Zum Abschluss dieses kleinen Specials möchte ich euch die kürzlich erschienene Shaw Brothers Box vorstellen (seit September dank Edel Germany GmbH im Handel), die mit ihrem Umfang von 11 Filmen und einer Laufzeit von 1190 Minuten nahezu jeden Martial Arts Fan glücklich machen dürfte.
Den Anfang machen „The 36th Chamber of Shaolin“ und „Return to the 36th Chamber“, beides für sich genommen ganz hervorragenden Filme, die in erster Linie das Training von Protagonist Chia-Hui Liu zum Thema haben. Wer sich für meine Meinung bezüglich „36th Chamber“ interessiert, den verweise ich einfach mal fix auf unser Kung-Fu Special. Der erste Teil der Trilogie ist natürlich schon lange ein Klassiker, doch auch dessen Nachfolger muss sich vor anderen Genre Größen nicht verstecken.
In „Return to the 36th Chamber“ spielt Chia-Hui Liu einen Hochstapler, der sich als großer Kung Fu Kämpfer ausgibt, um den Arbeitern einer Färberei zu helfen. Als sein Schwindel jedoch aufliegt ist er gezwungen im Shaolin Tempel Zuflucht zu suchen. Anstatt dort jedoch die hohe Kampfkunst zu trainieren, wird er mit der Erneuerung der Fassade beauftragt, welches ihn für mehrere Jahre auf Trab hält. Doch während er eifrig arbeitet übt er im geheimen die Bewegungen der Mönche, die unter seinem Arbeitsplatz trainieren.
Der Film überzeugt vor allem das „Zimmermann Kung Fu“, welches Choreograph Chia-Liang Liu speziell für den Film entwickelte, welches eine Mischung aus alt bekannten Stilen und den Handwerksutensilien eines Zimmermanns darstellt.
Weiter geht es mit „Die Blutsbrüder des gelben Drachen“ und „Die 13 Söhne des gelben Drachen“, welche, trotz des gleichen Namens, keine kohärente Geschichte erzählen.
Was sie indes verbindet, ist der generelle Tonfall beider Werke, denn hier liegt der Fokus ganz klar auf den Figuren und den Konstellationen zwischen ihnen. Liebe, Ruhm, Macht und die Angst all dies wieder zu verlieren, dies sind die Motive, die aus Brüdern Rivalen und aus einstigen Freunden Todesfeinde machen.
Zwar sind die Kämpfe hier oft nur Mittel zum Zweck als tatsächliches Schauwerk, dennoch können Darsteller und Storytelling auf ganzer Linie punkten.
Die Filme aus den Shaw Studios nahmen sich gerne reale Settings aus der langen Geschichte Chinas zum Vorbild, so etwa auch in „Der Tempel der Shaolin“ und „Die Todesfäuste der Shaolin“. Beide spielen etwa zur gleichen Zeit in der Ching Dynastie, in der die Regierung die Shaolin Tempel mit argwöhnischen Augen beobachtete. Die Angst, die dort lebenden Mönche würden im Geheimen zum Kampf gegen das Regime ausgebildet entlud sich schlussendlich in einen Ausbruch blinden Hasses, welchem viele der Mönche zum Opfer vielen.
Sicherlich kein rühmlicher Punkt in Chinas Historie, doch dafür eine hervorragende Ausgangslage um eine fesselnde Geschichte zu erzählen.
Die beiden Werke bilden im übrigen auch den Startschuss für die Karriere von Alexander Fu Sheng, der einst als Nachfolger Bruce Lees angesehen wurde.
Ein ebenfalls gern genommenes Stilmittel ist die Rivalität verfeindeter Clans, zu sehen in „Die Herrschaft des Schwertes“. Als Zuschauer verfolgen wir Protagonisten Meng Sheng Wen, der als Auftragsmörder das Oberhaupt des Lung Meng Clans liquidieren soll. Zeitgleich bringt jedoch auch der Anführer des Roc Clanes, welcher seit ewiger Zeit mit dem Lung Meng Clan verfeindet ist, eine Männer in Stellung. Es entbrennt eine blutige Fehde um die Vorherrschaft in der Martial Arts Welt.
Eine ähnliche Thematik verfolgt auch „Das Höllentor der Shaolin“, in dem es, dank der intrige eines hohen Militärgenerals, zu einer blutigen Fehde zwischen zwei befreundeten Shaolin Klostern kommt. Geschichtlich setzt sich der Film dabei vor die Ereignisse aus „Die Todesfäuste der Shaolin“, sprich er spielt zu einer Zeit, in der die Regierung die Tempel zwar duldete, sie jedoch bereits mit großem Argwohn betrachtete.
Für den Film standen gleich 6 hochkarätige Kung Fu Experten vor der Kamera, unter anderem Chien Sun, Pai Wei, Meng Lo und Philip Kwok, die man etwa aus solch berühmten Werken wie „Hard Boiled“, „Five Deadly Venoms“, „The Young Master“, oder „Story of Ricky“ kennt.
Der Film erzählt die Geschichte des Draufgängers Ma Yung Chen, der in der Großstadt Shanghai sein Glück sucht, doch dank seiner Kampfkunst schon bald ins Visier fieser Kartellbosse gerät.
Hauptdarsteller Kuan Tai Chen, der zuletzt in RZAs „The Man with the Iron Fists“ zu sehen war, konnte hier in seiner ersten Hauptrolle auf der großen Bühne voll überzeugen, auch wenn ihm schlussendlich vielleicht das letzte Quäntchen Glück gefehlt hat, um als Martial Arts Star Karriere zu machen.
Den krönenden Abschluss der Box stellt Chia-Liang Liu Meisterwerk „Der Killer mit der Affenpranke“ dar. Als Darsteller und als Regisseur hatte Chia-Ling gleich eine doppelte Belastung, daher ist es umso bewundernswerter, mit welcher Energie und welchem Witz er das von ihm entwickelte „Affen Kung Fu“ auf der Leinwand umsetzt. Einen nicht minderen Teil dieses Lobes muss man natürlich auch Protagonist Hou Hsiao zusprechen, der eine tolle Show auf der Leinwand abliefert und sich in Puncto Akrobatik durchaus mit dem jungen Jackie Chan messen konnte.
Die einzige Kritik die man an der Box äußern kann, ist das fehlen jeglichen Bonus Materials und die etwas lieblose Verpackung, doch all dies sind schnell vergessen, angesichts des großartigen Preisleistungsverhältnis und der Fülle an hochkarätigen Martial Arts Filmen.