Da schlendert man am Sonntag Morgen gut gelaunt zu seinem Briefkasten und erblickt voll Wonne ein prall gefülltes Paket, welches in der Regel nur eines bedeuten kann: Neuer Filmnachschub aus dem Hause Moviebreak.
Was würde mich diesmal erwarten, bunter Hollywood Kitsch, tiefgründiges Autorenkino oder Trash der feinsten Sorte. Nun ja, falls ihr nicht durch Zufall auf diesen Artikel gestoßen seid, dann könnt ihr euch vermutlich denken welchen Inhalt sich in jenem ominösen Paket befand.
Da stand ich also nun, in meiner Hand die Titel „Wrong Turn“ 2,3 und 6, quasi der Sprung von „Attack of the Clones“ zu „Return of the Jedi“, obwohl ich mir zumindest beim betrachten der Cover sicher sein konnte, dass ich die tiefgreifende Handlung von Teil 6 auch ohne die immens große Wissenslücke um die fehlenden Filme würde verstehen können.
Zeitgleich beschlich sich bei mir jedoch auch ein relativ ungutes Gefühl in der Magengegend, denn wie wir alle wissen sind Fortsetzungen, vor allem im Bereich des Horror Kinos, oftmals mit Vorsicht zu genießen, denn die dünne Handlung der meisten Streifen reicht in der Regel höchstens für 2 Filme, siehe „Paranormal Activity“, „Saw“, „Cabin Fever“ und so weiter.
Doch der Reihe nach. Werfen wir zunächst einmal einen Blick auf das Jahr 2003. Der amerikanische Regisseur Rob Schmidt ergaunert sich irgendwie 12,6 Millionen Dollar, um mit „Wrong Turn“ einen netten feinen Slasher Film auf die große Leinwand zu bringen.
Die Geschichte ist so hanebüchen wie nur irgend möglich. Sechs junge Menschen erliegen einer Autopanne in den Wäldern von West Virginia, wo eine Gruppe Einheimischer Kannibalen gnadenlos jagt auf sie macht. Dank eines weltweiten Einspielergebnisses von über 24 Millionen Dollar, hätte man eigentlich erwarten können, dass es binnen einen Jahres bereits eine Fortsetzung gibt, doch Fans der Reihe mussten sich ganze vier Jahre gedulden, bis Twentieth Century Fox einen Nachfolger auf den Markt brachte. Von da an folgte im zwei Jahres Rhythmus immer wieder ein neuer Teil, von denen es die meisten nicht einmal mehr ins Kino schafften.
An dieser Stelle sollte ich kurz erwähnen, dass ich den ersten „Wrong Turn“ damals recht gelungen fand. Das Pacing war recht flott, Gore und Splatter waren auf einem soliden Niveau, die Figuren waren sympathisch genug, um mit ihrem Schicksal bis zum bitteren Ende mitzufiebern und die Redneck Kannibalen hatten dieses wunderbar ekelhafte Aussehen, welches bis heute ein Trademark der Reihe ist.
Allerdings spielen hier natürlich noch viele andere Faktoren eine Rolle, denn ich war damals jung, in Sachen Horror noch nicht sehr erfahren und einige bekannte Muster, die in mir heute nur noch ein müdes zucken mit den Mundwinkeln hervorzaubern, waren damals noch ganz heißer Shit für mein jüngeres Selbst.
Würde mein lang erwartetes Wiedersehen mit der Reihe also den Spaß von einst erneut aufflammen lassen, oder war mein zynisches Herz mittlerweile zu abgebrüht, um sich nochmal aus der Reserve locken zu lassen?
Der erste Horror begann bereits beim Vorspan zum Film, denn Constantin Film, der Verleih der die Reihe hier in Deutschland auf den Markt bringt, zeigt dem Zuschauer zu Beginn nicht etwa den Trailer zu den neusten Horrorfilmen des Verleihs, sondern zu Elyas M'Barek grandios belangloser Komödie „Männerhort“. Mittlerweile kann ich besagten Trailer im übrigen auswendig mitsprechen, schließlich hab ich ihn im Zuge der Recherche gut und gerne sechs mal gesehen.
Doch zurück zu „Wrong Turn 2“. Die Prämisse des Films lass sich auf dem Papier schon einmal grandios. Im gleichen Wäldchen in West Virginia drehen eine Hand voll B und C Promis eine Art Dschungel Camp in der Apokalypse, natürlich stets in Begleitung diverse versteckter Kameras.
Jenes Setting bietet selbstredend genügend Platz für sämtliche Klischees des Showgeschäfts, angefangen bei dem blonden Busenwunder, über die toughe Ex Soldatin bis hin zum Highschool Quarterback ist alles dabei. Highlight des Ensembles ist jedoch ganz klar Henry Rollins in seiner Rolle als Gameshow Host, der die Kandidaten zunächst in bester „Full Metal Jacket“ Manier zu Sau macht und dann später als „Rambo“ Verschnitt in den Wäldern auf Kannibalen jagt geht.
An seiner Seite steht unter anderem Texas Battle, der zwei Jahre später für „Dragon Ball Evolution“ vor der Kamera stand. Ihr merkt also bereits, dass hier nur die Elite Hollywoods gecastet wurde.
Dennoch hat mir „Wrong Turn 2“ einen immensen Spaß bereitet, denn an der grundlegenden Formel von einst hatte sich nichts geändert. Das Pacing ist flott, sodass man gar nicht genügend Zeit hat sich über eventuelle Ungereimtheiten in der Handlung Gedanken zu machen, selbige ist naturgemäß herrlich bescheuert, der Splatter Grad ist auf einem unterhaltsam hohen Niveau und ich habe einfach eine Schwäche für Redneck Kannibalen. Gewürzt wird das Ganze durch die aberwitzig schlechte Leistung der Schauspieler, welche erst in der deutschen Syncro, die größtenteils überhaupt nicht passen will, erst ihr volles Potential entfalten, sowie eine gewisse Prise Sex, was naturgemäß jeden Film besser macht.
Weiter geht es mit Teil 3, in dem es nach College Studenten und C Promis nun einen Polizisten und einen Haufen Häftlinge in die Wildnis verschlingt. Nach einem Unfall mit ihrem Gefangenentransport befindet sich der Polizist Nate plötzlich in der Hand gefährlicher Mörder und Bandenführer, welche in den Wäldern nach der nächsten Fleckchen Zivilisation suchen, um ihren entsprechenden Gangs ein Kommando für eine Eskorte zu übermitteln. Doch die mehrfach verurteilten Kriminellen sind bei weitem nicht Nates größte Sorge, denn im Unterholz lauert ein verrückter Kannibale, der schon bald Jagt auf die kleine Gruppe macht.
„Wrong Turn 3“, welcher aus der Feder von Connor James Delaney stammt, der, darf man ImDB glauben, davor und danach nie wieder im Bereich Film gearbeitet hat, knüpft in Sachen Qualität nahtlos beim zweiten Teil an. Erneut ist die Darbietung der Schauspieler, deren Charaktere ungefähr so gut ausgeprägt sind wie Lindsay Lohans Schamgefühl, so stümperhaft, dass man sich des öfteren die Frage stellt, ob der stammelnde Kannibale aus dem Wald nicht mitunter die einzig realistische Performance abliefert. Die Handlung, die in Zügen an den Klassiker „Predator“ erinnert, wird einzig von einer dummen Entscheidung der Protagonisten nach der nächsten vorangetrieben, ohne sich dabei einen Dreck um solch belanglose Qualitätsmerkmale wie Logik, oder Kontinuität zu scheren.
Getoppt wird das ganze einzig von den sporadisch auftretenden Green Screen Effekten, bei deren Qualität selbst so mache low Budget Youtube Produktion die Hände über den Kopf schlagen würde.
Den letzten Gang in diesem Trauerspiel läutet folglich „Wrong Turn 6: Last Resort“.
Protagonisten Danny (Anthony Ilott) verschlägt es nach einer überraschenden Erbschaft in die Wälder von Hobs Springs, wo er als neues Familienoberhaupt das prunkvolle Hotel seiner Sippe weiterführen soll. Was Danny und seine Freunde bis dato noch nicht ahnen ist, dass die Familientradition unter anderem Inzest, Mord und Kannibalismus zelebriert, sodass die Begegnung mit Dannys entfernten Verwandten nicht gerade harmonisch abläuft.
Der junge Student ist gezwungen sich zwischen seiner neu gewonnenen Familie, und seinem alten Leben zu entscheiden.
Eines muss man der Reihe ja definitiv zu gute halten, sie haben es geschafft in all den Jahren immer wieder mit frischen Ideen aufzuwarten. Stilistisch hebt sich Teil 6 deutlich von seinen Vorgängern ab und so wechselt der Schauplatz etwa von düsteren Wäldern in ein nicht minder düsteres Herrenhaus, was für einen kurzen Moment ein gewisses Gefühl der „Shining“ Atmosphäre aufkommen lässt.
Drehbuchschreiber Frank H. Woodward, der unter anderem den recht passablen Film „Lovecraft“ über den gleichnamigen Autor gedreht hat, erschuf mit „Wrong Turn 6“ einen Film, der inhaltlich zwar genau so unlogisch ist wie seine Vorgänger, den Zuschauer aber dennoch für 90 Minuten bei Laune hält.
Es sind eben die männlichen Urinstinkte, Sex, Blut und Gewalt, die in der Reihe seit jeher auf manische Art zelebriert werden.
Klar, dass ist keine intellektuell Anspruchsvolle Handlung und zugegebenermaßen gibt es im Bereich des Slasher Kinos deutlich bessere Werke, dennoch kann ich der Reihe einen gewissen Charme einfach nicht aberkennen. Jede Sekunde strahlen die Filme einfach eine wunderbar trashige Atmosphäre aus. Von schlechten Schauspielern, über hanebüchene Effekte, zu lausigen Drehbücher, bis hin zu einer sehr schwachen deutschen Synchronisation, man kommt einfach nicht umher den Machern Respekt zu zollen, denn das Gütesiegel „So schlecht, dass es schon wieder gut ist“, ist hier definitiv Phase.
Fazit:
Wer mal wieder einen herrlich Sinn befreiten Abend, gerne in Kombination mit ein paar guten Freunden und einer Menge Bier, genießen möchte, der kann mit der „Wrong Turn“-Reihe im Grunde nicht viel Falsch machen. Der Gewaltgrad ist auf einem hohen und zeitgleich sehr unterhaltsamen Niveau, die Handlung ist flott erzählt und Langeweile kommt so gut wie nie auf.
Man braucht jedoch eine gewisse Liebe für Trash, wenn man die Filme in Gänze genießen möchte, denn rein objektiv betrachtet handelt es sich hierbei um ziemlich miese Vertreter der Gattung Slasher Horror.