Bildnachweis: © THQ Nordic

Videospiel "Aquanox: Deep Descent" im Test

von Thomas Repenning

Der Name Aquanox – und dies obwohl der letzte Teil mittlerweile 17 Jahre her ist – steht heute noch für ausufernde Unterwassergefechte, spannende Welten und einen Look, der sich immer noch sehen lassen kann. Vor allem Aquanox aus dem Jahre 2001 ist hierbei immer noch ein Meilenstein in seinem Genre. Nun, wohl auch eines der Wenigen. Denn der geistige Nachfolger von Schleichfahrt (1996 von Blue Byte) ist gleichzeitig Meisterleistung und seltenes Gut unter den Videospielen. Zwar haben wir mit Subnautica einen wunderschönen Vertreter des Unterwasser-Abenteuers, aber garniert mit jeder Menge Action, gibt es hier leider nur wenig zu entdecken. Umso erstaunlicher war es da, dass THQ Nordic im Zuge seiner Marken-Erneuerung auch Aquanox mit Aquanox Deep Descent zurückbringen wollte. Herausgekommen ist ein Spiel, welches vor allem mit seiner Ausgangsprämisse überzeugen kann: Einer Welt, die komplett Unterwasser angesiedelt ist. Doch reicht dies, um eine actionreiche Abenteuerfahrt bieten zu können? Wir haben uns in die Schlacht gestürzt. Aquanox Deep Descent ist indes seit dem 16.10.2020 auf PC verfügbar.

Story

In der nahen Zukunft ist die Erdoberfläche unbewohnbar geworden. Der verbleibende Rest der Menschheit lebt in ehemaligen Rohstoffabbau- und Forschungsstationen tief unter der Meeresoberfläche. Das lose Netzwerk aus Unterwassersiedlungen kennt nur diese eine Welt, gespalten vom Krieg verschiedener Fraktionen um Ressourcen und die Vorherrschaft.

Kritik

Die Erwartungen an Aquanox waren unterdessen sehr groß: Die Gefechte aus dem Jahre 2001 sind heute noch immer grandios, spielerisch aufregend und spannend inszeniert und durch den unverwechselbaren Look optisch gut gealtert. Im Falle von Aquanox Deep Descent fangen wir allerdings wohl lieber erst einmal mit der Geschichte an: Deep Descent spielt im Jahr 2370, also rund 300 Jahre vor den Vorgängern der bisherigen Reihe, in der Welt von Aqua. Während die Oberfläche verseucht zurückgelassen wurde, warten unter dem Meer jede Menge Stationen, die Handeln, Kämpfen und um die Vorherrschaft kämpfen. In dieses Chaos wird der Spieler als Cryo recht unbedarft hineingestoßen. Denn aus dem Kälteschlaf entlassen, wissen wir nichts über die bisherigen Geschehnisse. Doch eines ist klar, wir sollen – recht linear – Nemo finden (also nicht den Fisch). Doch hinter der Suche steckt noch viel mehr. Über unser Großkampfschiff Tupilaq, bekommen wir Aufträge, Nebenjobs und jede Menge Informationen – bis wir selbst über unsere Vergangenheit mehr erfahren. Die Geschichte ist dabei gewohnt gut, spannend und liefert uns genügend Schauwerte, sodass wir bis zum Ende am Ball bleiben. Und auch wenn die Porträts der Figuren starr sind, gibt es immerhin eine gute Vertonung der Selbigen, sodass wir stets wissen wollen, wie es weitergeht.

Überhaupt ist die Idee und die Welt weiterhin das große Zugpferd von Aquanox, leider im Falle von Aquanox Deep Descent auch sein größtes Argument. Denn abseits von der Atmosphäre und dem Interesse an Aqua und seinen Gefahren – zum Beispiel mutierte Fische – gibt es leider wenig zu entdecken. Dies liegt vor allem am sehr überholten und statischen Kampfsystem. Wenn wir in ein Kampfgeschehen kommen, dann werden wir stur von den Gegnern beschossen, ohne dass diese Ausweichen, Manöver fahren oder irgendwelche Taktiken nutzen. Schlimmer noch: Zumeist ploppen die Gegner einfach direkt vor uns auf, schießen, wir schießen zurück und fahren weiter. Da wo eigentlich Dog-Fights möglich gewesen wären, taktische Gefechte mit vielen wendigen Manövern, Angriffen und Gegenangriffen, bleibt schlichtweg stumpfes Ballern übrig. Schade. Zudem ist auch das Gefecht bzw. die Umgebung an sich sehr behäbig. Die Sichtweise ist gering, Waffenreichweite ebenso und selbst Torpedos haben nur eine kleine Laufzeit, bis sie schließlich verpuffen. Insgesamt wirken daher die Kämpfe recht inspirierend. Lichteffekte, Schilde die uns Trefferfeedback geben oder das befriedigende Gefühl von Wasserexplosionen: All dies kann uns Aquanox Deep Descent nicht bieten!

Zumindest gibt es aber genug zu tun: So tauchen nicht nur Gegner in Massen auf, sondern wir müssen auch stets darauf achten, mit unserem U-Boot nicht allzu dicht an die vielen Höhlengänge zu kommen. Abseits der Höhlen bekommen wir zumindest grafisch ein paar Sachen geboten. Seien es die Stationen oder eben alte Überrest unserer Welt. Ein paar mehr Effekte – oder bessere Licht- und Schatteneffekte – hätten aber nicht geschadet. Und auch Partikel wünscht man sich oftmals einfach ein paar mehr – es ist einfach etwas zu wenig los in Aqua. Dies liegt auch an der sehr passiven KI und unseren noch passiveren KI-Begleitern. Letztere sind eh reine Dreingabe, geschossen wird nur auf uns. Dafür können wir ordentlich zurückballern: Mit diversen Schiffen und Anpassungen, haben wir ordentlich zu tun, ebenso mit dem kleinen Crafting-System, wo wir uns beispielsweise selbst Munition herstellen können. Insgesamt wäre aber auch hier mehr drin gewesen: Richtig Wums oder Krach, machen unsere Waffensysteme selten und taktische Manöver sind auch mit diesem – außer vielleicht dem Minenwerfer – ebenfalls nicht möglich. Gerade angesichts der Fülle an Raumschiff-Shootern, wäre hier doch so viel möglich gewesen.

Einen Pluspunkt – neben Story und Welt – hat Aquanox Deep Descent dann aber doch: Wer mit Freunden spielt, hat einen durchaus gelungen Koop-Modus, in dem ihr sogar zu viert die Kampagne spielen könnt. Da nun die KI auf alle vier Spieler schießt, ergeben sich dann plötzlich doch recht dynamische Fights, die natürlich mit Freunden ordentlich Spaß machen. Hier zerrt am Ende nur die Laufzeit: Nach rund 10 Stunden ist dann schon wieder Schluss. Weiter geht es aber mit dem Multiplayer: Hier gibt es Deathmatch und Team-Deathmatch mit insgesamt vier Karten und bis zu acht Spielern. Nicht sehr üppig, aber für einige Stunden ordentlich Wasser-Action ist hier auf jeden Fall gesorgt. Bleibt zu hoffen, dass vielleicht per DLC noch etwas nachgeliefert wird.

Fazit

Aquanox Deep Descent ist trotz seiner recht ordentlichen Geschichte, seiner fantastischen Welt und dem puren U-Boot Spaß nur durchschnittlich geworden. Dies liegt in erster Linie an dem veralteten und völlig starren Kampfsystem, welches zudem optisch recht trist präsentiert wird. Wer im Koop-Modus ballert, wird dennoch ordentlich Spaß haben. Alle anderen werden sich schnell in das Jahr 2001 zurücksehnen, als Aqua noch für pures Staunen sorgte. Ein Blick ist diese Schleichfahrt aber dennoch Wert.

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