gleichen Teilen überheblich, wie aber auch verletzlich. Tatsächlich fiebert man mit ihm mit, wenn er versucht für Gerechtigkeit zu sorgen – zumindest aus seinem Blickwinkel.

Während dieser Phase der Serie wirken die titelgebenden Pam und Tommy noch wie Abziehfiguren. Es sind wandelnde Bestätigungen von den Erwartungen, die wir an sie haben. Daran ändert auch die zweite Episode nichts, in der wir erfahren, wie sie zwei sich kennengelernt haben. Dabei zeigt sich, dass Regisseur Gillespie wirklich ein gutes Händchen hat, Charakterprofilierungen immer wieder mit Überraschungen zu versehen, die so nicht erwartbar waren. Hier soll nicht zu viel verraten werden, aber Tommy Lee hat in der Folge eine durchaus amüsante Diskussion mit einem guten, alten Freund.

Bis zum Ende der dritten Episode fühlt und sieht sich die Produktion an, wie eine kurzweilige Comedyserie, die mit dickem, grünen Filzstift ein Häkchen an unsere Erwartungen an das Promipaar macht. Doch dann kommt die Wende. Wenn die dritte Folge endet, wird klar, dass Pam und Tommy eben doch mehr sind als bloß der Rocker und die Nixe. Danach wird der Tonus der anders. Die Serie behält sich eine gewisse Leichtigkeit, die aber immer wieder gebrochen wird. Manchmal mit Szenen, die man als empathische*r Zuschauer*in nur schwer auszuhalten vermag. So kurzweilig und amüsant Pam & Tommy in den späteren Episoden auch ist, die Unschuld von einst ist fort, genau wie das Bild, dass wir von Pamela Anderson hatten.

Gespielt wird diese von der Britin (Baby Driver), die wirklich nicht wiederzuerkennen ist. Trotz Perücke, Make-up und anderen Behilfsmitteln gelingt es James aus der Fantasie-Anderson eine aus Fleisch und Blut zu machen. Nicht nur dem Script und der Regie, sondern auch ihr ist es zu verdanken, dass wir das Sexsymbol vermutlich endlich als das wahrnehmen, was sie ist: ein Mensch. Da ist es schade, dass ihr Serien-Partner es nicht schafft, aus seinem Tommy Lee mehr herauszuholen. Schauspieler (The Falcon and the Winter Soldier) agiert zwar mit Elan und legt eine unglaubliche Spielfreude an den Tag, aber die Serie gibt ihm doch zu wenig an die Hand, um seine Figur vollständig auszubauen. Während man am Ende der Serie Pamela Anderson mit anderen Augen sieht, bleibt Tommy Lee irgendwie ein großes Kind mit vielen Tattoos. Zuschauen tut man ihm aber gerne.

Fazit

Was beginnt wie eine Komödie, entwickelt sich mehr und mehr zu einem Porträt von Existenzen an ihrem ganz persönlichen Abgrund. Amüsant ist das auch weiterhin und dennoch, im Verlauf der acht Episoden gelingt es der Mini-Serie aus Postermotiven echte Menschen zu machen. Das Ergebnis ist so ehren- wie auch empfehlenswert.

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