Vor fast genau einer Woche ging ein Beben durchs Internet, als bekannt wurde, dass sich die wochenlangen Spekulationen tatsächlich bewartet hatten und Versandriese Amazon das fast 100-jährige Hollywood-Traditionsstudio Metro-Goldwyn-Meyer (MGM) übernommen hat (mehr dazu hier) . Für rund 9 Milliarden beansprucht man damit neben dem mehr als reichhaltigen MGM Portfolio nicht zuletzt auch die Rechte an der kompletten James Bond-Reihe. Und auch wenn bereits bestätigt wurde, dass trotz des Megadeals James Bond 007 - Keine Zeit zu sterben sowie künftige Streifen des Franchises nach wie vor regulär ins Kino kommen sollen (mehr dazu hier), kann man die Entwicklungen durchaus kritisch sehen.
Nun hat aber jemand seiner Skepsis und Sorge um die Zukunft des Franchises Ausdruck verliehen, der zuletzt maßgeblich daran beteiligt war. John Logan, Drehbuchautor von Hollywoodstreifen wie Gladiator, Hugo Cabret oder Aviator, schrieb zuletzt u.a. auch an den Skripten sowohl zu James Bond 007- Skyfall als auch James Bond 007 - Spectre mit und hat nun in der New York Times einen Gastbeitrag zur Amazon-Übernahme veröffentlicht. Darin geht der dreifach für den Oscar nominierte Logan auch auf seine persönlichen Erfahrungen ein, bei denen sich das 007-Franchise von anderen nach wie vor unterscheide. So sei Bond, anders als Marvel oder DC, unter Barbara Broccoli und Michael G. Wilson immerzu eine "Familienangelegenheit".
"Arbeitsprozesse an Skyfall und Spectre waren wie beherzte Diskussionen um einen Esstisch, wo Barbara Broccoli und ihr Halbbruder Michael Wilson alle wiederspenstigen Kinder mitreden ließen. Jeder verrückte Tante und jeder exzentrische Onkel durfte zu Wort kommen. Wir diskutierten und debattierten und kamen zu einer Lösung, wie Familien es tun müssen, ohne dass es eine Außenseiterstimme im Raum gab. Wenn du an Bond-Filmen arbeitest, bist du nicht einfach bloß ein Angestellter. Du bist Teil dieser Familie."
Der Grund, wieso die Agentenreihe seit mittlerweile über 50 Jahren immer noch Bestand hätte, sei für ihn auch der Tatsache zu verdanken, dass dieser Führungsstil die Marke vor modernen Einflüssen und Publikumsgeschmäckern bewahrt habe. Zwar sei Rechteinhaberin Barbara Broccoli bereits ausdrücklich zugesichert worden, dass sie auch weiterhin die kreative Kontrolle über die Reihe behalten würde, doch da Amazon mit MGM bereits 50% am Franchise für sich verbuche könne, stellt Logan offen zynisch in den Raum, wie lange das wohl noch so bleiben werde:
"Was passiert, wenn ein Unternehmen wie Amazon anfängt, Stimmrecht in diesem Prozess zu fordern? Was passiert mit der Kameradschaft und Qualitätskontrolle, wenn es einen amazonischen Oberherr gibt, der durch Analysen jede Entscheidung bestimmt? Was, wenn eine Fokusgruppe mitteilt, dass sie es nicht mag, wenn Bond Martinis trinkt? Oder zu viele Menschen umbringt? Und dieser britische Akzent etwas befremdlich ist, sodass wir mehr Amerikaner in die Handlung einbauen müssen für eine bessere Marktfähigkeit?"
Den kompletten Beitrag von John Logan findet ihr hier. James Bond 007 - Keine Zeit zu sterben, Daniel Craigs letzter Einsatz im Dienste ihrer Majestät, soll am 30. September in den deutschen Kinos anlaufen.
Was denkt ihr: Wie wird sich die Übernahme durch Amazon auf längere Sicht auf das Bond-Franchise auswirken?