Nach mittlerweile sechs Staffeln, in den USA ist die beliebte Serie leider bereits mit einem gnadenlosen Finale zu Ende gegangen, lässt sich in Sachen SAMCRO definitiv einiges festhalten: Zum einen das Hamlet auf zwei Rädern hervorragend funktioniert und für furiose Action, explizite Gewaltdarstellung, eine düstere Abwärtsspirale sowie höchst sympathische wie vielschichte Figuren sorgt, zum anderen aber auch, dass Kurt Sutter (der selbst in der Serie als Otto zu sehen ist) ein ziemliches Genie in Sachen Storytelling ist. Denn wo andere Serien irgendwann ihren Fokus verlieren (natürlich hat auch „Sons of Anarchy“ schwache Momente), geben Jackson 'Jax' Teller (mittlerweile perfekt in seiner Rolle angekommen - Charlie Hunnam) mit der vorletzten Staffel richtig Gas und stürzen sich beim Wunsch um einen Ausstieg in die Hölle. Zumindest ist eines sofort klar: Gewalt erzeugt Gewalt und ein Fundament aus Leichen ist keine gute Bausubstanz.
Story: Jetzt, wo Clay und Tara hinter Gittern sind, kann sich Jax endlich der Zukunft des Clubs und seiner Familie widmen. Doch ist es überhaupt möglich, dem blutigen Erbe der SAMCRO-Vergangenheit je zu entkommen? Während er verzweifelt versucht, die Vision seines Vaters von einem gerechteren Club Wirklichkeit werden zu lassen, erfährt Jax Anfeindungen, Gewalt, Verrat und Betrug von allen Seiten. Der Druck wächst, Geheimnisse werden aufgedeckt, und die Zahl der Toten steigt. Am Ende dieser nervenzerreißenden Staffel steht ein Finale, mit dem sich für die „Sons of Anarchy“ noch einmal alles ändern wird…
Dank Twentieth Century Fox gibt es nun seit dem 23.07. endlich die sechste Staffel von „Sons of Anarchy“ auf DVD und Blu-Ray im Handel. Lohnt sich ein Blick? Diese Frage muss gar nicht weiter erläutert werden, denn Fans haben zumeist die Serie schon zu Ende gesehen, alle die warten mussten haben bereits vorbestellt. Doch zur Vervollständigung: JA. Und dieses ist mit Grund großgeschrieben. Es hat sich nämlich einiges verändert. Nicht nur im Chapter der SOA mit Jax als Präsident, anderen Machtverteilungen sowie neuen Gruppierungen (Peter Weller darf hierbei nicht nur als korrupter Cop auftreten, sondern auch Regie führen), sondern besonders in Erzählweise, Inszenierung, Schauspiel und Dramaturgie. Natürlich bleiben die stetigen Probleme vorhanden, die einen schnell die Frage aufkommen lassen, wann die Sons eigentlich überhaupt normal leben? Doch Kurt Sutter hat mit der sechsten Staffel einen Schritt nach vorne gemacht: Wo vorher noch Kleinteilig bestimmte Entscheidungen (unter anderem von Jax, aber auch anderen Figuren oder Club-Entscheidungen) beleuchtet wurden, geht jetzt vieles – gerade zum Ende der Staffel hin – Schlag auf Schlag. Daher nimmt auch das Tempo der Staffel enorm zu, bis alles in einem äußerst dramatischen Finale endet. Dieses lässt einmal mehr die Zuschauer mit einem offenen Mund zurück. Diese Klasse wird zudem mit einer hervorragenden Charakter-Konstellation untermalt, die immer wieder zum mitfiebern einlädt. Egal ob die innere Zerrissenheit sowie Wandlung von Jax, die Angst von Tara, die Hoffnungslosigkeit von Clay oder die Unsicherheit von Tig oder Juice. Mehr als einmal werden hier alle Karten neugemischt.
Zudem wird die Geschichte immer komplexer, während das Ziel klarer und einfacher wird: Der Ausstieg aus dem Waffenhandel. So einfach dies auch scheinen mag, so schwer wird jedoch der Weg, der mehr als einmal mit Gewalt gepflastert wird. Wie ein blutiges Schachspiel spannt sich ein riesiges Netz, das zu einer großartigen wie düsteren Abwärtsspirale führt. Jedoch bleibt da für viele Nebenschauplätze kein Platz mehr: Wayne Unser beispielsweise (gebrechlich gespielt von Dayton Callie) wird zum Spielball und Stichwortgeber und auch die Gegenspieler der Sons bleiben recht Profillos im Hintergrund (anders als in früheren Staffeln), nur um dann kurzzeitig ihren kleinen Höhepunkt zu bekommen. Gerade dies ist schade, darf doch zum Beispiel Donal Logue als verrückter wie rachsüchtiger Lee Toric einen fulminanten Start hinlegen. Genutzt wird dieses Potenzial jedoch nicht. Doch abseits dessen, und neben durchweg gelungenen darstellerischen Leistungen, gibt es nicht viel zu bemängeln. Gerade die Inszenierung hat ein sehr hohes qualitatives Niveau erreicht, welches immer wieder gelungene Aufnahmen offenbart und die gewaltvolle Szenerie gelungen verstärkt.
Vorwerfen muss sich die sechste Staffel von „Sons of Anarchy“ aber dann doch noch etwas: Ihren Hang zur übertriebenen Gewalt. Umso drastischer die Abwärtsspirale aufgebaut wird, umso häufiger gibt es Kopfschüsse, eine Menge Leichen und somit Blut im Überfluss. Natürlich ist auch Hamlet keine harmlose Kindererzählung, doch der Weg zum Finale in der siebten Staffel ist bereits jetzt mehr als deutlich und sehr explizit. Dramatik, Spannung und Überraschung ist somit vorhanden, doch auch die ernüchternde Feststellung, dass alles scheinbar auf ein Ende hinausläuft. Gerade die weiblichen Rollen leiden darunter. Bleibt zu hoffen, dass Sutter in Staffel 7 (die Kritik folgt natürlich) nachbessern kann. Kontrovers wird es aber so oder so, denn mit dem Cliffhanger bleibt bereits jetzt der Zuschauer fassungslos zurück. Dies schafft nicht jede Serie. Ein Grund mehr, warum die Sons zu dem besten zählt, was in Sachen Serien in den letzten Jahren im Fernsehen zu sehen war.
Blu-Ray: Technisch gesehen ist die Blu-Ray der sechsten Staffel von „Sons of Anarchy“ ohne jeglichen Fehler. Die Bilder sehen fantastisch aus und auch der Ton (hier sei besonders der O-Ton zu empfehlen – der dank beispielsweise dem schottischen Sprecher Tommy Flanagan grandios klingt) brilliert. Das Bonusmaterial ergänzt die Qualität der Scheiben und liefert neben Audiokommentaren, entfallenen Szenen, etwas Spaß am Set, kleine Dokus vor allem sehr ausführliche Nachworte, die gute Einblicke in die Geschichten liefern. Rundum also ein tolles Paket, was die etwas wenig ausgefallene Staffel fünf vergessen lässt. Hier kann man also bedenkenlos zugreifen.
Fazit: Staffel sechs von „Sons of Anarchy“ ist nicht nur eine gelungene Fortsetzung, sondern auch eine blutige, düstere, bittere wie gewalltvolle Abwärtsspirale sondergleichen. Blut für Blut. Ein Ausstieg in die Legalität der teuer bezahlt wird. Neben der dramatischen wie spannenden Geschichte gibt es zudem einmal mehr grandiose darstellerische Leistungen sowie eine Inszenierung, die gekonnt Überraschungen parat hält. Die explizite Gewaltdarstellung, ungenutzte Gegenspieler sowie eine zu vorhersehbare Stoßrichtung trüben zwar etwas den Gesamtblick, doch abseits dessen liefert uns Kurt Sutter reine Biker Poise.
Wertung: 9,0 von 10