Story
Fimbulwinter ist in vollem Gange. Kratos und Atreus müssen jede der neun Welten bereisen, um Antworten zu finden, während sich die Streitkräfte Asgards auf eine prophezeite Schlacht vorbereiten, die das Ende der Welt einläuten soll. Auf ihrem Weg erkunden sie atemberaubende mythische Landschaften und stellen sich furchterregenden Gegnern wie nordischen Göttern und Monstern. Die Bedrohung von Ragnarök rückt immer näher. Kratos und Atreus müssen sich zwischen ihrer eigenen und der Sicherheit der Welten entscheiden.
Kritik
Blickt man auf die PS4-Ära zurück, so gehört God of War zweifelsohne zu den besten dafür erschienenen Spielen. Nach dem blutigen Rachefeldzug gegen die Götter des Olymps beging die Reihe 2018 einen Neuanfang, der mit der nordischen Mythologie nicht nur inhaltlich anders ausgerichtet war, sondern sich auch vom früheren Hack n' Slash-Gameplay verabschiedete und stattdessen zum Action-Adventure mit RPG-Elementen umgeformt wurde. Das Vorhaben ist geglückt, God of War war ein riesiger Erfolg, seitdem warten Fans ungeduldig auf die Fortsetzung des epischen Abenteuers von Kratos und seinem Sohn Atreus. Und dieses ist nun nach fast fünf Jahren Entwicklungszeit endlich erschienen, exklusiv für Playsation 4 und 5.
Seit der schicksalhaften Reise von Kratos und Atreus sind drei Jahre vergangen. Ragnarök (in der nordischen Mythologie der Weltuntergang und das Ende der Götter) rückt immer näher, der eisige Fimbulwinter macht bereits allen Lebewesen hart zu schaffen. Auch wenn Kratos allen Ärger von sich und seinem Sohn fernzuhalten versucht, werden die beiden schon bald dazu gezwungen, sich auf eine neue ereignisreiche Reise zu begeben. Denn Freya versucht weiterhin den Tod ihres Sohnes zu rächen, während Odin und Thor den beiden einen unangenehmen Besuch abstatten. Um sich der Bedrohung zu stellen und Antworten auf brennende Fragen über ihr Schicksal zu erhalten, gilt es nun, sich auf die Suche nach dem Kriegsgott Tyr zu machen, der ein mächtiger Verbündeter für den bevorstehenden Kampf sein könnte.
Die Handlung ist erneut eine der ganz großen Stärken des Spiels und setzt Vorwissen aus dem Erstling dringend voraus. Nur so sind die komplexen Zusammenhänge zu verstehen, die in God of War Ragnarök weiter ausgebaut werden. Dabei steht nicht nur Ragnarök selbst im Fokus, sondern auch wieder die Beziehung zwischen Vater und Sohn, die reichlich Konfliktpotenzial bietet. Die Entwickler hauchen ihren Figuren unglaublich viel Leben ein und verstehen es, die Geschichte nicht nur wahnsinnig spannend und wendungsreich zu gestalten, sondern sie auch höchst emotional zu erzählen. Und das gilt nicht nur für die Hauptakteure, sondern auch für die fantastischen, vielschichtigen Nebenfiguren. Viel mehr zum Inhalt soll an dieser Stelle gar nicht verraten werden, man sollte ihn am besten selbst erleben. So wirkt dieses Meisterwerk am besten.
Das Zweiergespann erlebt auf seiner Reise wieder eine Mischung aus Kämpfen, Rätsel und Erkundung. Kämpfe fallen gewohnt fordernd und taktisch aus (vor allem in den imposanten Bossfights, von denen es diesmal deutlich mehr als zuvor gibt) und verlangen dem Spieler weit mehr als reines Hämmern auf die Buttons ab. Die Mischung aus Geschick, Timing und richtigen Angriffstechniken geht dabei schon eher in Richtung eines Dark Souls, die Palette an freischaltbaren Moves und Combos ist groß. Gepaart mit der richtigen Ausrüstung, die sich entweder finden, kaufen, schmieden oder verbessern lässt, gilt es zudem jeden noch so kleinen Vorteil herauszukitzeln. Das Kampfgeschehen spielt sich dank der griffigen Steuerung nicht nur exzellent, es wird auch hervorragend und überaus brutal und wuchtig in Szene gesetzt. Und dank der gut eingesetzten Features des DualSense Controllers der PS5 fühlt sich all das noch umso besser an.
Kratos greift dabei erneut auf seine Axt und die Chaosklingen zurück, um sich gezielt seinen Widersachern zu stellen. Die Axt eignet sich sowohl für den Nah- als auch Fernkampf und kann mit Eismagie kombiniert werden, während die Chaosklingen durch Feuermagie unterstützt werden. Jeder Gegner ist für die ein oder andere Waffe und Attacke anfälliger, vor allem im späteren Verlauf bringt ein häufiger Wechsel den nötigen taktischen Vorteil. Doch während des Abenteuers steuern wir nicht nur Kratos, sondern schlüpfen auch häufig in die Rolle von Atreus, der ebenfalls zu einer wahren Kampfmaschine herangereift ist. Dieser setzt entweder auf seinen magischen Bogen oder auf akrobatische Martial-Arts-Einlagen. Das sieht nicht nur unheimlich gut aus, sondern spielt sich auch angenehm anders zum Vater. Und damit nicht genug: Mit dem Wechsel zwischen den Akteuren, die zum Teil getrennt durch das Abenteuer reisen, kommen auch neue Begleiter hinzu, mit denen man in die Schlacht zieht. Das ist nicht nur der Story überaus dienlich, die dadurch immer mehr an Tiefe und neuen Perspektiven gewinnt, auch spielt sich das Ganze herrlich abwechslungsreich.
Wird mal nicht gekämpft, so erkunden die Charaktere die zauberhaft gestaltete Umgebung, die zum Teil aus großen offenen Arealen besteht, zum Teil auch lineare Abschnitte bereithält. Dabei gibt es viel zu entdecken, belohnt wird man mit wertvollen Ressourcen oder neuer Ausrüstung. Dabei trifft man auf der Reise durch die neun Welten der nordischen Mythologie auch auf zahlreiche clever gestaltete Umgebungsrätsel, die für weitere wohltuende Abwechslung sorgen. Und wer die Hauptkampagne mal nicht weiter verfolgen möchte, findet in zahlreichen schönen Nebenquests reichlich weitere Beschäftigungsmöglichkeiten. God of War Ragnarök ist ein sehr umfangreiches Spiel, das selbst ohne sein Drumherum locker 30 bis 35 Stunden Spielzeit bietet. Möchte man auch alle Nebenaufgaben erfüllen und sich dem erneut interessanten Endgame-Content widmen, dürfen gut und gern noch mal 20 bis 25 Stunden dazugerechnet werden. Mehr also, als der ebenfalls sehr umfangreiche Vorgänger zu bieten hatte.
Denn viele Abschnitte sind zunächst gar nicht zugänglich und können erst im späteren Verlauf betreten werden, wenn die dafür nötigen Fähigkeiten oder Gegenstände verfügbar sind. Wie in einem Metroidvania lohnt es sich also, bereits abgeschlossene Areale neu zu besuchen, um dann vielleicht geheime Gebiete oder optionale Bosse zu entdecken. Backtracking mag vielleicht nicht jedermanns Sache sein, wird aber niemandem aufgezwungen, sondern bietet eben all jenen zusätzlichen Content, die ihn haben wollen. Und da dieser oftmals wirklich gut ist, darf man dafür durchaus dankbar sein.
Auch technisch ist God of War Ragnarök eine echte Perle und gehört zum locker Schönsten, was es bisher gegeben hat. Und das, obwohl es sich um einen Cross-Gen-Titel handelt, der auch die letzte Konsolengeneration noch bedient. Doch davon merkt man bei all der Pracht, die auf den Bildschirm gezaubert wird, so gut wie gar nichts. Und dass ein optisch so opulentes Werk dann auch noch derart flüssig (sogar auf der PS4 schick anzusehen mit konstanten 30 fps, auf der PS5 natürlich noch beeindruckender und auf Wunsch mit 60fps) und sauber, ohne merkliche Bugs umgesetzt wurde, zeigt, was für Profis bei Santa Monica Studio beschäftigt sind. Wie von Exklusivspielen der Playstation gewohnt sind all die vielen Einstellungsmöglichkeiten für Barrierefreiheit wieder sehr löblich und ermöglichen so zahlreichen Spielern mit Einschränkungen den Zugang. Die Synchronisation der Figuren ist sowohl auf Deutsch als auch Englisch höchst professionell ausgefallen und der großartige Soundtrack begeistert einmal mehr mit seinen epischen Klängen.
Fazit
Das Spielejahr endet mit einem gewaltigen Knall: Inszenierung, technische Präsentation, Story, Charaktere und Gameplay sind in "God of War Ragnarök" auf höchstem Niveau und machen aus diesem Action-Adventure ein unvergessliches Meisterwerk. Wer eine Playstation besitzt, für den führt daran kein Weg vorbei.