Story
Remnant II ist die Fortsetzung von Remnant: From the Ashes, in dem Überlebende der Menschheit gegen neue tödliche Kreaturen und gottartige Bosse in furchterregenden Welten antreten. Gespielt wird allein oder im Koop mit zwei anderen, um die Tiefen des Unbekannten zu erkunden und Böses daran zu hindern, die Realität zu zerstören. Um erfolgreich zu sein, müssen sich Spieler*innen auf ihre eigenen Fähigkeiten und die ihres Teams verlassen, um die schwierigsten Herausforderungen zu meistern und das Aussterben der Menschheit hinauszuzögern.
Kritik
Mit Remnant: From the Ashes gelang Gunfire Games 2019 ein echter Überraschungshit. Ihr Third-Person-Koop-Shooter mit RPG- und Soulslike-Elementen mag zwar nicht frei von Fehlern gewesen sein, wusste seine unterschiedlichen Komponenten aber ziemlich gut zu vereinen und fand damit reichlich Fans. Der Nachfolger Remnant II erschien gerade erst im Sommer 2023 und ist bereits Ende November überraschend im den Microsoft Game Pass gelandet. Wir haben uns ins Getümmel gestürzt und an den vielen vollzogenen Verbesserungen gegenüber dem Vorgänger erfreut.
Remnant II ändert nichts an der bisherigen Formel, sondern verfeinert sie an vielen Stellen gekonnt. Für Serienkenner ist das Spielgefühl somit angenehm vertraut, doch auch als Neuling braucht man nicht vor dem Einstieg nicht scheuen. Dazu fällt das Tutorial zu Beginn sehr verständlich aus und auch die Story lässt sich ohne Vorwissen grob verstehen, wobei diese bei Remnant ohnehin eher nebensächlich ist. Treibender Motor ist hier nämlich das gelungene Gameplay mit seiner enormen Sogwirkung.
Und das sieht im Groben so aus: Allein oder im Koop mit bis zu zwei weiteren Spielern ballert man sich durch drei sehr weitläufige und auch sehr unterschiedlich gestaltete Biome voller knackiger Gegner und Bosse, löst dabei diverse Puzzles, sucht nach gut verstecktem Loot, erfüllt Quests und wertet seinen Charakter auf vielfältige Weise immer weiter auf, um den immer härter werdenden Gefahren trotzen zu können. Das Finale spiet sich dann in einer vierten Welt ab, die abschließend alles Können noch mal auf die Probe stellt.
Dabei ist kein Lauf wie der andere, da die Kampagne per Zufallsprinzip jedes Mal neu gewürfelt wird. Es ändert sich nicht nur die Reihenfolge der besuchten Welten, sondern auch wie diese zusammengesetzt sind, welche (optionalen) neuen Dungeons dabei integriert sind, welchen Loot wir dabei entdecken, welche Quests wir erleben und auf welche Bosse wir letztendlich stoßen. Remnant II ist darauf ausgelegt, mehrmals durchgespielt zu werden (und seinen Charakter dabei durch jeden Reroll der Kampagne weiter zu verbessern), was auf diese Weise prima funktioniert und für großen Wiederspielwert sorgt. Denn in einem Durchgang lässt sich unmöglich der gesamte Content erleben. Zudem motivieren höhere Schwierigkeitsgrade mit noch besseren Belohnungen zum erneuten Lauf.
Das Setting bewegt sich zwischen Sci-Fi, Endzeit und Dark Fantasy, ähnlich wie es schon beim Vorgänger der Fall war. In der visuellen Gestaltung der neuen Welten machen die Entwickler größtenteils einen angenehmen Schritt nach vorn. Vor allem das Elfenreich Losomn weiß mit seinen prunkvollen Palästen zu begeistern und weckt schnell Erinnerungen an Spiele wie Elden Ring, während die düsteren Außenbezirke sehr an Bloodborne angelehnt sind. Auch die Dschungelwelt Yaesha, die Ähnlichkeiten zu Pandora aus James Camerons Avatar aufweist, macht optisch einiges her. Lediglich die futuristische Welt N'erud hinterlässt gemischte Gefühle: Während die dort befindlichen Innenbereiche in Industrieanlagen und kilometerhohen Türmen noch sehr atmosphärisch ausfallen, sind die kargen, nebeligen Außenbereiche durch die endlose Einöde ein echter Abturner. Zum Glück überwiegen die positiven Eindrücke der anderen Orte.
Remnant II ist kein einfaches Spiel und erfordert einiges an Geschicklichkeit und auch Frustresistenz, da gewiss auch das ein oder andere Mal gestorben wird. Dabei beginnt man beim letzten Checkpoint noch mal und alle zuvor erledigten Gegner sind wieder am Leben. Ähnlich wie bei einem Soulslike also wird der Fortschritt ein kleines bisschen zurückgesetzt. Und ähnlich wie dort liegt es am Spieler, die Angriffsmuster seiner Gegner zu studieren, um mit der Zeit besser zu werden. Doch ganz so brutal wie in einem Dark Souls und Co. fällt die Bestrafung in Remnant II nicht aus, da man beim Ableben keinerlei Erfahrungspunkte oder Ähnliches verliert. Es bleibt also bei gewissen Anleihen des Genres, ohne aber selbst den kompletten Weg zu bestreiten. Ob einem das Spiel allein oder im Koop mehr liegt, muss dabei jeder für sich selbst entscheiden, da beides in Bezug auf den Schwierigkeitsgrad seine Vor- und Nachteile hat. Spielt man in der Gruppe, kann man sich gegenseitig Rückenwind geben und sich beim Tod wiederbeleben, dafür teilen Gegner aber auch wesentlich härter aus und stecken viel mehr ein. Beide Varianten funktionieren prima und machen eine Menge Spaß, letztgenannte in der Regel aber wohl ein bisschen mehr.
Zu Beginn des Abenteuers entscheiden wir uns für eine Klasse (genannt Archetypen), die diverse Attribute und Fähigkeiten mit sich bringt. Zur Wahl stehen zunächst vier Stück (Doktor, Helfer, Jäger und Draufgänger), im Laufe des Abenteuers schaltet man jedoch noch viele weitere frei, die bei Erstellung eines neuen Charakters dann entweder als Primärklasse ausgewählt werden kann oder bei unserem bestehenden Charakter als Sekundärklasse hinzukommt. So lassen sich je nach Spielstil recht interessante Builds erstellen, die auch nachträglich noch jederzeit gewechselt werden können. Wer also Lust hat, einen robusten Tank zu spielen, der zusätzlich vielleicht auch Dämonen beschwören kann, oder einen Scharfschützen, der als Alchemist auf mächtige Tränke zugreift, kann sich hier herrlich austoben beim Kombinieren.
Doch das Verfeinern des Builds geht noch viel weiter: Es gibt zahlreiche coole Waffen (realistische und sehr abgefahrene), die sich allesamt verbessern lassen, mit Mods wie Brandmunition oder Alien Eiern ausgestattet werden können und durch einen eingebauten Mutator um zusätzliche Effekte bereichert werden. Durch Ringe, Amulette und Klamotten kommen weitere individuelle Werte ins Spiel. Außerdem gibt es die sogenannten Traitcards, von denen zu Beginn nur einige verfügbar sind, später aber viele weitere freigeschaltet werden können. Durch die Verteilung von Punkten lässt sich hier unter anderem die Gesundheit steigern, das Nachladetempo erhöhen oder die Ausdauerregeneration erhöhen. Remnant II lässt einem viel Spielraum bei der Gestaltung des Charakters, was sehr zu gefallen weiß.
Und die Auswirkungen aufs Spielgefühl sind deutlich spürbar. Wie schon der Vorgänger weiß auch Remnant II mit richtig gutem Gunplay zu begeistern. Die Shootouts sind herausfordernd und spannend inszeniert und fühlen sich auch nach vielen Stunden noch sehr befriedigend an. Das gilt sowohl für Standardgegner als auch für die cool inszenierten Bosse, von denen es auch viele optionale und gut versteckte im Spiel gibt. Und versteckt ist in Remnant II ohnehin eine ganze Menge, sodass Rätselfreunde auch auf ihre Kosten kommen. Wer ein wachsames Auge hat und die Gegend genau untersucht, wird auf zahlreiche Rätsel und Geheimnisse stoßen, die auch schon mal richtig knifflig werden können oder sich gar über mehrere Biome verteilen.
Zu guter Letzt noch ein paar Worte zur Technik: Zum Einsatz kommt glücklicherweise eine neue Grafikengine, die Remnant II gegenüber dem Vorgänger deutlich aufwertet. Der einst comichafte Look weicht nun einem eher realistischeren. Optisch mag das Game vielleicht nicht in der AAA-Oberliga mitspielen, schaut aber durch das gelungene Artwork auch so absolut gut aus. Und das Beste: Das Spiel läuft auf Current Gen-Konsolen meistens mit flüssigen 60 FPS. Hin und wieder gerät der Fluss etwas ins Stocken, insgesamt aber ist das Spielgeschehen sehr sauber. Zur Erinnerung: Der Vorgänger hatte damals auf Last Gen-Konsolen Schwierigkeiten, seine 30 FPS zu halten und war damit ein eher ruckeliges Vergnügen. Insofern macht Remnant II also einen großen Schritt in die richtige Richtung.
Fazit
"Remnant II" greift das bereits im ersten Game gut geschaffene Spielprinzip auf, ohne daran groß zu rütteln, verfeinert es aber an vielen Stellen gekonnt. Wer Lust auf einen herausfordernden Shooter hat, der viel Spielraum bei der Gestaltung des eigenen Builds erlaubt, zahlreiche Geheimnisse birgt und mit starkem Gunplay punkten kann, wird damit sicherlich eine Menge Freude haben.