Bildnachweis: © Saber Interactive

"Warhammer 40.000: Space Marine 2" - Videospiel - Test / Review

von Thomas Repenning

Warhammer 40,000 hat sich ohne Zweifel in den letzten Jahren zu einer der größeren Sci-Fi-Franchises entwickelt, welche man so in unserer Pop-Kultur finden kann. Kein Wunder also, dass wir bald sogar eine Serien-Adaption mit Henry Cavill dank Amazon bekommen werden. In Sachen Games ist indes die brutale wie nihilistische Welt schon lange eine feste Größe und begleitet Spielerinnen und Spieler bereits über Jahrzehnte - allerdings oftmals wohl eher als Schattendasein und kleinere Nischenprodukte. Doch auch dies hat sich mittlerweile stark geändert: Titel wie Battlefleet Gothic: Armada 2, Warhammer 40,000: Chaos Gate, Warhammer 40,000: Darktide, Warhammer 40,000: Boltgun sowie Warhammer 40,000: Rogue Trader erfreut sich allein in den letzten 5 Jahren teils großer Beliebtheit und wurden zu regelrechten Genre-Erfolgsgeschichten, und zwar nicht nur für Fans. Nun folgt mit Warhammer 40,000: Space Marine 2 von Saber Interactive wieder ein richtig klassischer Shooter, der eine Fortsetzung des 2011er Erstlings darstellt. Erneut schlüpfen wir dabei in die Rolle des wortkargen Titus, erneut sind wir ein stoischer Ultramarine, und abermals zerkleinern wir unsere Gegner regelmäßig zu Matschhaufen. Dieses Mal allerdings größer, imposanter und noch brachialer. Herausgekommen ist kurzerhand eines der besten Spiele des Jahres. Wir haben uns einmal in den Dienst des Imperators gestellt und sind gegen die unerbittlichen Xenos in den Kampf gezogen.


Story

Space Marine 2 führt die Geschichte von Titus, dem Captain der Ultramarines, fort, der im ersten Spiel auf der Fabrikwelt Graia gegen die Armeen der Orks kämpfte – dessen heldenhafter Sieg jedoch durch die Anschuldigungen seines eigenen Kameraden untergraben wurde, der ihn der Ketzerei bezichtigte. Space Marine 2 schließt hier nun an die Geschichte seines Vorgängers an, wodurch der Cliffhanger direkt aufgelöst wird: So wurde Titus nach den Vorwürfen degradiert und zur Deathwatch versetzt, wo er ein Jahrhundert lang immer wieder in altraumhafte Todesmissionen geschickt wurde. Nach einem Angriff der Tyraniden auf dem Planeten Kadaku, wird Titus wieder zum Lieutenant befördert und bekommt mit Gadriel und Chairon zwei Waffenbrüder an die Seite. Ihr Auftrag: Die Invasion mit allen Mitteln stoppen. Doch hinter dem Angriff scheint sich noch viel mehr zu verbergen.


Kritik

Gleich zu Beginn können wir zwei Dinge direkt abhaken: Zum einen die Frage, ob Space Marine 2 der Vorlage gerecht wird und hier ein Universum zeigt, welches regelrecht Lust auf Warhammer 40,000 macht. Und zum anderen, ob es Saber Interactive schafft, den Geist der Vorlage – die damals noch durchaus ihre Schwächen hatte – aufzugreifen und einen passenden Shooter zu erschaffen. Beides lässt sich schon nach den ersten Minuten mit einem sehr lauten „Ja“ beantworten. Es ist schon richtig beeindruckend, wie schnell uns das Spiel in seine Welt entführt und wir gleich zu Beginn Lust haben diese zu erkunden. Nach einer spektakulären Intro-Sequenz und einem actionreichen Tutorial – wo wir uns gleich an die Übermacht eines Space Marine gewöhnen – geht es direkt in die Geschichte, die mit mehreren Elementen überzeugen kann. Zum einen durch seine Figuren (zum Beispiel dem dynamischen Dreigespann aus Titus, Gadriel, Chairon), zum anderen durch seine unabwendbare aber auch überraschende Handlung, die uns immer wieder vor Situationen stellt, wo es um das große Ganze geht. Rettet Kompanie XYZ, Sichert Anlage oder Gegenstand Sowieso oder besiegt die Horde, die gerade vor uns liegt. Das klingt auf dem Papier banal und simpel, ist aber so greifbar, intensiv und vor allem bedrohlich inszeniert, sodass wir immer das Gefühl haben, das es wirklich an uns liegt, einen ganzen Planeten oder gar das komplette Universum zu retten. Ein paar markige Sprüche und ein etwas morbider Humor sind ebenfalls mit an Bord.

Allerdings kann Space Marine 2 noch mehr: Durch seine Hauseigene Engine ist es möglich, gleich mehrere hundert Gegner gleichzeitig darstellen, was der Geschichte auch wirklich eine Relevanz gibt. Wenn uns die Tyraniden angreifen, dann bedeutet dies nicht kleine Gefechte – die es spieletechnisch auch gibt – sondern meist immer große Schlachtengemälde. Dies mag nicht jedem gefallen und ist weit weg von anderen Geschichten mit Leid, Trauer, Zweifel oder Sühne. Hier gibt es das alles nicht. Hier zählt nur der Weg nach vorne und der Befehl des Imperators. Zugegeben, das bringt natürlich auch einige Klischees des Genres, aber es packt die Welt von Warhammer 40,000 eben auch bei seinen Wurzeln. Einer Welt, in der es eben übergroße Menschen in Kampfanzügen gibt, die gegen brutale Aliens antreten. Mehr braucht es auch nicht. Dies liegt auch am Gameplay, welches schnörkellos und effizient daherkommt. Mit unseren wenigen Waffen (selten war eine Boltgun so schön zu benutzen) und ein paar Extra Angriffen, können wir gut jede Aufgabe meistern, müssen aber auch stets Munition, parierbare Angriffe sowie nicht parierbare Angriffe im Blick behalten. Gleiches gilt für unsere Umgebung: Hier ein paar Explosionsfässer und dort eine gut abgepasste Granate können Leben retten. Später bekommen wir zudem noch Hammer, Jet Pack und Unterstützung auf dem Schlachtfeld dazu, sodass niemals wirklich langweile aufkommt. Dies liegt auch an den dynamischen Gegnern. Während wir zu Beginn vor allem immense Scharen abwehren, die uns vor allem in den Nahkampf mit Kettensäge oder Schwert zwingen, müssen wir später im Verlaufe des Spiels noch ganz andere Taktiken anwenden. Überhaupt ist die zweite Hälfte fast gänzlich anders als die erste Hälfte des Gameplays. Für reichlich Abwechslung ist also gesorgt.

Die Abwechslung gibt es indes auch bei der Grafik: Space Marine 2 ist ein fantastisch hübsches Spiel, welches – mit entsprechender Hardware – richtig nach oben geschraubt werden kann. Hier werden dann die verschiedenen Planeten zum Leben erweckt und bieten immer wieder andere Biome, die durch Gegnerpracht und Schlachtenfest mehr als ein visuelles Highlight bieten. Doch auch in engen Korridoren, Bunkern oder Räumen kann das Spiel – auch wenn hier etwas Vielfalt fehlt – überzeugen. Zudem liefert Saber Interactive ein wirklich sauberes Spiel ab, welches kaum Bugs oder Fehler beinhaltet und zudem viele Grafikoptionen für Enthusiasten besitzt. Am Ende hat Space Marine 2 – neben der Hauptkampagne (die man gut im Koop bestreiten kann) noch ein weiteres Verkaufsargument: Seinen Multiplayer. Sobald die Kampagne beendet ist (so unsere Empfehlung), können wir noch insgesamt (bislang) sechs Nebenmissionen spielen, wo wir nicht unsere Hauptfigur mimen, sondern uns unseren eigenen Marine bauen und erstellen. Anhand von diversen Klassen, und Waffenpaketen, stürzen wir uns so in die Schlacht von den Nebenschauplätzen der Story. Hier beginnt dann auch der eigentliche Multiplayer, da wir diese Kämpfe entweder mit Freunden oder anderen Online-Spielerinnen und Spielern beschreiten. Haben wir sie geschafft, winken Punkte die wir in Waffenverbesserungen, Perks oder optische Änderungen stecken und im Level aufsteigen. Gleiches gilt dann für den Eternal War mit seinen 6v6 Schlachten. Zwar fehlt hier noch etwas Abwechslung und Inhalt, aber es ist bislang eine schöne Dreingabe, um den Spielspaß noch etwas zu erweitern. Zudem wurde schon angekündigt, dass noch mehr Inhalt folgen wird.


Fazit

Warhammer 40,000: Space Marine 2 ist zweifelsohne einer der besten Shooter des Jahres (wenn nicht sogar der letzten Jahre): Seine intensive Inszenierung gepaart mit brachialer Sci-Fi-Action ist nicht nur atemberaubend anzusehen, sondern ist auch spieltechnisch hervorragend umgesetzt. Nur selten hat es so Spaß gemacht, sich dem Imperator zu unterwerfen und Jagd auf Xenos zu machen. Dies zusammen mit dem guten Koop und einer packenden Geschichte, zeigt einmal mehr, dass es auch immer wieder Solo-Spiele braucht, die sich trauen einfach ihren Fokus auf eine gute Kampagne legen. Und für Fans von Warhammer? Nur selten gab es wohl so eine perfekte Umsetzung der Lore, die am Ende regelrecht für Begeisterungsstürme sorgt. Kurz: S pace Marine 2 ist eines der Überraschungserfolge dieses Jahr und ohne Zweifel einer der besten Blockbuster 2024. Eine absolute Empfehlung.

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