Bildnachweis: © Dead Mage / 11 Bit Studios

Videospiel "Children Of Morta" im Test

von Sebastian Stumbek

Story

Die Geschichte spielt in einem fernen Land – spricht aber alltägliche Themen und Emotionen an: Liebe und Hoffnung, Sehnsucht und Unsicherheit sowie Verluste und Opfer, die wir eingehen, um diejenigen zu retten, die wir am meisten lieben. Ultimativ geht es dabei um eine Familie von tapferen Helden, die sich gegen die aufkeimende Dunkelheit stellt.


Kritik

Es hat ein wenig gedauert, immerhin lief die Kickstarter-Kampagne bereits Anfang 2015 aus, die beinahe das Doppelte des gewünschten Betrags einbrachte und damit das vielversprechende Spiel aus dem Hause Dead Mage ermöglichte. Nun, beinahe fünf Jahre später, sieht Children of Morta endlich das Licht der Welt, auf dem PC bereits seit September, jetzt auch auf Konsolen. Im Mittelpunkt des Fantasy-Abenteuers steht eine Familie, die sich mit vereinten Kräften einer mysteriösen Dunkelheit stellt, welche die Welt verzerrt. Das sieht nicht nur wunderschön aus, es spielt sich auch großartig!

Children of Morta ist ein Action-RPG, welches stark an Diablo erinnert. In isometrischer Perspektive stürzen wir uns ins prozedural generierte Getümmel und kämpfen dabei gegen zahlreiche finstere Kreaturen, suchen nach Schätzen, bestehen diverse Herausforderungen und stellen uns knackigen Bossen. Anders als bei seiner Inspirationsquelle handelt es sich bei Children of Morta jedoch um einen Rogue-Lite-Titel, was bedeutet, dass man nach seinem Tod einen neuen Run startet. Live, Die, Repeat. Anders als in waschechten Rogue-Likes jedoch muss man sich hier nicht über einen Permadeath ärgern. Alles, was man an Erfahrungspunkten und Gold gesammelt hat, behält man. Ebenso gilt jeder bestandene Dungeon als erledigt, man wiederholt beim Ableben also lediglich den aktuellen Abschnitt neu, welcher höchstens eine halbe Stunde dauert. 

Zur Wahl stehen uns mehrere Charaktere der Familie Bergson, jeder von ihnen spielt sich ein wenig anders. Tochter Linda ist beispielsweise eine Meisterin im Umgang mit dem Bogen, während ihre Schwester Lucy auf Feuermagie zurückgreift und alles um sich herum in Brand setzt. Ihr Bruder Kevin ist ein flinker Assassine, der sich mit seinen beiden Dolchen blitzschnell durch die Reihen schnitzelt, während Vater John mit Schwert und Schild den klassischen Krieger darstellt. Insgesamt 6 spielbare Charaktere gibt es, jeder von ihnen besitzt ein eigenes Skill-Set, welches wir mit gewonnener Erfahrung ausbauen können. Das Besondere daran: Man verbessert damit nicht nur den jeweiligen Charakter, sondern schaltet mit der Zeit auch familienübergreifende Boni frei, die jedem zugutekommen. Daher ist ein ständiger Wechsel zwischen den Figuren sinnvoll, welcher durch auftretende Erschöpfungen sogar ein wenig erzwungen wird. In Children of Morta agiert nun mal eine gesamte Familie, kein Einzelgänger. Wer mag, kann im lokalen Koop sogar zu zweit ran.

Der starke Fokus auf die Erzählung fällt für ein Spiel dieser Art völlig überraschend aus. Die Geschichte selbst mag zwar nicht außergewöhnlich sein, die Art jedoch, wie uns die Charaktere liebevoll nähergebracht werden, wie wir ihre Sorgen und Nöte erfahren und dabei emotional ins Geschehen eingebunden werden, ist wirklich klasse. Es sind die vielen intimen Momente, welche zwischen unseren Runs immer wieder eingestreut werden, die der Erzählung so viel Leben einhaucht und sie dadurch für uns als Spieler so interessant gestaltet.

Das Haus der Bergsons dient uns übrigens als eine Art Hub. Hier verfolgen wir nicht nur die Entwicklung der Story, sondern dürfen unser gesammeltes Gold auf den Kopf hauen, indem wir zahlreiche Familien-Boni freischalten, die uns beispielsweise einen höheren Schaden ermöglichen, zusätzliche Hitpoints schenken oder unsere Ausweichchance erhöhen. Das wird mit der Zeit immer teurer, die Auswirkungen aber sind dafür deutlich spürbar, wenn zuvor knallharte Abschnitte plötzlich zu meistern sind. Dafür ist jedoch etwas Geduld vonnöten, in Children of Morta muss ein wenig gegrindet werden, um seine volle Stärke auszubauen.

Grafisch präsentiert sich Children of Morta in kunstvollem Pixel-Art, das zum Staunen einlädt. In Kombination mit den hübschen Effekten und flüssigen Animationen ein Fest fürs Auge, sofern man der Retro-Welle gegenüber nicht negativ eingestellt ist. Einziger Wermutstropfen ist dabei lediglich das auf der getesteten PS4 Pro gelegentlich ins Stottern geratene Bild, wenn die Framerate nicht hinterherkommt. Das ist ärgerlich, hemmt aber nicht den Spaß. Auch in Sachen Sound weiß das Spiel zu begeistern, zum einen ist die musikalische Untermalung äußerst stimmig, zum anderen wird die Geschichte von einem Sprecher aus dem Off professionell (auf englisch) vertont.


Fazit

"Children of Morta" dürfte zu den hübschesten Spielen des Jahres zählen, hier gibt es Pixel-Art in seiner schönsten Form zu bestaunen. Doch das Action-RPG weiß auch spielerisch zu überzeugen, die flotten Dungeon-Runs üben eine starke Sogwirkung aus. Dass darüber hinaus auch Story und Charaktere derart viel Liebe erfahren, ist umso erfreulicher.

Diese Seite verwendet Cookies. Akzeptieren.