Bildnachweis: © Polyband / BBC

"Sherlock" - Staffel 4 - Kritik

von Sebastian Groß

Story

Sherlock ist zurück - aber kann das Spiel einfach so weitergehen? Während Sherlock Holmes auf Moriartys nächsten Schachzug aus dem Grab wartet, stehen Dr. John Watson und Mary vor einer mindestens so großen Herausforderung: der Geburt ihres Kindes. Der rätselhafte Fall einiger zerstörter Thatcher-Büsten mündet in der dramatischen Erkenntnis, dass aus dem Spiel tödlicher Ernst geworden ist und nichts mehr so sein wird, wie es war ...

Kritik

Als die BBC 2011 die erste Staffel Sherlock veröffentlichte, sollte dies der Beginn eines der größten Serien-Hypes der letzten Jahre werden. Wieso auch nicht? Die Inszenierung und die Narration vermischten Modernes mit klassischer Detektivgeschichte, die Darsteller (allen voran natürrlich Benedict Cumberbatch und Martin Freeman) zeigten sich in toller Form und Kenner der literarischen Vorlagen von Sir Arthur Conan Doyle bekamen so viele große und kleine Verweise, dass das mehrfache Ansehen einer Episode Pflicht wurde. Eine Serie eben, die ihren Erfolg verdient hatte.

Doch mit dem großen und durchaus auch plötzlichen Erfolg kamen gleichsam auch Probleme. Spätestens mit der dritten Staffel bestand die Serie mehr aus Fan-Seervice, als wirklich guten Geschichten. Bemerkbar wurde dies vor allem durch die Einführung neuer Figuren und vor allem damit einhergehende Plot-Twists, die teils so plump und fern jeder detektivischen Eleganz vorgenommen wurden, dass Sherlock nie wieder die Qualität der Anfangszeit erreichte.

Nun ist Staffel 4 endlich auch hierzulande fürs Heimkino erschienen und bereits während der Produktion der Season war klar, dies könnte die letzte sein. Kein Wunder: Freeman und Cumberbatch sind gefragt, haben unzählige andere Projekte in der Pipeline. Da verwundert es auch nicht, dass die letzte Staffel sich wirklich wie ein Abschied anfühlt, obwohl dieser hier zu keiner Zeit wirklich voll ausbuchstabiert  wird. Steven Moffat und Mark Gatiss, die Kreativen hinter  der Serie, gaben bereits an, gerne in Zukunft wieder Sherlock zu machen, aber dann vielleicht als separate Filme, die alle paar Jahren produziert werden. Keine schlechte Idee, denn Staffel 4 hinterlässt einen ambivalenten Eindruck.

Zum einen wabert der Hauch von Goodbye durch die Szenerien, zum anderen erweckt vor allem die letzte Szene der dritten Episode die Sehnsucht, das Ermittler-Duo wieder zu sehen. Warum? Nun, vielleicht liegt es einfach daran, dass die Macher die Serie in den letzten drei Folgen von vielen befreien, was Sherlock zuvor zu schaffen gemacht hat? Vielleicht erweckt das Ende aber auch einfach nur die Erinnerung an die Anfangszeit der Serie, als diese trotz ihrer literarischen Herkunft, frisch und neuartig wirkte.

Aber wie ist denn nun die (bislang) letzte  Season? Kurz: Mittelprächtig. Moffat und Gatiss folgen erneut dem Fan-Service, servieren teils Szenen und Momente, die so über inszeniert sind, dass es den Sehgenuss nach unten drückt und vor allem wenn die Emotionen überkochen wirkt das Ganze mehr gewollt, als wirklich gekonnt. Während Episode 2 mit Toby Jones einen wirklich Erinnerungswürdigen Schurken zu bieten hat, wirkt das große Finale hingegen verzichtbar. Zwar werden hier große Geschütze aufgefahren, diese verfehlen aber ihr Ziel. Grund: Es wirkt zu der Welt von Sherlock, so wie sie einst eingeführt und vorgestellt wurde, unpassend und ist– ganz ehrlich – nicht so clever und durchdacht, wie die Macher es eine weiß machen wollen. Sherlock bleibt, ob während der gelungen Anfangsphase oder dem eher enttäuschenden Ende, eben ein astreiner Blender.

Die Blu-ray

Staffel vier erscheint auf BD und DVD. Für die Rezension hatten wir die BD-Fassung, die uns freundlicherweise von Polyband zur Verfügung gestellt wurde. Fans der Serie werden ja so oder zugreifen und das sollten sie auch, denn Staffel 4 sieht auf BD nicht nur unglaublich gut aus (der Sound ist auch gelungen), sondern bietet auch einige interessante Specials rund um die Entstehung der (vermutlich) finalen Staffel. Ein Extra-Lob geht an das Booklet. Das ist nicht sonderlich dick, doch gibt es hier noch einmal eine Unmenge von wirklich interessanten Infos zu entdecken. Die Staffel ist seit dem 12. Juni 2017 im Handel erhältlich.

Fazit

Nicht ganz so enttäuschend wie Staffel 3. Zwar können die Macher auch hier nicht die Finger vom blinden Fan-Service lassen und schludern bei der Entfaltung der Geschichte sowie den Figuren, dafür gibt es immer wieder Momente, die Erinnerungen wecken, an die Zeit, als die Serie einfach nur die klassischen Geschichten in die moderne Zeit transportierte, ohne zu versuchen mehr zu sein, als sie wirklich ist.

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