Bevor Harrison Ford Indien ein Jahr später im herausragenden „Indiana Jones und der Tempel des Todes“ als mystischen Abenteuerschauplatz kennenlernen durfte, wurde unserer kavaliersmäßigen Doppelnull bereits das Privileg zuteil, die indische Küche kennenzulernen (glubschender Schafkopf) und in höchster Not durch das Unterholz vor Ort zu wurschteln, wo Tiger, Spinnen, Schlangen, Blutegel und Krokodile nicht unbedingt liebevoll seinen Weg passierten. Aber „James Bond 007 – Octopussy“ ist mal wieder ein Bond, der das große Kuddelmuddel in beinahe jedem Moment sucht (und findet), angenehmer als „James Bond 007 – Diamantenfieber“, aber dann doch nicht ganz so spaßbringend wie etwa „James Bond 007 – Moonraker – Streng geheim“. Die Pre-Titel-Sequence zeigt dann auch handfest auf, dass John Glen James Bond nicht mehr in etwas melancholischer Taktung fungieren lässt, wie noch im Vorgänger „James Bond 007 – In tödlicher Mission“, hier wird dem Affen Zucker im Übermaß durch die Gitterstäbe geworfen. Und passenderweise darf sich James Bond (weniger Bond, mehr derAlain Delon aus den oftmals unsäglichen 80s-Action-Vehikel: Roger Moore) dann auch mal in ein Gorillakostüm quetschen, bevor er sich unter Clownschminke gar zu selbigem Kasper für die Massen erklärt. „James Bond 007 – Octopussy“ ist nicht einfach als nonchalante Parodie auf das eigene Universum und all seine ikonischen Eigenheiten zu verstehen, oftmals verliert die Inszenierung den Boden unter den Füßen und lässt seinen Titelhelden Opfer einer unzulässigen Bloßstellung werden. Dass „James Bond 007 – Octopussy“ zweifelsohne Unterhaltung generiert, ist nicht von der Hand zu weisen, diesem Kessel Buntes entspringt sogar auch mal ein sanfter Rupienregen und eine Dame mit Oktopus-Fimmel, während Kamal Khan und General Orlov nie in der Lage sind, echte Bedrohung in das Szenario zu befördern, obwohl hier ein Atomkrieg provoziert werden will. Hier gilt eben nur eine Sache: Manege frei und ab dafür.
von Pascal Reis