Bildnachweis: © The Weinstein Company

Der Weinstein-Skandal beschäftigt gerade ganz Hollywood

von Sebastian Groß

Es ist nun schon ein paar Tage her,das veröffentlichte die New York Times einen Artikel, der in Hollywood für ein regelrechtes Erdbeben sorgte. Die Journalisten Jodi Kantor und Megan Twohey berichteten dort von Harvey Weinstein, einem erfolgreichen Produzenten der Traumfabrik, der über mehrere Jahre Frauen sexuell belästigt haben soll.

Weinstein war, neben seinem Bruder Bob Weinstein, Gründer von Miramax. Die Firma galt lange Zeit als Könige des US-Independentkinos. Unter ihrem Banner entstanden preisgekrönte und gefeierte Filme wie Pulp Fiction, Der englische Patient, Good Will Hunting oder Chicago. Weinstein war bei Regisseuren so beliebt wie gefürchtet. Zum einen weil er junge Filmemacher unterstützte, zum anderen aber auch weil er gerne auf eigene Faust Filme um schnitt. Betroffen davon war u.a. Gangs of New York von aus dem Jahre 2002. Nach dem Ende von Miramax gründeten die Weinstein Brüder eine neue Firma: The Weinstein Company, die Filme wie Django Unchained, The Artist oder Der Vorleser realisierten.

Das Harvey Weinstein Frauen in seinem Umfeld sexuell belästigte war darüber hinaus auch ein offenes Geheimnis, über dass man in Hollywood aber offiziell nicht sprach. Bis jetzt. Bis der Artikel in der New York Times erschien. Dieser legte offen, dass Weinstein in mindestens acht Fällen Geld dafür bezahlte, dass sein Opfer schwiegen.

Des Weiteren gaben bekannte Darstellerinnen wie Angelina Jolie, Ashley Judd, oder Gwyneth Paltrow an, dass auch sie von Weinstein sexuell belästigt wurden. Die Folge: Weinsteins Frau verließ ihn, The Weinstein Company feuerte den Erfolgsproduzenten (laut The Wrap soll die Firma aktuell darüber beratschlagen, ob sie ihren Namen nicht besser umändern) und Weinstein selbst gab u.a. folgendes Statement ab:

"Ich erkenne an, dass die Art, wie ich mich in der Vergangenheit gegenüber Kolleginnen verhalten habe, viel Schmerz verursacht hat, und ich entschuldige mich aufrichtig dafür." […] "Obwohl ich versuche, es besser zu machen, habe ich noch einen langen Weg vor mir."

Weinsteins sexuelle Übergriffe waren in Hollywood immer ein offenes Geheimnis. Doch sie wurden geduldet. Die Veröffentlichung des Artikel sorgte nicht nur in Hollywood nun für Fassungslosigkeit, aber auch für widerliche Bigotterie. So verurteilte z.B. Ben Affleck die Handlungen von Weinstein scharf, wurde dann aber daran erinnert, dass auch er einst bei einer Kollegin sexuelle übergriffig wurde. Sogar US-Präsident Donald Trump äußerte sich und zwar wie folgt:

"Ich kenne Harvey Weinstein seit Langem, ich bin gar nicht überrascht."

Richtig, Trump sagte das. Der Mann der einige Wochen vor der US-Wahl im letzten Jahr mit „Locker Room Talk“ aufgefallen war, in dem der mittlerweile oft zitierte Satz „grab her by the Pussy“ gefallen war.

Auch wenn die Thematik einiges an Bigotterie mit sich zieht, so scheint sich Hollywood diesem Thema aktuell zumindest zu stellen. Ob sich etwas ändern wird? Die einen glauben daran, die anderen sehen nur eine Phase, die bald schon wieder vergessen sein wird. Die Zeit wird es zeigen. Der Fall von Harvey Weinstein gehört aber zweifelsohne zu den einschlagensten Ereignissen die es dieses Jahr in Hollywood gab.

Von seinem Rauswurf bei The Weinstein Company sind aktuell auch einige Projekte betroffen. Deadline berichtete darüber, dass eine geplante Serie über Elvis nun abgesagt wurde (in der Apple mitbeteiligt war), weil Harvey Weinstein darin involviert war. Auch eine noch titellose Krimiserie von David O. Russell wurde wegen Weinsteins Beteiligung der Stecker gezogen. Gut möglich, dass der Skandal noch weitere Kreisen ziehen wird.

Eure Meinung dazu?

Diese Seite verwendet Cookies. Akzeptieren.