Bildnachweis: © Bungie / Activison

Videospiel "Destiny 2: Forsaken" im Test

von Sebastian Stumbek

Story

In einem spektakulären Gefängnisausbruch haben Uldren und seine acht Barone den legendären Jäger Cayde-6 ausgeschaltet und sorgen nun für Chaos im Riff.


Kritik

Als Destiny im September 2014 erstmals veröffentlicht wurde, löste es als ambitionierter MMOFPS (Massively Multiplayer Online First-Person Shooter) einen großen Hype aus, auf den jedoch auch schnell wieder Ernüchterung folgte. Zahlreiche Versprechen von Entwickler Bungie wurden nicht gehalten, die anvisierte Langzeitmotivation blieb aus, es fehlten schlicht sinnvolle Endgame-Inhalte, um die Spieler auf Dauer bei Laune zu halten, sodass viele von ihnen dem Game den Rücken zukehrten. Erst ein Jahr später konnte man mit der Erweiterung König der Besessenen einige Anfangsfehler wieder gut machen, was für viele zu spät war, für treue und grindfreudige Anhänger aber immerhin ein Trost, denn sie bekamen endlich ein Destiny, das sie lange beschäftigen konnte. Mit dem Start von Destiny 2 im September 2017 hätte man meinen können, dass diesmal alles besser läuft, immerhin hat Bungie nun über drei Jahre Erfahrung gesammelt und weiß, wie seine Community tickt. Doch auch hier leistete man sich einen Fehlstart, da man an den falschen Schrauben drehte: Zwar wurden mit einem verbesserten Einstieg viele neue Spieler angelockt, dafür aber durch das Weglassen von Features wie den Random Rolls langjährige Fans vergrault. 

Auch die beiden enttäuschenden Erweiterungen, Fluch des Osiris und Kriegsgeist, konnten mit mageren Inhalten nichts an den Problemen ändern, Destiny 2 fehlte es trotz grundsätzlich wirklich schönem Shooter-Gerüsts weiterhin an Langzeitmotivation. Ändern könnte sich das nun jedoch mit Forsaken, der ersten großen Erweiterung, die das Spiel ähnlich umkrempeln könnte, wie es damals König der Besessenen beim Erstling tat. Doch dazu ist eine gute Portion Vertrauen nötig und auch ein ordentlicher Geldbetrag, der den Weg zusätzlich erschwert: Zum Verkaufsstart werden für Forsaken nämlich stolze 40 € verlangt, was für eine Erweiterung alles andere als wenig ist. Doch damit ist es unter Umständen noch nicht getan, denn wer die beiden kleinen DLCs bisher ausgelassen hat, wird dazu gezwungen, auch diese für zusätzliche 20 € zu erwerben, da sich Forsaken sonst gar nicht erst starten lässt. Destiny 2 im September 2018 als kostenlosen PS Plus Titel anzubieten war definitiv ein cleverer Zug um Spieler anzulocken, dass man die beiden DLCs aber nicht einfach kostenlos dazugepackt hat, ist dann aber doch wieder eine ungeschickte Entscheidung. 

Wer die Vertrauens- und Preishürde aber doch überwunden und sich für Forsaken entschieden hat, den erwartet nun die größte Erweiterung mit den gravierendsten Änderungen an Destiny 2. Dazu zählt zunächst eine neue Hauptkampagne, in welcher wir 8 Barone jagen, um den Tod an Cayde zu rächen. Erzählerisch gelingt Bungie zwar auch hier keine Meisterleistung, im Vergleich zu früheren Kampagnen im Destiny-Universum macht Forsaken aber einen spürbaren Schritt nach vorn und inszeniert den Kampf gegen die Bosse sehr stimmig. The Rifleman ist beispielsweise ein Scharfschütze, der uns aus Distanz aufs Korn nimmt und Projektionen erstellt, um uns in die Irre zu führen, während The Rider die Anführerin einer  Moskito-Gang der Gefallenen ist, die wir auf unserem Bike verfolgen. All das spielt sich angenehm abwechslungsreich und kommt mit einigen netten Ideen daher. Zudem spielt sich das Geschehen auf einem von zwei neuen Orten ab, genannt The Tangled Shore (Wirrbucht). 

Dieser Ort befindet sich in einem abgelegenen Bereich des Riffs und besteht zu großen Teilen aus Asteroiden und Felsen aus dem Riff. Auch bekommen wir über ihn später Zugang zum zweiten neuen Bereich, The Dreaming City (Die Träumende Stadt). Betreten können wir diesen aber erst nach Abschluss der Kampagne, hier wird sich ein wichtiger Teil des späteren Endgames abspielen, für den wir ein Powerlevel über 500 benötigen. Apropos Level: Forsaken erlaubt uns nun einen Aufstieg auf Charakterlevel 50 und Powerlevel 600. Die 500 stellt hierbei das Softcap dar, was bedeutet, dass der Aufstieg dahin recht flott geht, während alles darüber hinaus mit harter Arbeit verbunden ist. Wer frisch in Forsaken einsteigen will oder nur einen sehr alten unterlevelten Charakter hat, muss vor den Mindestanforderungen von Charakterlevel 30 und Powerlevel 330 aber nicht zurückschrecken, zu Beginn darf jeder einen Levelschub in Anspruch nehmen, der einen direkt aufs Minimum befördert. Dabei gilt es allerdings zu beachten, dass die beiden DLC-Kampagnen sowie die Kampagne des Hauptspiels nicht mehr spielbar sind. 

Mit Gambit findet auch ein neuer 4vs4 kompetitiver PvEvP-Modus seinen Einzug ins Spiel. Dabei tritt man als 4er Team zunächst gegen KI-gesteuerte Feinde an, die man möglichst schnell ausschalten muss, um Partikel zu sammeln. Diese müssen wir in einen Behälter füllen, wodurch wir gleichzeitig einen von drei unterschiedlich starken Bossgegnern zum gegnerischen Team senden, wenn wir dabei mindestens 5, 10 oder 15 am Stück eingeworfen haben. Stirbt man vor dem Einwerfen, so sind die Partikel verloren. Hat man als Team genügend davon gesammelt und seine Powerleiste gefüllt, kommt es zum Endkampf gegen besonders starke Feinde. Gewonnen hat das Team, das diesen Endkampf zuerst erfolgreich beendet. Durch gegenseitige Infiltrationen ist es aber zudem möglich, dem gegnerischen Team einen Strich durch die Rechnung zu machen. Klingt kompliziert? Nach ein paar Runden ist das Prinzip schnell verstanden und bringt definitiv eine Menge kompetitiven Spaß. 

Titan, Jäger und Warlock bekommen zudem jeweils drei neue Subklassen spendiert, jeder Leere-, Arkus- und Solar-Fokus hat dabei jeweils einen neuen Pfad mit eigener Superpower. Den ersten Pfad schaltet man sich recht fix frei, alles darüber hinaus ist in Forsaken schwerer zu ergattern und motiviert ebenfalls zum Absolvieren diverser damit verbundener Aufgaben. So wirft der Jäger im Flug nun beispielsweise einen Haufen brennender Messer aus seine Feinde, der Warlock teleportiert sich über das Feld und löst eine gewaltige Explosion frei, während der Titan einen flammenden Zweihand-Hammer beschwört. Insgesamt schöne Ergänzungen zum bisherigen Repertoire. 

Herzstück von Destiny sind aber weiterhin die Raids, mit Last Wish gibt es in Forsaken wieder einen neuen für alle, die die ultimative Herausforderung suchen. Hier zeigt sich Bungie designtechnisch gewöhnlich von seiner besten Seite, es warten zahlreiche Geheimnisse, komplexe Mechanismen, Rätsel und zähe Gegner auf die 6er Teams. Die Pforten dazu haben sich am 14. September geöffnet, innerhalb der ersten 24 Stunden schafften es weltweit nur 12 Spieler erfolgreich hindurch mit einer Bestzeit von knapp 19 Stunden! Bis man dafür also fit genug ist, wird man nicht umherkommen in den neuen Missionen, Adventures und Events ordentlich zu leveln und die geeignete Ausrüstung zu finden.  Letztere gibt es in Forsaken zuhauf in neuer Form, darunter auch viele der begehrten Exotics. Mit dem Bogen findet auch ein komplett neuer Waffentyp seinen Einzug ins Spiel und komplettiert das Angebot bestens. Die Handhabung des Bogens funktioniert derart großartig, dass man ihn am liebsten gar nicht mehr zur Seite legen will. 


Fazit

Mit "Destiny" war es schon immer ein Auf und Ab, "Forsaken" stellt mit zahlreichen neuen Inhalten und sinnvollen Verbesserungen aber glücklicherweise ersteres dar, die das Spiel auf den richtigen Kurs bringt.  Billig ist der Spaß zwar nicht und Lust aufs Spiel sollte natürlich auch weiterhin vorhanden sein, denn "Forsaken" ist evolutionär, nicht revolutionär. Wer sich angesprochen fühlt, sollte ruhig einen Blick in "Forsaken" hineinwerfen. 

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