Bildnachweis: © Team17 / Studio Koba

Videospiel "Narita Boy" im Test

von Sebastian Stumbek

Story

Rückblick in die 80er-Jahre. The Creator, ein Genie seiner Zeit, entwickelt die Videospielkonsole Narita One mit dem Spiel Narita Boy als Aushängeschild.Narita Boy wird zu einem Kassenschlager! Weltweit werden alle Kopien der physischen Kassette aufgekauft. Narita Boy wird in wenigen Wochen zum meistverkauften Videospiel und begeistert die Kritiker mit dem Techno-sword und einer unvergesslichen Reise. In der Zwischenzeit verbindet sich die digitale Welt des Binärcodes mit der Außenwelt. Him ist zurückgekehrt und er hat die Erinnerungen von The Creator gelöscht. Das Supervisor-Programm namens Motherboard und ihre Agenten haben das Narita-Boy-Protokoll aktiviert. Die Stallions kommen und das Digital Kingdom braucht einen Helden, der den Untergang verhindert!

Kritik

Um ihr Projekt zu verwirklichen, startete das Indie-Entwicklerstudio Studio Koba 2017 eine Kickstarter-Kampagne, die mindestens 120.000 Euro einbringen sollte. Zahlreiche Baker zeigten sich angetan von der sympathischen Idee ihres geplanten Pixelart-Abenteuers und finanzierten das Projekt über das anvisierte Ziel hinaus. Der Weg war frei für Narita Boy, und mit der späteren Kooperation mit dem Publisher Team17 (Worms) wurde die Produktion auch gleich ausgeweitet, sodass das Game nicht nur wie geplant für den PC entwickelt wurde, sondern auch gleich für alle Konsolen.

Narita Boy ist eine Liebeserklärung an die 80er Jahre. Bereits der wunderschöne Pixel-Look ist eine Reise in die Vergangenheit, das tolle Art-Design der mystischen digitalen Spielwelt mitsamt seinen schrägen Charakteren fällt absolut faszinierend aus. Die Entwickler zeigen sich in der Gestaltung höchst detailverliebt und kreativ, das Game atmet jederzeit den Geist kultiger 80er-Produktionen wie Tron oder He-Man. Auf atmosphärischer Ebene gibt es also wirklich nichts zu meckern, vor allem Retro-Fans dürfte richtig warm ums Herz werden. Auch an den Effekt eines Röhrenfernsehers wurde gedacht, indem das Bild leicht gekrümmt und mit dazu passender Spiegelung versehen wird. Sieht klasse aus, lässt sich auf Wunsch aber auch im Menü deaktivieren. Zudem leistet der fantastische Synthie-Soundtrack zweifellos seinen Beitrag zum Flair des Spiels und hält so manche Ohrwürmer bereit.

Die Story selbst fällt ein wenig konfus aus, profitiert aber vom starken World Building, das immerzu neugierig auf mehr macht und ein ähnliches Entdeckergefühl in uns weckt wie der Spieleklassiker Another World. Auf unserer Erkundungstour innerhalb der 2D-Welt treffen wir auf zahlreiche Charaktere, die etwas zu erzählen haben, den Lore weiter ausbauen oder uns mit Aufgaben versorgen, die auch schon mal ein wenig Knobelei erfordern. Die Mühe der Entwickler ist klar erkennbar, allerdings muss man auch ehrlich eingestehen, dass das Geschehen durch die vielen Plaudereien zu oft ausgebremst wird. Wer sich also einfach ins Geschehen stürzen will und Action erleben will, muss ein wenig Geduld aufbringen.

Wenn wir schließlich doch auf Gegner treffen, die ebenfalls sehr kreativ gestaltet wurden, vermöbeln wir sie mit unserem mächtigen Technosword, verpassen ihnen Kugeln mit unserer Schrotflinte oder setzen diverse Fähigkeiten zur Unterstützung ein. Das Gameplay fällt nicht sonderlich komplex aus, Kampfeinlagen spielen sich aber soweit sehr flott und ordentlich und werden mit fortlaufender Zeit auch zunehmend anspruchsvoller. Unfair wird es nie, ein wenig frustresistent sollte man allerdings schon sein, da nicht alles auf Anhieb klappen wird.

Das gilt vor allem für die etwas hakeligen Geschicklichkeitspassagen, in denen die Steuerung nicht immer wie gewünscht mitmacht. Das wird vor allem dann nervig, wenn der letzte Checkpoint nach unserem Ableben weiter zurückliegt und wir einzelne Gebiete mehrmals ablaufen müssen, was ohnehin ziemlich häufig vorkommt, da nicht immer klar ist, wo es für uns weiter geht. Häufig kommt es vor, dass wir einen Schlüssel finden, danach aber ewig nach der dazugehörigen Tür in den verwinkelten Levelstrukturen suchen müssen. Eine Map oder ein Waymarker wären hier Gold gewesen.

Narita Boy ist also gewiss kein perfektes Spiel, an der ein oder anderen Stelle hätte man gewiss noch nachbessern können, um für ein reibungsloseres Erlebnis mit angenehmeren Flow zu sorgen. Wenn man sich aber vor Augen führt, dass daran ein kleines Team gewerkelt hat, darf man dennoch seinen Hut ziehen. Die abgefahrene Reise ist es wert, angetreten zu werden.

Fazit

"Narita Boy" mag seine Ecken und Kanten haben, die den Spielfluss zwischenzeitlich ausbremsen und auf die Nerven gehen können, punktet dafür aber mit einer großen Portion Charme, einer faszinierenden Welt, hübschen Pixel-Art und stimmungsvollen Fights. Wer ein Herz für die 80er hat, hat gewiss auch eins für dieses nicht perfekte, aber liebenswerte Game.

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