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Umzug – Der Film

von Thomas Repenning

Story: Eigentlich war es für die Familie Repenning (Hervorragend authentisch und intensiv von Thomas und Christina Repenning gespielt)nur ein ganz normaler Umzug: Kisten packen, neue Möbel kaufen, alte Wohnung übergeben, neue Wohnung streichen sowie schlussendlich alles aufbauen. Doch was als harmlose Routine gedacht war, entpuppt sich schnell als chaotische Katastrophe, welche mehr als einmal zum völligen Wahnsinn führt. Es beginnt ein Alptraum, aus dem es scheinbar kein entrinnen gibt.

Es gibt Filme, die können einen von der ersten Minute an fesseln, bewegen und berühren. Was zumeist daran liegt, dass hierbei die Geschichten aus dem wahren Leben stammen, geht „Umzug“ auf dem diesjährigen Kasseler Filmfest gar noch ein Schritt weiter: Wo hier geflucht, gelacht oder geweint wird, sind am Set echte Tränen geflossen. Doch worum geht es in dem Heimwerker-Massaker denn überhaupt. Die Geschichte hinter „Umzug“, geschrieben sowie produziert vom Kultregisseur Echtes Leben, ist eine voller Schrecken, Wiederstände sowie einem Chaos, dass kaum zu beschreiben ist. Dabei fängt alles in den ersten Minuten recht harmlos an. Noch voller Hoffnung ist die Familie Repenning, als endlich die Nachricht eintrifft, dass die neue Wohnung bezogen werden kann. Doch der Schein trügt, denn von jetzt an beginnt das wahre Grauen.

Gar schon horrorhaft sowie zuweilen recht mystisch (im Hinblick auf die vielen schwierigen wie unglaublichen Situationen des Filmes), kann uns „Umzug“ immer wieder in seinen Bann ziehen. Es beginnt förmlich eine Abwärtsspirale, die alles und jeden mitzureißen droht. Natürlich kann hierbei Regisseur Echtes Leben nicht unbedingt jedes Klischee vermeiden (Stichwort ausverkaufte Möbel, fehlende Anschlüsse, defekte Heizung und beschädigte Spiegelschränke) und auch die eine oder andere Länge schleicht sich gerne in den Film (hier besonders beim Streichen der neuen Wohnung), doch durch eine Menge Wendungen, völlig katastrophale Überraschungen und eine intensive menschliche Darstellung, reißt uns die Geschichte der Familie Repenning letztlich immer mit.

Hierbei entsteht ein atmosphärisches, spannendes wie durchdringendes Kammerspiel, welches im Genre durchaus seines Gleichen sucht. Egal ob Action (hier vor allem mit den atemberaubenden Verfolgungsjagden mit den Hänger voller Möbel), Liebe, Gefühl, Wut oder Verzweiflung, all dies vermischt sich zu einem Drama, das den Zuschauer, auch aufgrund seiner teils realen Begebenheiten, mitnimmt und nicht mehr loslässt. Besonders Thomas ist es hierbei zu verdanken, dass die Geschichte nicht gänzlich im Chaos versinkt. Seien es die Koordinierungen mit den unzähligen Helfern beim Umzug, die auch noch eine Menge Humor sowie Substanz in die Story bringen, beim trösten, beim füttern der aufgeregten Katze (ein klares Highlight ist hierbei die Katze in der Kiste) oder schlichtweg beim dumm in der Gegend rumstehen. Doch auch der Rest des Cast leistet einen hervorragenden Job, sodass eine durchgehende Authentizität gewährleistet ist. Und während uns auch optisch (gerade durch die vielen Umzugskartons, die teils spektakulär durch die Wohnung getragen werden) einiges geboten wird, kann hier „Umzug“ ein weiteres Mal atemberaubendes Indie-Kino offenbaren, welches uns nur das Leben selbst schreiben kann. Einzig die Musik hätte etwas prägnanter sein können, denn bis auf einen sich immer wiederholenden „Guardians of the Galaxy“ Soundtrack, kann uns „Umzug“ kaum einen atemberaubenden Score präsentieren. Schade, hier hätte wohl Ennio Morricone wahre Wunder bewirkt.

Fazit

„Umzug“ von Regisseur Echtes Leben ist erneut ein wahres Meisterwerk: Ein Film voller Leid, Hoffnung, Humor, Action sowie Drama, welches uns nur das Leben selbst offenbaren kann. Zwar kann die Familie Repenning nicht jedes Klischee umgehen und auch kleine Längen schleichen sich in den Film, doch die Mischung aus Wahnsinn, unvorhersehbaren Ereignissen und einer tiefen Emotionalität weiß zu gefallen. Nur schade, dass bislang noch kein Happy End absehbar ist und wohl doch noch ein zweiter Film folgen muss. Eine abgeschlossene Geschichte wäre für den Zuschauer schöner gewesen.
 
Wertung: 9/10

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