Schon seit Jahren investiert BBC massiv in aufwändige Naturdokumentationen und begeistert mit den fantastischen Resultaten immer wieder aufs Neue. Als 2006 die elfteilige Planet Erde-Reihe erschien, setzte man in dem Bereich ein kleines Denkmal. Über mehrere Jahre reiste ein Team um die ganze Welt und fing, als eines der ersten auf dem Gebiet, atemberaubende Bilder in HD ein. Die Dokureihe wurde in über 130 Ländern gezeigt und erhielt mit Unsere Erde auch einen überaus erfolgreichen Kinofilm in Begleitung. Rund ein Jahrzehnt später erscheint nun mit Planet Erde II: Eine Erde – viele Welten die langersehnte Fortsetzung. Erneut wurde kein Aufwand gescheut und verschiedene Teams in über 40 Länder ausgesandt, um über 2089 Drehtage hinweg die Natur von ihrer schönsten Seite einzufangen.
Planet Erde II erstreckt sich diesmal über 6 Episoden und widmet sich dabei je Folge verschiedenen Lebensräumen zu. Thematisch abgearbeitet werden dabei: Inseln, Gebirge, Dschungel, Wüsten, Grasland und Städte. Die einzelnen Lebensräume werden in verschiedensten Winkeln der Erde betrachtet und was sie für die Lebewesen dort bedeuten. Da man innerhalb einer Stunde unmöglich allen Aspekten gerecht werden kann pickt man sich alle paar Minuten immer wieder ein Tier heraus und erzählt seine Geschichte in Kurzform. Hin und wieder handelt es sich dabei auch um Gattungen, welche zuvor noch nicht oder nur kaum vor der Kamera zu sehen waren, was das Ganze umso interessanter macht. Beispielsweise die Schneeleoparden, welche bei eisiger Kälte hoch oben auf dem Himalaya beobachtet wurden. Oder die Araguaia Flussdelphine, welche im überfluteten Tropenwald Brasiliens entdeckt wurden, wo sie wohl niemand vermutet hätte.
Doch selbst wenn es sich mal doch nur um bekannte Tiere wie Flamingos oder Pinguine handelt sind die Momente, welche das Filmteam hier einfängt, stets etwas Besonderes. Zu verdanken ist das zum einen der brillanten Technik, welche hier eingesetzt wurde. Diese war schon vor zehn Jahren, zur ersten Staffel, auf dem neuesten Stand, hat sich innerhalb dieser Zeit aber rasant weiterentwickelt und bietet so nun zahlreiche Möglichkeiten, die es zuvor noch nicht gab. Gefilmt wurde im 4K-Ultra-HD-Format, mit Einsatz von Drohnen, vielen versteckten Kameras, welche per Infrarot-Bewegungssensor automatisch filmten, mit neuesten Schwachlichtkameras, welche klare Bilder in extremer Dunkelheit erlaubten und zahlreichem weiteren Equipment, das für spektakulärste Aufnahmen sorgte. All das erlaubt einen ganz nahen Einblick in das Leben wilder Tiere, wie man es wohl selten oder teils auch nie gesehen hat. So nah, als wäre man selbst dabei. Doch der Technik allein ist das wunderschöne Resultat nicht zu verdanken, den Hut ziehen muss man ebenso vor dem beteiligten Team, das sichtlich leidenschaftlich am Werk war und trotz zahlreicher schwieriger Situationen die richtigen kreativen Entscheidungen traf. Und so sind die zu sehenden Bilder nicht nur glasklar und extrem nah am Geschehen, sondern stets aus fantastischen Winkeln gefilmt, mit gelungenen Kamerafahrten und diversen technischen Spielereien wie Zeitlupeneffekten, Zeitraffer oder einer Mischung aus alledem. So fühlt sich Planet Erde II in Sachen Inszenierung und Stilsicherheit beinahe wie ein Blockbuster an.
Alle sechs Episoden wissen zu gefallen und bieten genügend Abwechslung, um durchgehend zu begeistern. Die Entscheidung, Städten eine ganze Folge zu widmen, ist dabei besonders interessant und zeigt, dass es auch hier reichlich Faszinierendes zu entdecken gibt. Etwas schade ist, dass Meereswelten keinen Platz in die Reihe gefunden haben, immerhin sind sie ein weiterer wichtiger Lebensraum, in welchem es zudem noch vieles Unbekanntes vorzufinden gibt. Es wäre spannend zu sehen, was das Team hierbei mit der Linse eingefangen hätte.
Zu verdanken ist der insgesamt qualitativ hochwertige Eindruck auch der musikalischen Untermalung. Hans Zimmer höchstpersönlich ist für die Musik verantwortlich und zaubert uns hierbei einen Soundtrack, der in seiner epischen Vielfalt die Schönheit der Bilder bestens unterstreicht.
Im Original führt uns übrigens der britische Tierfilmer und Naturforscher David Attenborough als sympathischer Sprecher durch die sechs Folgen, in der synchronisierten deutschen Fassung ist es Christian Schult, der mit angenehmen Tonfall ebenfalls einen starken Eindruck hinterlässt.
Technisches
Polyband veröffentlichte Planet Erde II: Eine Erde - viele Welten am 6. Februar 2017 auf DVD und Blu-Ray im deutschen Handel. Alle sechs Folgen befinden sich hier ungekürzt auf der Disc (6 x 50 Min.) mitsamt begleitendem Making-Of (6 x 9 Min.). Letztere sind absolut empfehlenswert, sie zeigen einen sehenswerten Blick hinter die Kulissen und veranschaulichen bestens, mit welchen Problemen man beim Dreh zu kämpfen hatte und dass es dabei mitunter auch schon mal gefährlich wurde. Sowohl der Ton (Deutsch (DTS-HD 5.1), Englisch (DTS-HD 5.1)) als auch das Bild (16:9 – 1.77:1) sind dabei einwandfrei. Das Ganze befindet sich in einem schicken Pappschuber, welchem ein informatives Booklet beiliegt.
Kürzlich wurde Planet Erde II übrigens auch im ZDF ausgestrahlt, jedoch handelte es sich hier um eine deutlich gekürzte Fassung. Wer das komplette Material sein Eigen nennen möchte, sollte in jedem Fall zur gelungenen Disc-Umsetzung zugreifen.
Fazit
Planet Erde II: Eine Erde - viele Welten bietet atemberaubend schöne Aufnahmen durch den Einsatz modernster Technik, geschickt vermischt mit einem epischen Soundtrack von Hans Zimmer, der das Geschehen musikalisch grandios untermalt. Die Dokureihe mag, was den Informationsgehalt angeht, zwar nicht besonders stark in die Tiefe gehen, legt sein Hauptaugenmerk dafür aber gekonnt wie kein anderer auf die großartige audiovisuelle Präsentation, was garantiert für reichlich Staunen und Faszination sorgt. Und die hier zu sehenen Bilder sprechen zweifelsohne für sich.