Bildnachweis: © Sega / Two Point Studios

Videospiel "Two Point Campus" im Test

von Sebastian Stumbek

Kritik

Mit Two Point Hospital lieferte das Team von Two Point Studios 2018 für den PC bzw. 2020 auch für Konsolen einen geistigen Nachfolger zur beliebten Krankenhaussimulation Theme Hospital, die ursprünglich 1997 aus dem Hause Bullfrog Productions erschienen ist. Das Revival kam bei Fans und Presse gut an und so gibt es mit Two Point Campus nun endlich neues Futter für Simulations-Fans. Darin leiten wir, der Name verrät es, einen Universitätscampus. Und das wieder auf gewohnt ulkige Weise mit reichlich Charme und allerlei verrückten Ereignissen.

Unsere Karriere als Campus-Leiter beginnt zunächst in einem kleinen Rahmen. Bevor wir über das gesamte Two Point Country mehrere Unis errichten, starten wir in den abgelegenen Freshleigh Meadows auf dem Lande in aller Ruhe mit unserem ersten Projekt. Als ersten Studiengang bieten wir dort lediglich Forschologie an, bauen dafür einen  Vorlesungssaal und ein Labor und stellen einen kompetent aussehenden Dozenten ein. Schon bald spazieren die ersten Studenten aufs Gelände, die sich bei uns ausbilden lassen wollen. Das erste Semester beginnt.

Für einen reibungslosen Betrieb braucht es aber schon bald mehr: Toiletten, Schlafräume, Duschen und Aufenthaltsräume müssen schnell her. Gleichzeitig muss für Verpflegung gesorgt werden, also werden Snackautomaten und Wasserspender in den Gängen platziert. Auch der Unterhaltungsfaktor darf nicht zu kurz kommen, also spendieren wir unserem Campus Kickertische, Spielautomaten und mehr. Und der Personalbedarf wird ebenfalls immer größer, also werden direkt Hausmeister eingestellt, die das Gelände in Schuss halten sowie Assistenten, die in Bibliotheken oder an Verkaufsständen aushelfen.

Das Spiel führt den Spieler dabei ganz sachte an einzelne Mechaniken an, ohne je zu überfordern. Die ersten Universitäten der Kampagne dienen also in erster Linie dazu, mit dem Gameplay vertraut zu werden. So lernt man im angenehmen Tempo, was alles nötig ist, um ins Semester zu starten und beschäftigt sich dann nach und nach mit immer weiteren Aspekten des Studienbetriebs. Und davon gibt es in Two Point Campus eine ganze Menge: Später müssen die Finanzen geschickt verwaltet werden, um nicht pleite zu gehen. Das Personal will geschult werden, Studenten wollen Events und Abwechslung und richten sich mit speziellen Wünschen und Nöten regelmäßig an uns, die Einrichtung muss gewartet und verbessert werden, Studenten werden krank oder benötigen seelische Unterstützung und ein umfangreiches Nachhilfeangebot wird nötig, damit Leistungen gesteigert werden können. Auch Eindringlinge betreten irgendwann die Bühne und sorgen für Ärger, also müssen sie effektiv abgewehrt werden. Und dann sorgen auch immer mal das wechselnde Wetter und kleine Naturkatastrophen für Aufregung.

Der Schwierigkeitsgrad wächst also über die insgesamt zwölf verschiedenen Level stetig an und lässt das Spielgeschehen immer komplexer werden. Gleichzeitig ist für reichlich Abwechslung gesorgt, da auf jedem Campus ein anderer Bereich des abgefahrenen Lehrplans thematisiert wird. So spezialisieren wir uns an einer Uni beispielsweise auf den höchst angesagten Studiengang Rittersportwissenschaften. Passend dazu stapfen überall Studenten mit ihrer Rüstung durchs Gelände, üben sich in Turnieren zu Pferd mit einer Lanze oder erlenen den Schwertkampf. An einer anderen Uni kommt es dann zu echten Hogwarts-Vibes, wenn es um Zauberei und Dunkle Künste geht. Je nach Studiengang ändert sich dabei nicht einfach nur die visuelle Präsentation und benötigten Räumlichkeiten, es gilt stets ganz andere damit verbundene Herausforderungen zu bewältigen. 17 Studiengänge gibt es insgesamt, und sie alle, egal ob nun Robotik, Narrenwissenschaften oder Virtuelle Normalität, versprechen eine Menge Spaß.

Anders als in Two Point Hospital ist der ganze Uniablauf diesmal auf ein Lehrjahr verteilt. War es vorher egal, welcher Tag gerade ist, geht es durch den zyklischen Ablauf nun etwas taktischer zu, da man bis zum Ende der Lehrperiode möglichst viele bestehende Studenten durchbringen will und auch Events und Personaleinsätze entsprechend des Terminkalenders verteilt. Nach zwölf vergangenen Monaten wartet dann immer ein Jahresbericht auf uns, der unsere Leistungen zusammenfasst und uns in einer Ruhephase die Möglichkeit gibt, das nächste Studienjahr zu planen, bevor es losgeht. Mit diesem Ablauf weiß Two Point Campus nun noch besser zu gefallen.

Negativ aufgefallen sind während des Tests auf der PS5 eigentlich nur Kleinigkeiten: Gelegentlich kommt es beispielsweise zu kleinen Rucklern, wenn besonders viel auf dem Campus los ist. Manchmal ist das Platzieren von Objekten etwas fummelig und sie blockieren sich hinterher gegenseitig, obwohl es zuvor noch hieß, dass sie passen. Und es ist auch nicht immer ganz nachvollziehbar, warum dem Personal oder den Studenten gerade etwas fehlt. Zwar ist durch einen Klick auf einen Charakter stets ersichtlich, was diesen gerade zufrieden oder unglücklich stimmt, logisch ist das aber nicht immer, wenn beispielsweise die Blase besonders stark drückt, obwohl reichlich Toiletten in der Nähe zur Verfügung stehen. Damit lässt sich aber leben.

Denn sonst ist Two Point Campus eine rundum gelungene Wirtschaftssimulation, die ihren guten Vorgänger zum Teil auch noch übertrifft, da vor allem die Abwechslung diesmal größer ausfällt. Im Kern sind sich beide Spiele sehr ähnlich, Two Point Campus vollzieht keine Revolution und fühlt sich für Kenner des Vorgängers sehr vertraut an. Das Entwicklerteam dreht aber an den richtigen Schrauben, um aufs Neue zu begeistern. Übrigens: PC- und Xbox-Spieler finden das Spiel direkt zum Release und ohne Aufpreis im Game Pass vor!

Fazit

Eine liebe- und humorvolle Wirtschaftssimulation für Jung und Alt. "Two Point Campus" wird Genrefans mit durchdachtem Gameplay und vielen verrückten Ideen für zahlreiche Stunden bestens unterhalten.

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