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"Space Dandy" - Staffel 1 - Kritik

von Christoph Uitz

Inhalt

Der Alienjäger Dandy ist ständig auf der Suche nach neuen Lebensformen, um diese, gegen ein Entgelt, bei der galaktischen Registrierungsstelle zu melden. Begleitet wird er auf seiner Reise von Planet zu Planet von dem ordnungsliebenden Roboter QT und dem katzenähnlichen Alien Meow. Verfolgt wird er wiederum, ohne sein Wissen, von Dr. Gel, einem Handlanger des Gogol Imperiums.

Kritik

Space Dandy von Regisseur Shinichiro Watanabe, der sich auch für den Geniestreich Cowboy Bebop verantwortlich zeichnet, wirkt wie eine drogenschwangere Version von Douglas Adams  Per Anhalter durch die Galaxis. In 13 knapp 24minütigen Episoden bereist Dandy einen abstrusen Planeten nach dem anderen, begegnet ausgesprochen abgedrehten Aliens und erlebt in sich abgeschlossene Abenteuer, die er auch einige Male nicht überlebt. In bester Roadrunner-Manier startet jedoch jede Episode neu, ohne die vorherigen Ereignisse wirklich miteinfließen zu lassen.

Konstante Bestandteile sind zwar vorhanden, etwa die Restaurantkette BooBies und die Verfolgung durch Dr. Gel, doch letztlich steht jede Folge für sich selbst. Im Gegensatz zur Serie Cowboy Bebop, die trotz ihres ebenfalls fragmentarischen Stils eine nachvollziehbare Gesamthandlung vermittelt, offeriert Space Dandy keinen roten Faden. Die Episoden wirken wie Fieberträume, in welchen ein Charakter zombifiziert werden kann, nur um in der nächsten Folge frisch und munter an einem intergalaktischen Wettrennen teilzunehmen.

Dabei stellt sich vor allem die Umsetzung als unglaublich kreativ und wahnsinnig farbenfroh heraus. Sowohl die eingeführten Aliens als auch die bereisten Planeten und erlebten Abenteuer versprühen eine ungemein frische Note. Einerseits ist es beeindruckend wie viele neuartige Geschöpfe, sich, ohne jedwede Ähnlichkeit mit bereits popkulturell Bekanntem, in der Welt von Space Dandy tummeln. Andererseits ist es auch eine Freude die vielen innovativ verpackten Zitate und Hommagen zu entdecken. Space Dandy ist eine filmische Wundertüte, in welcher sich verschiedene Zeichenstile mit verrückten Farbenkombinationen und eigenartigen Soundeffekten zu einem LSD-Trip der besonderen Art verbinden.  

Teilweise rast die Inszenierung jedoch so schnell voran und wird von so vielen Schnitten beschleunigt, dass man dem verrückten Treiben nicht mehr richtig zu folgen vermag. Auch dominiert in Space Dandy der weit verbreitete, übertriebene Anime-Humor, den man als westlicher Zuschauer entweder liebt oder hasst. Tonale Überzeichnungen und Figuren, die wohl eher Karikaturen ähneln, stehen folglich ebenso an der Tagesordnung wie pubertäre Witze und ein äußerst überzeichnetes Frauenbild.

Trotz des Fehlens einer narrativen Konstante und der beinahe schmerzhaften Überfrachtung jeder einzelnen Episode entwickelt die Serie – nach einer gewissen Gewöhnungsphase – doch eine unleugbare Sogkraft. Einerseits hangelt man sich als geneigter Animefan von einem kreativen Geistesblitz zur nächsten abstrusen Idee und fragt sich insgeheim wie viel Wahnsinn in einer einzigen Serie Platz finden kann. Andererseits entdeckt man die Qualität von Shinichiro Watanabe und seinem Team auch in Folgen wie Gefährte auf der Reise durchs All, die in ihrer ungewöhnlich ernsten und durchaus nachdenklichen Herangehensweise, den ansonsten vorherrschenden Klamauk, Lügen strafen.

Technischer Part






Die vier Blu-rays umfassende Box von Kazé Anime enthält alle 13 Episoden der ersten Staffel in ungekürzter Form. Die Tonspur liegt dabei sowohl in deutscher als auch in japanischer Fassung in DTS-HD Master Audio 2.0 Stereo vor. Sowohl Ton- als auch Bildqualität sind gut gelungen. Als Bonus-Features gibt es lediglich das Clear Opening und Clear Ending, eine Image Gallery und etliche kurze (Werbe-)Trailer zu entdecken. Wären der Veröffentlichung nicht drei Space-Dandy-Booklets (und ein Anime-Info-Booklet) beigelegt, könnte man beinahe von einer Box ohne wirkliche Extras sprechen.

Fazit

Die erste Staffel von Space Dandy entpuppt sich als kreative Wundertüte, die ihre Qualität vor allem aus dem innovativen Design, der ideenreichen Machart, den unzähligen popkulturellen Referenzen und dem alles überstrahlenden Wahnsinn zieht. Das völlige Fehlen einer kohärenten Storyline, der streckenweise überbordende Erstklässler-Humor, der übertriebene Fokus auf gut gebaute Mädchenkörper und der beinahe epilepsiefördernde Inszenierungsstil machen den Space-Cocktail jedoch durchaus schwer verdaulich. Zusammenfassend kann man die erste Staffel der Serie von Shinichiro Watanabe wohl am besten als interessantes, aber streckenweise enorm anstrengendes Experiment bezeichnen, das zwar unglaublich einfallsreich aber auch wahnsinnig schwer zu verarbeiten ist. Trotzdem gilt: Besser kreativ und fordernd als einfallslos und schnell wieder vergessen. In dem Sinne: Ab ins BooBies.

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