Bildnachweis: Warner Bros. Interactive Entertainment / Monolith Productions

Videospiel "Mittelerde: Schatten des Krieges" im Test

von Sebastian Stumbek

Story

Talion und Celebrimbor haben im feurigen Herz des Schicksalsberges ihren Ring der Macht geschmiedet, aber im Moment seiner Schöpfung wurden der Waldläufer und der Geist in Stücke gerissen. Talion findet Celebrimbor in den Schlingen von Kankra, der Schattenspinne, und sie fordert den Ring im Austausch für seine Freiheit. Talion stimmt widerwillig zu, aber vor seiner Flucht aus ihrem Unterschlupf teilt Kankra eine unheilverkündende Vision mit Talion – die Zerstörung von Minas Ithil, einer Festung in Gondor, in der sich ein uralter und mächtiger Palantir befindet. In der Hoffnung, Saurons Streitkräfte aufzuhalten, eilt Talion nach Minas Ithil, bevor es zu spät ist. Talion und Celebrimbor wollen Mordor von innen heraus erobern und ihre eigene Ork-Armee aufstellen, um die seit Langem eingenommenen Festungen zu stürmen und Saurons Macht über diese Region zu schwächen. Ihre Reise bringt sie an die ungewöhnlichsten Schauplätze – von den Festungen von Minas Ithil bis zu den Tiefen von Kankras Lauer – wo sie neue Allianzen schmieden und sogar blutrünstige Bestien befehligen. Sauron muss um jeden Preis aufgehalten werden.


Kritik

Als Mittelerde: Mordors Schatten 2014 für Konsolen und den PC erschien durften sichDer Herr der Ringe-Fans über eine erste spielerisch gelungene Umsetzung ihres geliebten Stoffs freuen. Mit Mittelerde: Schatten des Krieges gibt es seit dem 10. Oktober 2017 die langersehnte Fortsetzung, die erneut von Monolith Productions entwickelt wurde und seinen Vorgänger in mehreren Bereichen überflügelt. Erneut schlüpfen wir in die Rolle des untoten Waldläufers Talion, der mit dem geisterhaften Elbenschmied Celebrimbor verschmolzen ist. Gemeinsam stellen sie sich diesmal keinem geringeren als Sauron höchstpersönlich gegenüber. 

Doch bevor es soweit ist gilt es in Mittelerde aufzuräumen. In einer riesigen Spielwelt, von Wäldern, Höhlen bis hin zu wuchtigen Städten trotzen wir zahlreichen Feinden, nehmen Festungen ein, scharen ein Kriegsheer um uns und müssen eine Vielzahl an Aufgaben erledigen. Wie aus anderen Open World-Titeln gewohnt zeigt uns unsere Karte Aufgaben und Sammelobjekte an, die wir, abseits der Hauptkampagne, nach Belieben verfolgen können. Motivierend sind sie vor allem deswegen, da sie neben spielerischen Spaß auch nützlichen Loot, neue Skills und einzelne Story-Fetzen zur Belohnung abwerfen.

Da wir unseren Charakter in insgesamt 34 Fähigkeiten mitsamt je ein bis drei Optimierungen ausbilden können, werden die Ausflüge durch Mittelerde auch stets zum freudigen Erlebnis. Sie ermöglichen dabei nicht nur eine optimierte Fortbewegung oder das Austricksen von Gegnern, sondern bringen zusätzliche Würze in die schön inszenierten Kämpfe. Diese erinnern vom Stil her an die Batman: Arkham-Spiele und gehen stets gut von der Hand. Wir attackieren, parieren und weichen den Gegnern aus und müssen, vor allem wenn wir von allen Seiten umzingelt werden, stets alle Angreifer und ihre Aktionen im Auge behalten. Zusätzlich setzen wir Spezialfähigkeiten ein, vereisen dabei beispielsweise unsere Widersacher oder nageln sie mit Pfeil und Bogen im Boden fest. Interessant wird es dabei vor allem gegen Ork-Hauptmänner, die besondere Stärken aufweisen und deren Schwächen man ausnutzen kann, sofern man sie zuvor durch das Verhören von Feinden in Erfahrung gebracht hat. Dank des Nemesis-Systems, welches in Schatten des Krieges noch ausgereifter als zuvor ist, fühlen sich solch Aufeinandertreffen auch recht spannend an. Die Hauptmänner passen sich mit der Zeit unseren Taktiken an, sie erinnern sich an uns, wenn sie uns erneut über den Weg laufen und steigen im Rang auf, wenn sie es schaffen, uns zu töten.

Im Laufe der rund 40-stündigen Kampagne bekommen wir auch die Möglichkeit, Orks per Gedankenkraft zu manipulieren und damit quasi zu rekrutieren, wodurch wir nach und nach eine eigene Armee aufbauen können, die vor allem durch Hauptmänner an Stärke und Identität gewinnt. Rollen wollen dabei verteilt werden, beispielsweise ernennen wir einen von ihnen als unseren Leibwächter, den wir stets im Kampf herbeirufen können, auch können wir sie als Auftragskiller entsenden oder als Maulwurf beim Feind unterbringen. Damit plant man groß angelegte Angriffe auf feindliche Festungen, deren Verteidigungen wir im besten Fall vorab schon minimiert haben und an deren Ende ein schöner Bossfight auf uns wartet. Hat man all das bewältigt, so wird die Festung von uns besetzt und muss fortan gegen Saurons Armee bestehen. Oder im Multiplayer gegen menschliche Spieler, wenn man auch darauf Lust hat. 

Ebenfalls motivierend ist die Suche nach immer besserer Ausrüstung, die es in verschiedenen Ausführungen gibt, von normal bis zum seltenen legendären Gegenstand oder Set-Bestandteil. Durch spezielle Herausforderungen schaltet man zudem weitere Fähigkeiten in ihnen frei und kann sie gegen verdientes Ingame-Geld noch zusätzlich verbessern. 

Das Lootbox-System aus Schatten des Krieges sorgte im Vorfeld für zahlreiche Kontroversen. Es ist nämlich möglich, für Echtgeld solche zu erwerben, sowohl im Singleplayer- als auch Multiplayer-Modus, um sich diverse Boni, starke Orks etc. zu erkaufen. Solch ein System kann man sehen wie man mag, dass es auf wenig Gegenliebe unter den Fans stößt ist verständlich, aber mal ehrlich: Wer darauf keine Lust hat, ignoriert es einfach und spielt das Spiel ohne den Erwerb dieser. Denn alles, was man käuflich erwerben könnte, lässt sich auch auf regulärem Weg erspielen. Daher ist der ganze Ärger darum innerhalb der Community auch schwer nachvollziehbar. 

Woran man sich unter Umständen stören könnte ist die Story des Spiels, zumindest wenn man mit demTolkien-Stoff bestens vertraut ist. Schatten des Krieges basiert zwar auf den Tolkien-Erzählungen und orientiert sich stilistisch ganz klar anPeter Jacksons Filmtrilogie, nimmt sich aber allerlei Freiheiten darin, Dinge über den Haufen zu werfen. So wird die furchteinflößende Spinne Kankra beispielsweise zu einer reizenden Frau umgestaltet, die mit dem Spieler interagiert und einen wichtigen Part in der Geschichte einnimmt. Solch Dinge kann man als Tolkien-Fan durchaus bescheuert finden, wer mit dem Stoff ohnehin nicht oder kaum vertraut ist, dem wird es vermutlich egal sein. 

Ansonsten aber, wenn man solch künstlerische "Fehlgriffe" ausblenden kann, stimmt das Feeling in Schatten von Mordor durchaus. Das liegt zum einen an der insgesamt recht hübschen Grafik und der gelungenen musikalischen Untermalung, aber auch daran, dass das Spiel visuell sehr eng an die Filme angelehnt ist, das gleiche Artwork nutzt, man viele bekannte Plätze besucht und vertraute Charaktere trifft. Wer das Ganze in der deutschen Synchronfassung spielt wird sich auch über manch bekannte Sprecher der Filme freuen, darunter beispielsweise Gollum. 

Fazit

Insgesamt ist "Mittelerde: Schatten des Krieges" größer, epischer und auch besser als sein ohnehin schon guter Vorgänger. Tolkien-Puristen werden sich möglicherweise an den Änderungen innerhalb der Story stören, wer das aber ausblenden kann, wird mit einem schön inszenierten Herr der Ringe-Abenteuer belohnt, mit dem man etliche Stunden Spaß haben kann. 

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