Bei den Oscars überreichten Rebel Wilson und James Corden den Award für die besten visuellen Effekte und kamen in Katzenkostümen auf die Bühne. Der Grund: Die beiden Darsteller gehörten zum Ensemble von Cats, der u. a. wegen seiner mangelhaften Effekte einiges an Kritik und Spott ertragen musste und von Universal schließlich vom Oscar-Rennen zurückgezogen wurde (wir berichten). Darauf gingen die Beiden in ihrer Rede auch ein und ernteten damit einige Lacher.
Gar nicht komisch fand dies aber die VES (Visual Effect Society). In einem offenen Brief kritisierten sie es, wie die Academy sich über die Arbeit der VFX-Mitarbeiter lustig machte. Eine übertriebene Reaktion auf einen bösen Witz? Kann man so sehen, allerdings wird oft vergessen, wie viel Arbeit selbst in schlecht getricksten Blockbustern steckt. Es ist bekannt, dass Mitarbeiter einer VFX-Firma kein einfaches Arbeitsleben haben: Überstunden, Verzicht auf Urlaub und Wochenenden, Druck und viel Stress gehören zum Alltag. Dazu ist ein Job in der Branche alles andere als sicher. Viele VFX-Studio mussten schon schließen.
Bekanntes Beispiel ist Rhythm & Hues Studios, die zwar den Oscar für ihre Arbeit in Life of Pi: Schiffbruch mit Tiger erhielten, kurz vor dem Gewinn des Academy Awards aber Insolvenz anmelden mussten. Viele ihre Mitarbeiter hatten für die Romanverfilmung von Brokeback Mountain-Regisseur Ang Lee sogar ohne Bezahlung gearbeitet. Mit diesem Wissen kann man vielleicht doch verstehen, dass die VES den Witz der beiden Cats-Darsteller nicht sonderlich lustig fand.
Hier der offene Brief der VES in voller Länge:
"Die Visual Effects Society konzentriert sich darauf, visuelle Effekte als Kunstform zu erkennen, weiterzuentwickeln und zu würdigen - und sicherzustellen, dass die in VFX arbeitenden Männer und Frauen angemessen bewertet werden.
Als die Produzenten gestern Abend den Oscar für herausragende visuelle Effekte überreichten, entschieden sie sich dafür, visuelle Effekte zur Pointe zu machen, und schlugen vor, dass schlechtes VFX für die schlechte Leistung des Films CATS verantwortlich ist. Die besten visuellen Effekte der Welt werden eine schlecht erzählte Geschichte nicht kompensieren.
In einer Nacht, in der es darum geht, die Arbeit talentierter Künstler zu ehren, ist es immens enttäuschend, dass die Academy visuelle Effekte zu einem Witz gemacht hat. Dies ist ein Nachteil für die weltweite Community von VFX-Experten, die herausragende, herausfordernde und visuell beeindruckende Arbeit geleistet haben, um die Vision der Filmemacher zu verwirklichen.
Unsere Künstler, Techniker und Innovatoren verdienen Respekt für ihre bemerkenswerten Beiträge zur Filmunterhaltung und sollten nicht als allzu bequemer Sündenbock im Dienste eines Lachers präsentiert werden.
In Zukunft hoffen wir, dass die Akademie das Handwerk der visuellen Effekte - und all das Handwerk, einschließlich Kinematografie und Filmbearbeitung - angemessen würdigt, weil wir es alle verdienen."
Was sagt ihr dazu?