Bildnachweis: © 20th Century Fox | "Zukunft ist Vergangenheit" - Rogue Cut Banner

"X-Men: Zukunft ist Vergangenheit - Rogue Cut" Review

von Thomas Söcker

Worum geht's?

Mehr als ein Jahr ist es jetzt schon her, dass der letzte “X-Men”-Film “Zukunft ist Vergangenheit” in die Kinos kam und die Fans mehr oder weniger erfreute. Zur Zeit beschäftigt sich das Internet mit den ersten Bildern des nächsten Mutantenabenteuers “Apocalypse” (die allerdings eher belächelt, als bejubelt werden), 20th Century Fox möchte den Blick der Fans aber zunächst noch einmal mit einer neuen Version des Vorgängerfilms auf die Vergangenheit lenken. Seit Kurzem ist daher der “X-Men: Zukunft ist Vergangenheit - Rogue Cut” mit insgesamt 17 Minuten frischem Filmmaterial sowie jeder Menge Extras erschienen. Grund genug diesen neuen Cut des Films mal etwas genauer unter die Lupe zu nehmen.

Der Rogue-Cut

Pefekt war der letzte “X-Men: Zukunft ist Vergangenheit” (meiner Meinung nach) bei Weitem nicht. Zwar brachte Regisseur Bryan Singer einige großartige Actionszenen auf die Leinwand, die Darsteller spielten erneut gut auf und auch die Atmosphäre der 70er Jahre-Zeitline wurde ausnehmend gut eingefangen, gerade die so zentrale und düstere Zukunftsversion kam in der Kinofassung aber doch arg kurz. So avanciert “Zukunft ist Vergangenheit” zum Superheldenabenteuer ohne echten Antagonisten. Die Sentinels waren eher unbesiegbare Zweckmittel, Peter Dinklages Trask keine wirkliche Bedrohung. Es war die Zukunft, die es zu verhindern galt, welche als großer, böser Schatten über all den Geschehnissen des letzten Films stand und für Unbehagen sorgen sollte. Doch blieb sie blass, dem Zuschauer wurden keinerlei Einblicke in die Zustände der neuen Welt gewährt und auch die düsteren Entwicklungen waren eher eine Sache sprachlicher, als visueller Exposition. Schmerzhaft war daher auch, dass die älteren Charakterdarsteller um IanMcKellen und Patrick Stewart eher zu besorgt dreinblickenden Randfiguren degradiert wurden und wenig mit der echten Geschichte zu tun hatten. Schade, da wurde damals jede Menge Potenzial verschenkt (gerade im Hinblick auf die tolle und kompromisslose Comicvorlage). Eine spaßige und inszenatorisch durchaus sehr ordentliche Zeit konnte man mit “Zukunft ist Vergangenheit” aber dennoch verleben, das soll nicht in Frage gestellt werden.

Bleibt nun zu klären, was der “Rogue Cut” an diesem Filmvorgehen ändert und was er gerade durch die Einführung der Mutantin Rogue (Darstellerin Anna Paquin hatte sich beim Kinocut noch arg über ihr Verschwinden geärgert) in die Geschichte hineinbringen kann. Kurzum: Nichts Besonderes. Zwar ersetzt Rogue ab einem gewissen Zeitpunkt in der Story nachvollziehbar Muntantin Kitty Pryde (Ellen Page), wirklich verändern tut sich innerhalb der Geschichte dadurch aber rein gar nichts.

Woraus setzen sich die zusätzlichen 17 Minuten also zusammen? Hauptsächlich aus Szenen in der Zukunft, um Rogues Befreiung aus der zerstörten Schule des Professor X und aus diversen verlängerten Vergangenheitsszenen. Mag sich nun die Ankündigung von mehr Zukunftsaction verlockend anhören, ernüchtert diese bei der Sichtung aber immens. Der Zukunft wird gerade Mal ein neuer Schauplatz hinzugefügt, der keinerlei Mehrwert für die Darstellung dieser fiesen Welt beherbergt, die blassen Charaktere bleiben weiterhin blass und Rogue wirkt mehr störend, als nützlich. Erfreulich ist immerhin, dass Old-Man-Magneto etwas mehr von seiner großartigen Kraft zeigen darf (und ein Mehr an IanMcKellen ist sowieso immer sehr gut), seine und Rogues Szenen wirken aber weder wirklich spannend, noch essentiell und werden zudem durch eine unfertig wirkende Inszenierung und Action in unnötig stümperhafte Tiefen geworfen. Die längste neue Szene des Films wirkt daher durchgehend wie dahingeklatschter Fanservice und weniger wie eine sinnvolle Ergänung. Schade.

Immerhin die ruhigeren (wenn auch raren) Extraszenen in der Vergangenheit gehen insgesamt gut auf. Beast (Nicholas Hoult) und Mystique (Jennifer Lawrence) wird ein charakterlich wichtiger, intimer Moment geschenkt und auch das Innenleben des jungen Xavier (James McAvoy) darf ein wenig ausführlicher beleuchtet werden. Das hält sich allessamt aber so sehr in Grenzen, dass es bei oberflächlicher Betrachtung kaum auffällt.

Fazit

Wie macht sich dieser neue “Rogue Cut” also allein vom Inhalt? Nicht besonders gut, wenn auch nicht furchtbar. Die frischen Zukunftsszenen um Mutantin Rogue sowie die minimale IanMcKellen-Acton können den Film in keinster Weise aufwerten, nein, sie ziehen die Laufzeit eher auf beinah epische (für diesen Film aber unnötige) 149 Minuten. Das langweilt dann zwar nie und wird hier und dort sogar durch eine ruhigere Extraszene emotional etwas glabwürdiger gestaltet, wirklich einen Mehrwert besitzt dieser “Rogue Cut” aber nicht. Da muss man Darstellerin Anna Paquin, so Leid es einem tut, doch entgegensetzen: Das Herausschneiden von Rogue aus dem Plot der Kinofassung hatte überhaupt keine Auswirkung auf das Amusement und war demnach absolut gerechtfertigt.

Technik:

Bleiben noch die Extras. Es solle sich bereits herausgestellt haben, dass potenzielle Käufer, die die Kinofassung des Films bereits besitzen, hier nicht zugreifen müssen. Dafür lohnt sich der neue Cut einfach nicht.

Jeder andere Fan des Films kann aber beherzt zugreifen, immerhin finden sich nämlich beide Versionen des Films auf den 2 Discs. Das Bild des Films ist zudem gestochen scharf, die deutsche 5.1 DTS-HD-Master sowie die englische 5.1 DTS Spuren überzeugen ohne Probleme. Untertitel gibt es allerdings ebenfalls nur auf Englisch und Deutsch.  Auf die erste Disc haben es zudem zwei Audiokommentare geschafft.

Extras

Die Extras auf Disc 2 sind insgesamt nett ausgefallen, enttäuschen im Hinblick auf den Umfang, der hier möglich gewesen wäre, aber ebenfalls ein wenig. Neben einer Vorschau auf den neuen "Fantastic Four" (eine kleines Feature zum Film mit Interviews und Behind the Scenes Blicken - nur 1:46 Minuten) von Josh Trank, einer Bildergalerie sowie Trailern gibt es einen ausführlichen, mehrteiligenn Blick hinter die Kulissen inklusive jeder Menge Interviews und diversen Blicken auf Sets, Darsteller und die Machart zu bestaunen (Circa 53 Minuten). Zudem hat es noch eine äußerst sympathische Gesprächsrunde mit den Machern und Darstellern des Films auf die Disc geschafft, in der sich alle gemeinsam über die Erfahrung des Drehs sowie das X-Men-Universum austauschen (circa 30 Minuten). Die Extras sind in Englisch und HD, können aber beliebig untertitelt werden.

Das war es dann allerdings auch schon. Daher gilt auch hier: Fans, die bereits die Kinoversion besitzen, sollten bei dieser bleiben, alle anderen können mit relativ gutem Gewissen zugreifen. Nötig war dieser “Rogue Cut” aber in keinster Weise.  

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