The Tribe – Eine Welt ohne Erwachsene war um die Jahrtausendwende weltweit ein großer Erfolg und schaffte es von 1999 bis 2003 auf insgesamt 260 Episoden in 5 Staffeln. Die neuseeländische Science-Fiction-Jugendserie, die seinerzeit in Deutschland im KIKA lief, hat auch heute noch eine große Fangemeinde.
Inhalt:
Eine Welt ohne Erwachsene! Nachdem ein Forschungsexperiment komplett schiefgelaufen ist, überleben auf der Erde nur Kinder und Jugendliche. Um dies zu meistern, bilden sie verschiedene Stämme und müssen fortan das Leben allein bewältigen. Der Stärkere gewinnt. Die Locos sind beispielsweise eine gefährliche Truppe, die alle in Angst versetzt und versucht, das Regiment zu übernehmen. Amber und Dal können jedoch fliehen und lernen dabei neue Freunde kennen ...
Die Handlung mag vor 20 Jahren noch utopisch geklungen haben, aber aus heutiger Sicht erscheint ein Virus, das die gesamte erwachsene Bevölkerung vernichtet, gar nicht mehr so unrealistisch zu sein. In dieser Welt müssen sich nun Kinder und Jugendliche allein zu Recht finden. Man mag jetzt vielleicht ein düsteres Endzeitszenario erwarten, aber The Tribe ist tatsächlich eine reine Jugendserie, die ihren Fokus stark auf jugendtypische Probleme legt. Es geht um Liebeskummer, Eifersucht, Neid und Missgunst, aber auch um Vertrauen und Freundschaft. Vom Aufbau her ähnelt die Serie stark einer Soap und ist vielleicht am ehesten vergleichbar mit der deutschen Serie Schloss Einstein. Allein mit dieser Thematik lässt sich der weltweite Hype jedoch nicht unbedingt erklären.
Die Serie lebt stark von ihren Figuren, die als Jugendliche und Kinder in einer apokalyptischen Welt aufwachsen müssen, in der sie vollkommen auf sich allein gestellt sind. Vielleicht mag es zunächst für Jugendliche ganz verlockend klingen, in einer Welt zu leben, in der die Erwachsenen keine Vorschriften machen. Es zeigt sich aber schnell, dass die Realität ganz anders aussieht und sie selbst nun Verantwortung haben. Die Älteren müssen die Führung übernehmen und sich um die Jüngeren kümmern. Alle müssen lernen, sich in dieser neuen Welt zurechtzufinden und zu überleben. Die sich daraus ergebenen Probleme stehen daher ebenfalls im Mittelpunkt und im Verlauf der ersten Staffel wechselt der Fokus mehr in diese Richtung. Es geht darum Nahrung und Wasser zu finden, Strom zu erzeugen und vor allem sich vor anderen Gruppen zu schützen, denn auch in einer Welt ohne Erwachsene gibt es immer noch diejenigen, die nach Macht streben und andere unterdrücken. Diese dystopische Stimmung erinnert an die Serie The 100, in der eine Gruppe jugendlicher Straftäter auf die verseuchte Erde entsandt wird, um herauszufinden, ob ein Leben auf der Erde wieder möglich ist. Auf der Erde lauern jedoch einige Gefahren. Auch für die Figuren in The Tribe ist das Leben sehr gefährlich, aber natürlich wird hier alles sehr jugendfreundlich verpackt.
Die Stadt wird von Gruppen, wie den Locos und den Demon Dogs beherrscht, die nach dem Prinzip „Power und Chaos“ leben. Daher versuchen Amber (Beth Allen, Treasure Island Kids: The Battle of Treasure Island) und Dal (Ashwath Sundarasen) die Stadt zu verlassen. Da sie sich aber immer wieder verstecken müssen, ziehen sie sich in eine Mall zurück. Zusammen mit anderen wählen sie die Mall als ihren Unterschlupf. In dieser lebt bereits Jack (Michael Wesley-Smith), der ein wahrer Tüftler ist und immer wieder für die Gruppe etwas entwickelt, etwa um das Wasser zu filtern oder um Strom zu erzeugen. Die Gruppe wächst nach und nach und es ergeben sich Spannungen. Sie merken bald, dass sie eine gewisse Struktur benötigen und es außerdem gewisser Regeln für ein Zusammenleben bedarf. Neben zahlreichen Streitigkeiten und „großen“ Liebesdramen ist wohl der Streit darüber, wer die Gruppe führen soll von zentraler Bedeutung. Auch wenn der vermeintliche Anführer Lex (Caleb Ross) glaubt, die Gruppe zu führen, so ziehen im Hintergrund eigentlich eher die weiblichen Protagonisten, allen voran Amber, die Fäden und verleihen dem Tribe, der sich dann mittlerweile den Namen Mall Rats gegeben hat, eine Struktur. Zu dieser Gruppe gehören zudem Trudy (Antonia Prebble) und Bray (Dwayne Cameron, Disturbing the Peace). Trudy ist zu Beginn der Serie schwanger und so darf sich der Tribe auch noch um ein Baby kümmern. Aber statt sich über die Hilfe der Anderen zu freuen, ist Trudy extrem zickig und meint Bray zu besitzen, obwohl sie nie ein Paar waren. Die Figur der Trudy wurde mit Absicht so angelegt, dass sie nicht nur die anderen Figuren, sondern sogar den Zuschauer nervt und für Spannungen sorgt.
Die Mall Rats müssen nach und nach aber auch lernen, dass ihr Versteck allein nicht genügt, da irgendwann selbst die letzten Lebensmittelkonserven aufgebraucht sind und so verlagert sich das Geschehen weiter nach draußen. Wenn auch jugendfreundlich dargestellt, zeigt man hier bereits in der ersten Staffel, dass in einer Welt, in der nicht nur die Erwachsenen fehlen, sondern in der zugleich jegliche Versorgung zusammengebrochen ist, das Leben nicht so leicht ist und dass man lernen muss, sich selbst zu versorgen. Dieser Mix macht die Serie für Jugendliche auch heute noch interessant, da die Alltagsprobleme nach wie vor hochaktuell sind. Zur Beliebtheit der Serie haben sicherlich auch die Kostüme, Frisuren und das Make-up beigetragen. Ob knallrote Haare oder bunte Striche oder Zeichen im Gesicht oder Lack und Leder-Outfits, die Serie hat hier einiges zu bieten und hebt sich dadurch optisch hervor. Das Außergewöhnliche an der Serie ist eben, dass sie gerade keinen Anspruch erhebt, realistisch zu sein und alle Protagonisten modern gestylt zeigt, mit frisch gefärbten bunten Haaren und coolen Outfits in einer apokalyptischen Welt, in der sie eigentlich wenig Wasser haben, aber offenbar gerade noch genug, um sich die Haare ordentlich zu färben. Erwähnenswert ist zudem die ungewöhnlich starke Schminke, die sowohl Mädchen, als auch Jungs tragen und die in gewisser Weise ein Markenzeichen der Serie ist und mit der sich die unterschiedlichen Gruppen voneinander abgrenzen. Kein Wunder, dass die Serie wegen der Kostüme und Schminke einen Kultstatus erreichte und bei den Cosplayern nach wie vor beliebt ist. Auch wenn sich die Jugendlichen mit ihren Problemen häufig im Kreis drehen, ist die Serie spannend und unterhaltsam, aber sie richtet sich mehr an das jüngere Publikum, das sich mit den Charakteren sicher sehr gut identifizieren kann, oder an die Fans von früher.
Technischer Part:
Pidax veröffentlichte die erste Staffel von The Tribe – Eine Welt ohne Erwachsene erstmals am 04. Februar 2022 auf Blu-ray in guter Bild- und Tonqualität in Deutsch und Englisch (Dolby Digital 2.0). Alle 52 Episoden sind auf einer Disc enthalten, was die Navigation zwischen den einzelnen Episoden im Menü etwas erschwert. Als Bonusmaterial sind ein Script zur ersten Episode als PDF und ein Promoclip zum Tribe Game enthalten, sowie ein Episodenführer als Beilage.
Fazit:
„The Tribe – Eine Welt ohne Erwachsene“ ist eine Science-Fiction-Jugendserie, die sich als solche mit vielen jugendspezifischen Problemen beschäftigt und sich um die erste Liebe und Eifersucht dreht, aber ebenso das Leben in einer Welt thematisiert, in der es keine Erwachsenen und damit auch keine Strukturen mehr gibt. Die Serie ist keine brutale postapokalyptische Endzeitserie, sondern eher eine Mischung aus Schloss Einstein und The 100, also eine Teeniesoap in einem apokalyptischen Umfeld, in dem sich die Jugendlichen zurechtfinden müssen, mit all ihren Sorgen, Ängsten und Nöten, die deshalb nicht weniger spannend und interessant ist und sich gerade für diese Zielgruppe auch heute noch eignet.