Nachdem Ende der vierten Staffel, die serientypisch mit einem Cliffhanger endete, kehrt AMCs „The Walking Dead“ am 12. Oktober 2014 zurück auf die Bildschirme. Die Serie, die auf den Comics von Robert Kirkman beruhen und in der ersten Staffel noch „The Green Mile“-Regisseur Frank Darabont als Showrunner hatte, ist aktuell neben HBOs „Game of Thrones“ das größte Phänomen des modernen Fernsehens. Jede Episode bringt herausragende Top-Quoten, obwohl viele Kritiker an der Serie kein gutes Haar lassen und wenn man einmal die Patina aus „Cool, Zombies“ wegwischt, offenbart sich bereits in Staffel 1, spätestens aber bei der Nachfolgerstaffel, dass die Serie teils drastische Schwächen besitzt. Angefangen von einer inkohärenten Narration, bis hin zu teils ermüdend einseitigen Charakteren. Zombie-Urgestein George A. Romero, der vom Sender AMC einst angefragt wurde, ob er eine Episode inszeniert, hatte nicht unrecht, als er das Angebot mit der Begründung ablehnte, dass „The Walking Dead“ nicht mehr ist, als eine Soap Opera mit Untoten. Der Serie fehlt bislang komplett die gesellschaftliche Relevanz der frühen Romero-Werke. Waren Zombies einst ein verstörendes Sinnbild von Konsumterror, Kriegstraumata und anderen humanistischen Ängsten und Fehlern, sind sie in AMCs Serie nicht mehr Elemente, die die Handlung entweder vorantreiben (in dem sie plötzlich angreifen oder Figuren beißen) oder im Einheitsbrei der maroden Charakterentwicklung für etwas Abwechslung sorgen - Stichwort: Splatteraction.
Die ersten Folgen der fünften Staffel erwecken nicht den Eindruck, dass sich daran etwas ändern wird. Von Folge zu Folge gibt es zwar neue Arten der Beißer (so werden die Zombies in der Serie genannt) zu bestaunen (Oh toll, ein brennender Zombie), inhaltlich hält Showrunner Scott M. Gimple aber den Kurs, den er mit dem Finale der vierten Staffel eingeschlagen hat. Das heißt, dass die fünfte Staffel, trotz einiger Pausen und langgezogener, dramaturgisch oftmals sehr ausgewalzter Dialogszenen, vor allem auf brutale Action setzt. Dabei erweist sich das Motto „Fight the Dead, Fear the Living“ als äußerst repräsentativ, denn die erhoffte Zuflucht Terminus erweist sich als Hort des Grauens. Eine Art Feriencamp für Hannibal Lecter und solche die es werden wollen. Die Pilotepisode der fünften Staffel ist dabei wirklich eingängig, rasant und fesselnd inszeniert. Im Gegensatz zu Staffel 2, 3 und 4 - die letztlich mehr Staffel 3.2 war – macht Gimple hier endlich einmal von Beginn an Tempo und zieht einzelne Situationen und Momente nicht unnötig in die Länge.
Bereits mit der zweiten Folge schleichen sich dann aber wieder Nachlässigkeiten in die Serie. Erneut wird wieder zu oft unnötig auf die Bremse gedrückt und so langsam gelingt es der Serie auch nicht mehr, die plötzlichen Zombieangriffe wirklich überraschend zu verkaufen. Staffel 5 von „The Walking Dead“ pendelt in den ersten Episoden noch zwischen Stagnation und dem Willen nicht mehr abzuliefern als reißerischen Horror, in dem mittlerweile nicht nur vom Gewaltgrad alle Grenzen sprengt, sondern auch die facettenlose Charakterisierung der Figuren. Als guilty pleasure, als großes, dumpfes Zombiemassaker macht die Serien auch in Staffel 5 Laune, nur leider scheinen Gimple und sein Team wieder mehr aus der Serie rausholen zu wollen als das. Dabei extrahieren sie aus der dargebotenen Serienwelt aber nicht mehr als eine brutale Seifenoper mit Untoten.
Bisheriges Fazit:
Trotz allen bisher aufgetretenen Makeln, hinterlassen die ersten Episoden der fünften Staffel doch einen besseren Eindruck, als alles, was nach Staffel 1 passiert ist. Jetzt zu sagen, dass es Hoffnung für die Serie gibt, ist Blödsinn. Egal wie sich Gimple nun entscheidet, wie Sheriff Rick (Andrew Lincoln) seine Gruppe durch die Zombiewelt führen wird, der Erfolg der Serie ist faktisch unbestreitbar. Vielleicht sollte es lieber so lauten: Es wäre schön, wenn „The Walking Dead“ nicht mehr zwanghaft versuchen würde auf großes Drama zu machen und stattdessen einfach nur räudige Zombieaction bietet, denn das kann die Serie wirklich gut. Ob dieser Wunsch Realität wird, lässt sich nach den ersten Folgen der neuen Staffel weder verneinen noch bestätigen. Auch eine Art der Spannung.