Bildnachweis: © Bethesda Softworks / id Software

Videospiel "Doom Eternal" im Test

von Sebastian Stumbek

Story

Die Armeen der Hölle haben die Erde erobert. Werdet zum Slayer, um die Dämonen in sämtlichen Dimensionen zu bezwingen und damit die Auslöschung der Menschheit aufzuhalten.

Kritik

2016 erlebte Doom ein gelungenes Comeback, Entwickler id Software (Quake, Rage) beförderte die Kultserie mit einem dringend benötigten Neuanstrich in die Neuzeit. Knapp vier Jahre später folgt mit Doom Eternal nun der langersehnte Nachfolger, der den actiongeladenen Erstling noch einmal zu toppen versucht. Das ist dem Spiel – trotz gleicher Formel – dank zahlreicher Detailverbesserungen auch tatsächlich gelungen. 

Die Handlung war bereits in Doom nebensächlich, daran ändert sich auch in Doom Eternal nicht viel. Die Welt, wie wir sie kennen, gibt es nicht mehr, Dämonen haben beinahe alles zerstört und ausgelöscht, als Slayer stellen wir uns einmal mehr mit reichlich Feuerkraft der höllischen Armee entgegen. Die Entwickler bemühen sich in der rund 20-stündigen Kampagne immerhin vermehrt um Hintergrundinformationen, wer sich zusätzlich mit Kodex-Einträgen beschäftigt und nach dem etwas konfusen Einstieg geistig nicht abschaltet, kann zumindest ein wenig tiefer in die Welt von Doom eintauchen. Gutes Storytelling geht aber anders, das war leider noch nie eine Stärke von id Software

Seine Stärken spielt Doom Eternal beim flotten Gameplay aus, das sich bereits beim Vorgänger wunderbar anfühlte, nun aber noch verfeinert wurde. Erneut gilt es Wellen von tödlichen Angreifern zu überleben und auszuschalten, stets den Überblick über den Schauplatz zu behalten, dabei immerzu in Bewegung zu bleiben, geschickt auszuweichen und unsere knappen Ressourcen clever einzuteilen. Doom Eternal mag zwar eine wilde Ballerorgie sein, wer sie aber nicht auch ein Stück weit taktisch angeht, ist schnell verloren, da der Schwierigkeitsgrad bereits von Beginn an relativ  hoch angesetzt ist und uns die minutenlangen Gefechte enorm viel Konzentration abverlangen, mehr noch als beim Vorgänger.  

Gegner auf bestimmte Art zu töten belohnt uns dabei mit unterschiedlichen Goodies: Wer einen Finisher per Kettensäge vollführt, bekommt neue Munition, wer Gegner mit Flammenwerfer grillt, erhält Rüstungsboni. Brauchen wir Lebensenergie, so ist ein Special Movie aus nächster Nähe nötig. Um zu überleben, muss also stets der allgemeine Zustand im Auge behalten werden, um zur richtigen Zeit auf die richtige Art zuzuschlagen, Verschnaufpausen gibt es dabei keine. Hat man sich an das Turbo-Survival-Prinzip aber erst einmal gewöhnt, entwickelt sich daraus ein großartiger Flow mit starker Sogwirkung. Ein äußerst blutiges Gemetzel wird entfacht, das sich ausschließlich an ein erwachsenes Publikum richtet, welches aber derart over the top inszeniert ist, dass man es eigentlich nur mit Humor nehmen kann. 

Schön ist auch, dass man sich um mehr Abwechslung bemüht, was beispielsweise durch das schicke Design der sich abwechselnden Schauplätze geschieht, die Varianz ist diesmal merklich größer. Auch die Gegnervielfalt wurde erhöht, was bedeutet, dass wir auch hier smarter vorgehen müssen, um gezielt Schwachpunkte auszuschalten. Dem ballonartigen Cacodemon werfen wir im richtigen Moment eine Granate in den geöffneten Mund, dem Arachnotron versuchen wir das tödliche Geschütz vom Rücken zu feuern. Stehen uns mehrere solcher unterschiedlicher Gegnertypen gleichzeitig gegenüber, wird die Konfrontation richtig akrobatisch. Treffen wir zwischenzeitlich allerdings auf den übermächtigen Marauder, kann auch schnell Frust aufkommen, da er mit kaum ausweichbaren Attacken und unzerstörbarem Schild etwas zu viel des Guten ist. Ihn sehen wir zum Glück aber nur selten.  

Auch das Waffenarsenal ist angenehm groß ausgefallen und erlaubt zahlreiche Erweiterungen, wodurch sich eine Schrotflinte auf Knopfdruck auch schon mal in ein Maschinengewehr oder in einen Granatwerfer umwandeln lässt, um schnell auf jedes Problem reagieren zu können. Auch ausgefallenere Tools wie der Kettenhaken stehen uns zur Verfügung, wodurch wir uns fix an Gegner heranziehen können und das ohnehin schon hohe Geschwindigkeitsgefühl nochmals steigern. Unsere Spielfigur gewinnt mit der Zeit ebenfalls an Stärke hinzu, beispielsweise durch diverse passive Boni, die man durch gefundene Runen freisetzt, oder durch nützliche Upgrades unseres Anzugs. Ändert das Spiel nicht gravierend, ist aber eine nette zusätzliche Spielerei. 

Das Leveldesign ist weitestgehend linear aufgebaut, regt diesmal aber auch ein wenig zur Erkundung an, da sich überall versteckte Items befinden, darunter beispielsweise Cheats, mit denen wir coole Modifikationen vornehmen können, bis hin zu Extra-Leben oder Upgrades. Das täuscht ein wenig über den im Kern doch recht repetitiven Ablauf zwischen spawnenden Arenen und den Wegen dazwischen hinweg, doch wer sich daran schon nicht in Doom störte, wird sich über die kleine Aufwertung freuen. Auch geheime Slayer-Tore lassen sich gelegentlich aufspüren, hinter denen besonders harte Herausforderungen auf uns warten, die bei Erfolg mit Himmelsschlüsseln belohnt werden, welche uns wiederum im Fortress of Doom, unserer Hub-Welt, Zugang zu weiteren interessanten Bereichen und Goodies gewähren. All das ist optional, wer aber Spaß daran hat, kann in Doom Eternal so einiges und freischalten. 

An Umfang mangelt es also nicht, neben der Kampagne gibt es auch wieder einen Multiplayer-Part sowie diverse Endgame-Herausforderungen für besonders Hartgesottene. So treten wir in sogenannten Master Level in neuen Varianten bekannter Kampagnenmissionen an, während im Battle Mode ein Slayer online gegen zwei von Menschen gesteuerte Dämonen antritt, was zu sehr spaßigen Matches führt Und wer sich für unbezwingbar hält, für den steht auch gleich ein Permadeath-Modus zur Verfügung. 

Wie zu erwarten, läuft Doom Eternal technisch absolut rund. Dank eingesetzter id Tech 7-Engine schaut das Spiel nicht nur richtig gut aus, es läuft mit konstant hoher Framerate (getestet auf PS4 Pro) wunderbar flüssig, ist toll animiert und erfreut zudem mit kurzen Ladezeiten. Auch der Sound fällt angenehm wuchtig aus. Für den Metal-Soundtrack muss man schon ein Faible haben, er passt aber zumindest zur Marke und unterstreicht gekonnt den sich hier abspielenden Wahnsinn. 


Fazit

Hat man das rasante Spielprinzip erst einmal verinnerlicht und sich ein wenig warm gespielt, entfacht "Doom Eternal" in seinen adrenalingetriebenen Gefechten einen herrlichen Flow, der unheimlich viel Spaß macht. Gegenüber dem Vorgänger hat man in mehrerer Hinsicht einen Schritt nach vorn gemacht: Der Umfang ist deutlich gestiegen, die Ballerei läuft noch geschmeidiger ab und zudem ist  trotz des eigentlich repetitiven Ablaufs  für mehr Abwechslung gesorgt. Nur auf inhaltlicher Ebene sollte man weiterhin keine hohen Ansprüche stellen. 

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