Bildnachweis: © Devolver / Massive Monster

Videospiel "Cult of the Lamb" im Test

von Sebastian Stumbek

Story

In Cult of the Lamb schlüpfen Spielerinnen und Spieler in die Rolle eines besessenen Lamms, das von einem ominösen Fremden vor der Vernichtung gerettet wurde und müssen diese Schuld zurückzahlen, indem sie in seinem Namen eine treue Anhängerschaft aufbauen. Spielerinnen und Spieler gründen ihren eigenen Kult in einem Land der falschen Propheten, indem sie sich in verschiedene mysteriöse Regionen wagen, um eine Gemeinschaft von (treu)gläubigen Waldkreaturen aufzubauen und das Wort zu verbreiten – um der einzig wahre Kult zu werden. Bei jedem Ausflug in das weitläufige Reich tauchen immer mehr Horden neuer und gefährlicherer Feinde auf, sowie rivalisierende Kulte, deren einflussreiche Anführer besiegt werden müssen, um deren Macht zu übernehmen und die Vorherrschaft des eigenen Kults zu sichern.

Kritik

Spiele aus dem Hause Devolver fallen oftmals durch ihre ziemlich abgedrehten Konzepte auf. Ein bisschen wie beim Filmstudio A24, das sich stets abseits des Mainstreams bewegt und immer wieder an Neuem probiert. Daher darf man immer ein bisschen gespannt sein, was die Texaner als Nächstes veröffentlichen, langweilig wird es in ihrem Indie-Spielekatalog gewiss nicht. Auch Cult of the Lamb, entwickelt von Massive Monster, fällt direkt in die Kategorie: sonderbar. Was allerdings positiv zu verstehen ist und definitiv neugierig macht. 

Cult of the Lamb ist eine ungewöhnliche Mischung aus Roguelike-Dungeon-Crawler und Aufbau-Simulation. Als wiedererwecktes Schaf gründen wir einen satanischen Kult, mit dessen Hilfe wir vier Gottheiten stürzen wollen. Und das funktioniert so: Mit gesammelten Ressourcen und rekrutierten Anhängern errichten wir eine Siedlung, die uns mit wachsender Größe immer mächtiger werden lässt. Und dabei gilt es immer ein Auge auf die Bedürfnisse der Gefolgschaft zu werfen, die uns einiges abverlangt. Schlafplatz, Nahrung und Sauberkeit im Camp sind dabei das A und O, also müssen Lebensmittel beschafft oder angebaut werden, Unterkünfte errichtet und Dreck beseitigt werden. 

Diverse Gebäude unterstützen uns dabei: Toiletten sorgen dafür, dass Häufchen nicht mehr einfach auf dem Boden liegen, in einer Klinik behandeln wir Erkrankungen und mittels Missionar schicken wir unsere Anhänger auf gefährliche Missionen, um weitere Ressourcen zu sammeln. Sind alle zufrieden und ist für einen geordneten Ablauf gesorgt, werden Arbeiten wie Holz- und Steinabbau oder das Bewirten von Feldern viel effizienter vollbracht. Und die Bindung zum Anführer, also uns, ist somit gefestigter. Andernfalls kommt es zu Tumulten, Arbeitsverweigerung bis hin zum Verlassen unseres Kults. 

Ist der Glaube an uns stark genug, sammeln wir durch das Beten unserer Anhänger Inspiration, womit wir immer mehr Gebäude freischalten. In einer Kirche halten wir zudem regelmäßig messen ab, um Glauben zu ernten. Damit wiederum werden Werte erhöht und Vorteile freigeschaltet, die uns bei unseren Besuchen in den Dungeons helfen. Auch Rituale werden abgehalten, um beispielsweise verstorbene Anhänger wiederzuerwecken, um unseren Acker auf magische Weise zum Erblühen zu bringen oder um jemanden kaltblütig zu opfern. Die Reaktionen der anderen, von Begeisterung bis hin zum blanken Entsetzen, lassen dabei natürlich nicht lange auf sich warten. Denn unter unseren Anhängern bestehen Freundschaften und Feindschaften. 

Unsere Zeit verbringen wir nicht nur im Camp, sondern begeben uns stets in einen von vier Dungeons, in denen jeweils mehrere Mini-Bosse und ein Endboss auf uns warten. Zu Beginn gibt es dabei immer eine zufällige Waffe wie Axt, Schwert, Dolch oder Klaue und einen von mehreren Flüchen, mit denen wir magische Projektile abfeuern oder Gegner vereisen. Das Kampfsystem ist nicht sonderlich komplex, da bis auf einen Angriff und eine Ausweichrolle keine weiteren Aktionen zur Verfügung stehen, funktioniert aber mit präziser Steuerung sehr gut und macht auch ordentlich Spaß. Vier Schwierigkeitsgrade sind dabei jederzeit einstellbar, sodass sich die Runs den eigenen Bedürfnissen anpassen lassen. Dabei erbeuten wir wertvolle Ressourcen, finden neue Gefolgsleute und kommen unserem Ziel immer näher. Sterben wir, verlieren wir einen Teil der Beute. 

Auch wenn beide Spielelemente in Cult of the Lamb sehr unterschiedlich ausfallen, werden sie schön miteinander verbunden. Das eine funktioniert hier nur mit dem anderen. Und auch die Zeit läuft jederzeit weiter, auch wenn wir uns gerade in einem Dungeon befinden. Stirbt während unserer Reise beispielsweise jemand in unserem Camp und wir kehren erst spät zurück, sind Unruhe, Wut und Krankheiten in der zurückgelassenen Gruppe durch den faulenden Kadaver garantiert. Man muss also stets abwägen, was man wann zuerst erledigt und wie viel Zeit man worin investiert. 

Damit entfacht Cult of the Lamb zunächst regelrecht eine Sucht, der man sich für viele Stunden nicht entziehen kann. Schnell noch Ressourcen für das eine Gebäude sammeln, schnell noch einen Run. Mit der Zeit geht dem Titel aber ein klein wenig die Puste aus, da sich Abläufe dann eben doch schnell wiederholen. So gehen anfangs noch spannende Abläufe irgendwann zu Routine über und der Reiz schwindet. Nicht falsch verstehen, spaßig bleibt das Spiel auch weiterhin und mit Minispielen wie dem Angeln (naja) oder Würfeln (cool) lässt sich zwischendurch auch mal etwas anderes tun, doch die Begeisterung ist in der ersten Hälfte eben doch höher als in der zweiten. 

Besonders angetan dürfte man vom charmanten Setting und dem schicken Grafik-Look sein, der ein klein wenig an Paper Mario erinnert. Cult of the Lamb präsentiert sich einerseits als knuffig-süß, ist in anderen Momenten aber auch makaber und "fies". Jedoch immer mit einer großen Portion Humor versehen und mit einer angenehmen Lockerheit. Auch die Musik und die Sounds fallen äußerst stimmungsvoll aus. Auf der PS5 lief das Game die meiste Zeit über schön flüssig, kommt gelegentlich aber auch schon mal ins Ruckeln, wenn besonders viel auf dem Bildschirm los ist. Auch der ein oder andere Bug fiel im Test auf: Mal wurden Gegner einfach unsichtbar und unbesiegbar, mal hing sich das Game in einem der Untermenüs auf. Ärgerlich, aber durch die regelmäßigen automatischen Saves glücklicherweise kein allzu großer Beinbruch. 

Fazit

Spaßiger und höchst abgefahrener Mix aus Roguelike-Dungeon-Crawler und Aufbau-Simulation. Sympathisch und schick verpackt und mit einer ordentlichen Portion Humor versehen. Wer mal wieder Lust auf einen coolen Indie hat, findet in "Cult of the Lamb" sicherlich einen interessanten Titel. Ein paar Bugs und die leicht zurückgehende Langzeitmotivation in der zweiten Hälfte sind verschmerzbare kleine Makel, die dabei nicht im Wege stehen sollten. 

Diese Seite verwendet Cookies. Akzeptieren.