Wie oft hat man nun schon gedacht, dass das James-Bond-Universum seinen inhärenten Irrsinn nicht noch höher türmen könnte. „James Bond 007 – Moonraker – Streng geheim“ aber schafft es mühelos, ein neues Kapitel in Sachen entfesseltem Geblödel aufzuschlagen. Lewis Gilbert, der hier zum letzten Mal ein Leinwandabenteuer der Doppelnull unter seine Ägide genommen hat, lässt den Dingen herrlich unbekümmert freien Lauf, Roger Moore wirkt steifer denn je, rückt sein aristokratisches Äußeres mit Entzücken ins Rampenlicht und findet seine verbalen Klopper dann letztlich selber etwas zuuu lustig. In der programmatischen Pre-Titel-Sequenz aber geht es erst mal ums Eingemachte: In luftiger Höhe muss sich James Bond im sinkenden Nahkampf beweisen, um an den Fallschirm heranzukommen, den sein Gegner auf dem Rücken trägt. Wenn die Kastenkante Beißer dann hinterhersaut, wird der Nervenkitzel schlagartig in reinrassigen Klamauk konvertiert – Aber um etwas anderes ist es „James Bond 007 – Moonraker – Streng geheim“ gar nicht gelegen. Die Ermittlungsarbeit von Bond hätten die Pfefferkörner erledigen können, der Stimulus (eine entwendetes Space Shuttle) deutet es indes geradewegs an: Der Agent im Geheimdienst Ihrer Majestät wird den Sternen noch zum Greifen nahe sein, denn es geht für ihn ab in die unendlichen Weiten des Alls, auch wenn ihm das verdiente Kopulieren in der Schwerelosigkeit dann doch etwas mehr am Herzen liegt. „James Bond 007 – Moonraker – Steng geheim“ ist eskapistischer (Weltraum-)Quatsch zum Liebhaben, nicht mehr nur nahe der Persiflage, sondern immer mittendrin und voll dabei. Dass Bonds Widersacher Sir Hugo Drax (Michael Lonsdale) als abgebrochener Gartenzwerg mit Fascho-Phatansie daherkommt, passt da natürlich wunderbar ins unbefangene Bild. Und dank Derek Meddings' eindrucksvoller Effekte, die im richtigen Moment von John Barrys Kompensation akzentuiert werden, vermag auch das Bauklötzestaunen nicht gänzlich der Sinnbefreitheit in den Schoß fallen.
von Pascal Reis