Bildnachweis: © Madmind Studio

Videospiel "Agony" im Test

von Sebastian Stumbek

Story

In Agony beginnt die Reise als gequälte Seele in den Untiefen der Hölle ohne eine einzige Erinnerung an die eigene Vergangenheit. Mit der besonderen Fähigkeit andere Menschen und Dämonen zu kontrollieren, ist es erst möglich, unter diesen extremen Bedingungen zu überleben. Indem man die lebensfeindliche Umgebung erkundet und mit anderen erschöpften Seelen des Höllenraum interagiert, wird einem als Held schnell klar, dass es nur einen Ausweg aus der Hölle gibt: Man muss die mystische Rote Göttin besiegen!

Kritik

Um ihr geplantes Horrorspiel zu finanzieren, starteten die Verantwortlichen der Madmind Studios Ende 2016 eine Kickstarter-Kampagne, die mit über 180.000 kanadischen Dollar (rund 120.000 Euro) schließlich erfolgreich finanziert wurde. Das Projekt verzögerte sich jedoch und musste einige Male verschoben werden, Grund dafür waren neben eines Feinschliffs unter anderem auch einige Inhaltskürzungen, da die explizite Gewaltdarstellung und auch sexuelle Themen den Bogen überspannten und eine Veröffentlichung gefährdeten. Wartende Fans, darunter vor allem die finanziellen Unterstützer, nahmen dem Studio diesen Schritt besonders übel und zeigten wenig Verständnis, in der Internet-Community regte sich Unmut. Am 29. Mai 2018 wurde Agony nun schließlich für PC, PS4 und Xbox One veröffentlicht und zeigt, dass die angesetzte Schere eigentlich die kleinste Sorge ist, denn das Spiel leidet an ganz anderen, viel gravierenderen Problemen. 

Wir beginnen Agony als verlorene Seele in den Tiefen der Hölle. Wer wir sind oder warum wir hier sind, all das wird uns vorenthalten, sodass eine Identifikation mit der Figur gar nicht erst stattfindet. Auch eine Story ist nur in ganz groben Zügen vorhanden und kaum der Rede wert. Viel mehr gibt es ein nachvollziehbares Ziel: einen Weg aus dem Hades finden. Was man dem Spiel dabei durchaus positiv anrechnen muss, ist seine künstlerische Gestaltung der Szenerie. Das polnische Entwicklerteam hat in Sachen Design ein paar wirklich kreative Ideen umgesetzt, mit all seinen grotesken Abartigkeiten, die man sich für einen solchen Ort eben vorstellt. Das wird mitunter auch ziemlich geschmacklos, richtet sich ganz klar an ein erwachsenes Publikum und wird auch dort nicht jedermanns Sache sein, passt  dafür aber stilistisch und ist in dieser Hinsicht konsequenter als viele andere Projekte. 

Weniger erfreulich ist dafür aber die technische Umsetzung. Die Engine wirkt arg veraltet, die Texturen sind niedrig aufgelöst und verwaschen, die Framerate bricht regelmäßig stark ein und darüber hinaus treten vereinzelt auch manch nervige Bugs auf, die uns zusätzlich Stolpersteine in den Weg legen. Dadurch ergibt sich für uns leider kein angenehmer Anblick auf das Geschehen, trotz der oben beschriebenen interessanten Ideen in der Gestaltung. Darüber hinaus herrscht in Agony  regelrechte Finsternis, wodurch eine Orientierung zusätzlich erschwert wird. Natürlich lässt sich argumentieren, dass das eben zur Hölle dazu gehört und atmosphärisch förderlich sein soll, wenn wir die meiste Zeit über aber kaum wissen, wo wir eigentlich hinmüssen oder was zu tun ist, bremst das eben doch den Spielspaß. 

Häufig müssen wir in Agony kleinere Puzzles lösen oder aggressiven Gegnern aus dem Weg gehen. Ersteres besteht in der Regel aus langweiligen und sich immer wiederholenden Such- und Sammelquests, oder aber aus dem Nachzeichnen magischer Symbole, was meist nach dem Trial and Error-Prinzip geschieht. Gegen Gegner können wir uns nicht wehren, werden wir von einem entdeckt und können uns nicht schnell genug verstecken, so bedeutet das den sofortigen Tod. Danach haben wir als körperlose Seele noch einen kurzen Augenblick Zeit, einen neuen Wirt zu finden, ansonsten lädt das Spiel am letzten Checkpoint nach, der auch schon Mal zig Spielminuten zurückliegen kann und zu frustigen Wiederholungen sorgt. Frustig vor allem deswegen, da wir uns in Agony unheimlich langsam bewegen. 

All das macht aus Agony keine besonders positive Spielerfahrung. Das eintönige Gameplay reißt kaum mit und wird zur Geduldsprobe, die technischen Patzer bremsen uns immer wieder aus und verärgern, während erzählerisch zu wenig geboten wird, als dass uns das Geschehen atmosphärisch packen könnte. Und wenn es einem Horrorspiel an Spannung fehlt, ist es im eigentlich wichtigsten Punkt gescheitert. So bizarr die Umgebung auch gestaltet sein mag, ohne jegliche emotionale Bindung nutzt sie sich schnell ab und verkommt so zu einer beliebigen Bildabfolge, die uns nicht einmal mehr schocken kann, was vor allem deswegen schade ist, da die Entwickler im Grunde durchaus künstlerisches Talent besitzen. Daher sind die zu Beginn angesprochenen inhaltlichen Kürzungen eigentlich kaum der Rede wert, da zusätzliche Minuten an  Gewaltaufnahmen oder nackten Dämonen an den eigentlichen Problemen auch nichts geändert hätten.  


Fazit

"Agony" liegt in der Gestaltung seiner Hölle zwar ein durchaus gelungenes Artwork zugrunde, was leider jedoch durch technische und auch spielerische Defizite, die den Spielspaß einschränken, keine große Rolle spielt. 

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