Wie kamen Sie auf Domhnall Gleeson für die Hauptrolle im Film? Er ist ja ziemlich unbekannt.
Ja, das war interessant. Vor allem im Gegensatz zu Rachel McAdams, die man schon in so vielen Filmen gesehen hat. Mit Dom war es ähnlich wie damals bei Hugh Grant und „Notting Hill“. Wir sahen uns zig Leute an, aber nie zogen die Lacher wirklich. Bis es dann auf einmal passte. Und Dom ist sehr charismatisch und lustig. Außerdem ist er sehr bescheiden, sogar ein bisschen unsicher. Daher passte die Rolle auch perfekt zu ihm.
Dom ist eigentlich Ire, spielt in dem Film aber einen Engländer. Wussten Sie immer, dass Rachels Figur Amerikanerin bleiben sollte, oder hätten Sie sich auch bei ihr einen englischen Akzent gewünscht?
Nein, ich hielt das nicht für notwendig. Die Geschichte funktioniert auch mit Mary als Amerikanerin wunderbar.
Ist es tatsächlich nur eine Frage der Zeit, die wahre Liebe und das ganz große Glück zu finden?
Letzten Endes kann auch ich Ihnen das immer noch nicht wirklich sagen.Es ist wahrscheinlich eine Frage von zeit und Glück. Ich kann mich noch gut daran erinnern, wie ich mit 23 Jahren in meinem Auto saß und dachte ‚ ich würde niemals eine Freundin finden. Aber dann passierte es einfach, uns so fand ich meine Frau, weil sie einfach nicht locker ließ. Ich glaube, das Verrückte an der Liebe ist, dass wir über sie nicht so rational nachdenken, wie über andere Aspekte unseres Lebens. Wir machen uns tierisch viele Gedanken darüber, welchen Job wir annehmen sollen, daten aber eine ganze Reihe von Menschen, die so rein gar nicht zu uns passen.
Was hat Sie zu dieser Geschichte inspiriert?
Es war eine ganz banale Konversation, die ich mit einem Freund führte, den ich nicht so oft sehe. Wir dachten uns: was würden wir tun, wenn wir nur noch einen Tag zu Leben hätten. Und uns beiden war sofort klar, dass wir keine dieser Riesensachen machen wollen würden. Wir würden nicht nach Monte Carlo ins Casino fliegen, mit Kate Moss ausgehen oder einen Oscar gewinnen. Denn all diese Dinge sind auch mit Stress und Ängsten behaftet. Wenn es unser letzter Tag wäre, würden wir genau das tun wollen, was wir normalerweise tun. Mit der Familie schön frühstücken, den Tag verbringen, beisammen sein, gemeinsam „Nashville“ im Fernsehen gucken (lacht). Es sind diese kleinen Dinge, in denen das wahre Glück liegt. Ich glaube, das ist wirklich so. Wahrscheinlich ist es den meisten von uns nicht klar: die Dinge, die uns wirklich glücklich machen, haben wir meist schon. Wir sind nur zu sehr damit beschäftigt, uns Ziele zu setzen und uns Sorgen um die Zukunft zu machen, um das Glück wirklich zu erkennen. Das ist eine ganze simple Message. Und weil sie so simpel ist, wollte ich sie mit einer komplexeren Geschichte erzählen. Ich dachte, wenn jemand die Möglichkeit hat, alles immer wieder zu erleben, so lange, bis es perfekt ist, dann wird er eines Tages lernen, was wirklich zählt.
Wenn Sie selber durch die Zeit reisen und etwas an einem Ihrer Filme verändern könnten, was wäre das?
Hugh Grants Frisur in „Notting Hill“. Die ist furchtbar. Ich habe keine Ahnung, warum mir das damals nicht auffiel. Seine Haare sind viel zu voluminös. Es sieht aus, als ob er einen Laib Brot auf dem Kopf sitzen hätte. Jedes Mal, wenn ich das heute sehe, rege ich mich darüber auf. Es gibt natürlich auch noch andere Dinge, aber das fällt mir jetzt spontan ein.
Hatten Sie jemals Bedenken, dass ihr Film, vor allem auch mit Rachel McAdams in der Hauptrolle, dem Film „Die Frau des Zeitreisenden“ zu ähnlich werden könnte?
Nein, eigentlich nicht. Ich hatte „Die Frau des Zeitreisenden“ gesehen und machte mir Sorgen, dass sie vielleicht nein sagen würde. Aber ich selber hatte da keine Sorge. Ich finde auch, dass die Geschichten, mit Ausnahme der Zeitreisen, komplett verschieden sind.
Heutzutage gibt es viele groß aufgemachte Filme im Kino: Action, 3D, Special Effects, große Dramen. Glauben Sie, dass wir vielleicht vergessen haben, wie es ist, einfach nur ins Kino zu gehen, um ganz entspannt eine kleine nette Geschichte anzusehen?
Ich glaube, das liegt eher am Marketing als an dem Erlebnis, das man letzten Endes hat. Ich glaube, sobald man den Kinosaal betritt, lässt man sich voll und ganz auf das ein, was man nun vor sich sieht. Es geht eher darum, die Leute überhaupt erst ins Kino zu bringen, wenn es sich nicht um eine Riesensache handelt. Ich selber sehe mir unheimlich gerne kleine Filme an. Ich glaube, das Problem ist, dass die Menschen immer denken, sie würden nur einen großen Actionfilm sehen wollen. Dabei ist dem nicht immer so. Meine Familie und ich sahen uns diesen Sommer einen der größten Blockbuster an – ich werde nicht sagen, um welchen es sich handelte – aber zu einem gewissen Zeitpunkt waren alle sechs von uns tatsächlich eingepennt. Durch das Marketing kriegt man die Massen in die großen Filme gekarrt, aber letzten Endes sind sie nicht unbedingt besser. Aber sobald man in diesem dunklen Raum sitzt, lässt man sich auf alles ein und kann auch von einem kleinen Film total eingenommen werden.
Wie empfinden Sie das Filmemachen heute im Vergleich zu vor 20 Jahren?
Was mich am meisten begeistert, sind die technischen Verbesserungen der Kameras. Früher waren die Möglichkeiten begrenzter und das Equipment schwerer und längst nicht so beweglich. Alleine dadurch hat sich die ganze Erfahrung des Drehs für mich verändert. Mir gefällt es auch sehr, dass es wesentlich mehr britische Filme gibt. Als ich „Vier Hochzeiten und ein Todesfall“ machte, gab es vielleicht vier britische Filme pro Jahr. Dieses Jahr waren es eher 40.
Die Zeitreisen in „Alles eine Frage der Zeit“ sind ohne große Effekte inszeniert und wirken sehr geerdet und realistisch. Wie kam es dazu?
Das war eher zufällig. Man könnte auch sagen, dass es aus einer Intuition heraus geschah. Ich dachte, wenn mir jemand sagen würde, ich solle versuchen, durch die Zeit zu reisen, dann würden wir es wahrscheinlich alle genauso machen. Wir würden unsere Augen zusammenkneifen und an etwas denken, in der Hoffnung, das würde etwas bewirken.
Was einem bei Ihrem Film sofort auffällt, ist das schöne Setdesign. Die Atmosphäre ist einfach sehr schön eingefangen und jedes Apartment, jedes Restaurant und das Haus an den Klippen wirken sehr einladend. Wie haben Sie diese Orte gefunden?
Ich glaube, alle am Set waren darauf bedacht, die Locations und die Darsteller sehr realistisch aussehen zu lassen. Besonders Rachel (McAdams) war es wichtig, nicht wie ein Hollywood Star zu wirken. Das Haus, in dem Tims Familie wohnt, war natürlich ein sehr wichtiger Bestandteil des Films und es war uns sehr wichtig, ein echtes Haus zu finden und nicht etwa ein Set dafür zu bauen. In diesem Haus in Cornwall wohnt tatsächlich eine Familie, die für zwei Monate auszog und uns ihr Zuhause überließ. Ich glaube, dass das auch zu der Atmosphäre am Set beitrug. Nie ging jemand von uns in einen Trailer, um sich zurückzuziehen. Wir verbrachten all unsere Zeit gemeinsam in diesem Haus, am Strand und am Garten. Dadurch kam eine sehr entspannte und familiäre Stimmung auf, von der ich hoffe, dass man sie im Film wieder findet.
Wenn Sie selber durch die Zeit reisen könnten, in welches Jahrzehnt würden Sie gerne einmal reisen? Oder vielleicht sogar an das Set eines bestimmten Films?
Ich bin eigentlich mit dem Hier und Jetzt sehr zufrieden. Das ging mir schon immer so. Was die Filme angeht: Ich glaube, dass fast alle Menschen die zehn Lieblingsfilme ihres Lebens im Alter von 16-25 Jahren entdecken. Das ist ein Alter, das uns prägt, in dem wir feststellen, was uns wichtig ist und was uns bewegt. Natürlich ist es für die meisten Menschen auch das Alter, in dem wir uns das erste Mal verlieben. Für mich sind es aber auch moderne Filme, die ich liebe. Zum Beispiel „500 Days of Summer“, „Like Crazy“ und „Vergiss mein nicht“. Ich sehe den Sinn darin nicht, immer vergangenen Zeiten nachzutrauern. Die Gegenwart ist doch wunderbar. Und wir können aus ihr machen, was wir wollen.