Story
Während das Galaktische Imperium nach den Ereignissen von "Star Wars: Das Imperium schlägt zurück" unerbittlich die endgültige Niederlage der Rebellenallianz verfolgt, floriert die kriminelle Unterwelt. Spieler schlüpfen darin in die Rolle der geschickten Diebin Kay, die die Aufmerksamkeit von Sliro, dem Anführer des neuen, bedrohlichen Verbrechersyndikats Zerek Besh erregt. Nachdem Sliro ein Kopfgeld auf Kay ausgesetzt hat, bietet sich Kay und Nix die einzige Chance auf Freiheit - sie müssen einen der größten Raubzüge aller Zeiten durchführen. Kay und Nix müssen sich in der Unterwelt der Galaxis zurechtfinden und ihren Ruf bei legendären kriminellen Organisationen wie dem Pyke-Syndikat, dem Hutten-Kartell, dem Ashiga-Clan und Crimson Dawn verbessern, während sie sich von Straßendieben zu erfahrenen Gesetzlosen entwickeln.
Kritik
Seit vielen Jahren lag die exklusive Lizenz für Star Wars-Videospiele bei Electronic Arts, was Games wie Star Wars Battlefront I und II, Star Wars: Squadrons, Star Wars Jedi: Fallen Order oder Star Wars Jedi: Survivor hervorbrachte. 2023 endete der Deal und ermöglichte es nun auch anderen Publishern mit eigenen Projekten mit einzusteigen. Den Start macht nun Ubisoft mit Star Wars Outlaws, das das erste Open World-Abenteuer der Sternensaga markiert und sich rein an Solospieler richtet. Entwickelt wurde das Action-Adventure von Massive Entertainment, die zuvor an Avatar: Frontiers of Pandora, den beiden The Division-Spielen sowie Far Cry 3 gewerkelt haben und somit einiges an Expertise mitbringen. Wir haben uns in die kriminelle Unterwelt in der weit, weit entfernten Galaxis begeben und möchten an dieser Stelle unsere Eindrücke wiedergeben.
Wir schlüpfen in die Rolle der Kleinganovin Kay Vess, die sich zusammen mit ihrem Alien-Schoßhündchen Nix mit diversen Aufträgen über Wasser hält. Dabei verscherzt sie es sich mit einem Verbrechersyndikat, das ein Kopfgeld auf sie aussetzt. Der einzige Ausweg ist ein großer Heist mit dem richtigen Team, das über die Galaxis hinweg rekrutiert werden muss. Star Wars Outlaws erzählt eine insgesamt sehr unterhaltsame Geschichte am Rande der üblichen Jedi-Saga, bei der es mal nicht um galaktische Kriege und dem Retten von Welten geht, sondern um Machtkämpfe unter Verbrechern im Hintergrund. Die Kampagne kann mit einigen Überraschungen und jeder Menge Popcorn-Kino aufwarten und funktioniert vor allem auch dank seiner interessanten Charaktere wirklich gut. Vor allem das Protagonisten-Duo ist äußerst charmant geschrieben und dürfte schnell in die Herzen seiner Spieler eingeschlossen werden.
Aus der Third Person-Perspektive erkunden wir mehrere Planeten oder einzelne Orte auf ihnen (Tatooine, Toshara, Akiva, Kijimi und Canto Bright auf Cantonica) mit mal mehr mal weniger großen Bereichen, erledigen zahlreiche Haupt- und Nebenmissionen und widmen uns bei Bedarf auch diversen Minigames (cool: das Sabbac-Kartenspiel) und anderweitigen Aktivitäten. Dabei gibt es im Wesentlichen einen Mix aus Erkunden, Schleichen, Ballern und Klettern, der Elemente aus Spielen wie Uncharted, Watch Dogs und Mass Effect gekonnt vereint und ordentlich bei Laune hält. Wer befürchtet, eine Spielwelt nach Formel vorzufinden, in der (generischer) Content als bloßer Zeitfüller in alle Ecken gestopft wurde, um die Spielzeit endlos zu strecken, dem sei an dieser Stelle Entwarnung gegeben. Natürlich gibt es auch hier sich wiederholende Aktivitäten wie in so vielen anderen Open World-Games, die mit der Zeit redundant werden, doch Ubisoft hat sich diesmal sichtlich bemüht, ein angenehm kompaktes Abenteuer voller besonderer Momente zu schaffen, das auf viel Handgemachtes setzt und den Spieler vor einer ausufernden Symbolflut auf der Karte verschont. Fühlt sich somit wesentlich angenehmer an.
Die Umgebungen sind liebevoll gestaltet, vor allem Städte wie Mirogana, Kijimi City oder Mos Eisley punkten mit ihrer hohen Detailverliebtheit. Piepsende Droiden, schnaufende Banthas, herumtappende Javas und so viel mehr wohin das Auge reicht. Star Wars Outlaws ist äußerst atmosphärisch ausgefallen und lässt echtes Star Wars-Feeling aufkommen. Nicht selten erwischt man sich dabei dem wilden Treiben um einen herum einfach verträumt zu folgen. Etwas mehr Interaktionsmöglichkeiten mit den Bewohnern wäre sicherlich noch etwas schönes gewesen, doch auch so gibt es mehr als genug zu tun. In den weitläufigen Außenbereichen, die wir mit unserem schnellen und etwas hakelig zu steuernden Speed Bike bereisen, erwarten uns diverse (mit der Zeit sich wiederholende) Events, auflauernde Gegner und zu erkundende Ortschaften wie Höhlen, Außenposten oder stillgelegte Mienen. Wer Freude daran hat, kann hier etliche Stunden mit zusätzlichen Aufgaben verbringen, ansonsten führen die Hauptmissionen bereits wunderbar durch die Lande zu den wichtigsten Punkten der Karte.
In unserem Journal werden Missionen und alle Hinweise, die wir zu ihnen finden, sinnvoll miteinander verknüpft und weisen uns auf der Map in der Regel auch stets den Weg, sodass man bei der Fülle, die sich hier mit der Zeit ansammelt, stets den Überblick behält. Abgesehen von einigen Fetch-Quests finden sich auch hier nette kleine Geschichten, die sich stimmig in die Welt von Star Wars einfügen. Das Besondere an vielen von ihnen: Je nachdem, welchen Aufgaben wir nachgehen oder welche Entscheidungen wir dabei treffen, steigen oder fallen wir in der Gunst der vier Fraktionen (Pyke-Syndikat, Crimson Dawn, Huttenkartell, Ashiga-Clan), die allesamt eigene Ziele verfolgen und gegeneinander arbeiten. Stehen wir bei einer Fraktion gut, erhalten wir Zugang zu versperrten Bereichen, bekommen von ihren Händlern besondere Waren angeboten, werden mit speziellen Missionen versorgt und es winken lohnenswerte Belohnungen. Haben wir es uns mit ihnen verscherzt, wollen sie mit uns nichts zu tun haben und eröffnen sogar bei Blickkontakt das Feuer.
So oder so: allen recht machen wird man es nie können, es gilt also stets abzuwägen, was man tut. Und das erfordert auch manch schwierige Entscheidung in Momenten, in denen man damit nicht rechnet. Das Ruf-System mag nicht hochkomplex sein, funktioniert aber ziemlich gut und wertet das Missionsdesign definitiv auf. Lohnenswert sind Missionen natürlich auch für die Beute, die wir dabei erhalten, die oftmals wichtige Komponenten für Upgrades mit sich bringt. Denn im Laufe der Zeit können wir unser Raumschiff, unser Speed Bike und unseren Blaster immer weiter aufwerten, wenn wir die dafür nötigen Teile finden. So bekommt unser Raumschiff beispielsweise bessere Schilde oder Laserkanonen, während unser Blaster eine Schnellschuss-Funktion oder Sprengmunition erhält.
Kay erlernt im Laufe der Zeit auch allerlei neue Fähigkeiten, die jedoch nicht wie so oft in anderen Games einfach per Erfahrungspunkte freigeschaltet werden, sondern ebenfalls hinter einem motivierenden System stecken. Denn in Star Wars Outlaws gilt es zunächst verschiedene Trainer zu finden, um hinterher durch abgeschlossene Herausforderungen an deren Skills zu kommen. Das sind oftmals Dinge, die sich prima in den eigentlichen Spielablauf integrieren lassen: Mal gilt es Nix irgendwie eifersüchtig zu machen, mal müssen Gegner bei Feindkontakt erfolgreich beschwatzt und betäubt werden. Wer diese kleinen Challenges absolviert, kann fortan unter anderem Rauchbomben einsetzen oder Alarmsysteme zu tödlichen Fallen manipulieren.
Begeben wir uns auf eine Mission in feindliches Gebiet, so haben wir stets die Wahl, rabiat oder heimlich vorzugehen. Letzteres hat den Vorteil, dass wir den Unmut der jeweiligen Fraktion nicht auf uns ziehen. Und dass wir schlagfertige Gegenwehr umgehen. Außerdem macht das Vorgehen im Stealth-Modus wirklich Spaß, wenn wir diverse Systeme (Kameras, Geschütze, verschlossene Türen) hacken und unserem Begleiter Nix passend mit einbeziehen. Der hört nämlich auf eine Vielzahl an Kommandos und kann Gegner ablenken, sie angreifen, entfernte Schalter betätigen, uns Gegenstände holen, Gasbehälter zur Explosion bringen uvm. Die Gegner-KI ist leider nicht immer die hellste Kerze auf der Torte und lässt sich leicht austricksen, da hat Massive Entertainment mit The Division schon Besseres umgesetzt. Dennoch ist stets Konzentration gefragt, um ja keinen Fehler zu machen. Geht der Versuch einmal doch nach hinten los und es erklingt der Alarm, bleibt einem nichts übrig, als sich den Weg freizuschießen. Kay setzt dabei hauptsächlich ihren Blaster ein, kann aber auch weitere Waffen wie ein Scharfschützengewehr oder einen Granatwerfer aufheben. Ärgerlich: Behalten können wir die zusätzlichen Waffen nicht dauerhaft und Kay verliert diese auch bereits dann, wenn sie auch nur eine Leiter besteigt oder sich über einen Abhang mit ihrem Enterhaken hangelt. Hier darf Ubisoft gern ein wenig nachbessern, damit die Waffen nicht bei jeder Aktion fallengelassen werden.
Unterwegs ist man nicht nur auf verschiedenen Planetenoberflächen, sondern macht auch Abstecher in den Weltraum. Dort fliegt man mit seinem Raumschiff durch den Orbit der angesteuerten Planeten und bekommt es mit feindlichen Schiffen und Piraten zu tun. Die Weltraumkämpfe sind sicherlich nicht so komplex wie in einem Star Wars: Squadrons, spielen sich aber durchaus funktional und griffig. Zwischen Meteoriten und Weltraumschrott bergen wir dann immer mal treibendes Gut oder verteidigen verbündete Schiffe, wenn diese um Hilfe bitten. Viel mehr ist im All aber nicht zu tun, was leider eine verpasste Chance ist. Hier hätte es sich durchaus angeboten, mehr Events oder besondere Missionen mit abweichendem Ablauf anzubieten und den Spieler auch mal geheime Orte entdecken zu lassen.
Technisch macht Star Wars Outlaws auf der PS5 eine insgesamt gute Figur und lässt sich in drei Modi (Qualität, Performance und einem Mix aus Beidem) spielen. Letztgenannter erwies sich im Test als der wohl beste, da die Grafikqualität hier auf einem guten Niveau bleibt und die FPS weitestgehend stabil bei 40 liegen. Das Spiel läuft darin angenehm flüssig und auch Bugs sind eher eine Seltenheit (kam im Test nur zweimal zu einem Absturz). Optisch mag man es vielleicht nicht ganz mit einem Grafikkracher wie Horizon: Forbidden West aufnehmen können, dennoch ist Star Wars Outlaws ein wirklich hübsch anzusehendes Spiel, das den Zauber der Filme visuell toll einfängt. Vor allem akustisch darf dann noch richtig aufgetrumpft werden, denn nicht nur die Sprecher (auch in der deutschen Fassung) leisten hervorragende Arbeit, auch die musikalische Untermalung ist großartig und stilistisch nah an den Filmen.
Fazit
"Star Wars Outlaws" mag vielleicht keine Innovationen im Open World-Genre auffahren, setzt aber seine einzelnen Komponenten gut und stimmig zusammen. Eine liebevoll gestaltete Spielwelt mit sympathischen Charakteren, einer unterhaltsamen Story und ganz viel fürs Fanherz, in die man sich gern für einige Zeit verliert. "Star Wars"-Feeling kommt da ganz bestimmt auf.