Bildnachweis: © Walt Disney | Szene aus "Vaiana 2"

Box Office: Disney dominiert weiterhin, Sony und "Der Herr der Ringe" straucheln

von Sebastian Groß

Beständigkeit zeigt sich nicht nur im Erfolg, sondern auch im Scheitern – ein wöchentlicher Blick auf die Kinocharts liefert dafür eindrucksvolle Beispiele. Während die Studios, deren Filme konstant hohe Einnahmen erzielen, Beständigkeit als Triumph feiern, dürften jene, die regelmäßig Flops verzeichnen, auf eine Wende hoffen. Wer derzeit in der US-Filmbranche Grund zum Jubeln hat und wer sich nach besseren Zeiten sehnt, zeigt ein Blick auf die aktuellen Top Fünf der nordamerikanischen Kinocharts.

Vaiana 2 bleibt ein Kassenschlager

Walt Disney segelt weiterhin auf der Erfolgswelle von Vaiana 2. In der dritten Spielwoche musste das Sequel einen Verlust von 200 Leinwänden hinnehmen, lief aber dennoch in über 4.000 Kinos. Das Zuschauerinteresse ging um etwa 48 Prozent zurück – ein absolut akzeptabler Wert, bedenkt man, dass der Film sich bereits seit drei Wochen auf der Leinwand hält. In Nordamerika hat die Fortsetzung beeindruckende 340 Millionen US-Dollar eingespielt.

Auch international zeigt Vaiana 2 kaum Schwächen. Unter Einbeziehung aller Märkte summieren sich die Einnahmen auf unglaubliche 717 Millionen US-Dollar. Damit übertrifft das Sequel seinen Vorgänger (643Millionen US-Dollar) bereits deutlich. Kurioserweise hätte Vaiana 2 den Spitzenplatz vermutlich noch bis ins neue Jahr verteidigen können, würde Disney nicht in der kommenden Woche Mufasa ins Rennen schicken.

Oz-Prequel Wicked tanzt weiter auf der Erfolgswelle

Unverändert auf Platz zwei bleibt das Musical Wicked. Obwohl sich der erste Teil der Verfilmung choreografisch leichtfüßig gibt, hat der Titel in den Charts echte Zementfüße. In seiner vierten Spielwoche in Nordamerika sank das Zuschauerinteresse um moderate 39 Prozent – ein Wert, der angesichts der Laufzeit im grünen Bereich liegt.

Der Film wird weiterhin in 3.689 nordamerikanischen Kinos gezeigt, obwohl 196 Leinwände verloren gingen. Einige Fans spekulieren, dass Kinobetreiber Platz für neue Starts schaffen wollten, die allerdings weniger erfolgreich waren. Nächste Woche könnte Wicked daher erneut mehr Leinwände gewinnen. Seit seinem Start hat der Film in den USA insgesamt rund 360 Millionen US-Dollar eingespielt.

Auch international zeigt sich Wicked stark, nicht zuletzt dank einer späteren Veröffentlichung in einigen Märkten wie Deutschland kurz vor Weihnachten. Das von Universal angestrebte Ziel, weltweit die Milliarden-Grenze zu überschreiten, scheint weiterhin erreichbar. Aktuell belaufen sich die globalen Einnahmen auf circa 525 Millionen US-Dollar. Der bereits abgedrehte zweite Teil soll im November 2025 in die Kinos kommen.

Wie erwartet: Kraven the Hunter ist eine Enttäuschung

Auf Platz drei steigt diese Woche Kraven the Hunter als höchster Neueinsteiger ein. Mit Einnahmen von rund 11 Millionen US-Dollar aus 3.211 Kinos bleibt der Film jedoch hinter den Erwartungen zurück. Die vergleichsweise geringe Anzahl an Leinwänden zeigt, dass Kinobetreiber den Filmen des Spider-Man Universe (SSU) skeptisch gegenüberstehen, da diese eher als Meme-Material im Internet denn als Zuschauermagneten wahrgenommen werden.

Zudem trägt das R-Rating des Films vermutlich zu den gedämpften Zahlen bei. Für einen Titel, der unter dem nach wie vor starken Marvel-Banner erscheint (wenn auch sekundär), sind die bisherigen Einnahmen in Nordamerika eine Enttäuschung. Diese Entwicklung bestätigt Sonys Entscheidung, das SSU vorerst einzustellen. Produzent Matt Tolmach äußerte sich im Mai diesen Jahres noch optimistisch: 

„Wir sind begeistert von diesem Film, und Weihnachten ist der beste Veröffentlichungszeitraum überhaupt, wenn die Leute Zeit haben, immer wieder ins Kino zu gehen. Das war eine echte Reflexion darüber, wie das Studio über den Film dachte. [...] Das ist ein kluger Schachzug.“ 

Mittlerweile dürfte Tolmach jedoch eingesehen haben, dass dieser Schachzug nicht den gewünschten Erfolg brachte. Es bleibt jedoch die Frage, ob Kraven the Hunter zu einem früheren Release-Zeitpunkt, etwa vor dem imagebelastend Madame Web, besser abgeschnitten hätte.

Gladiator II wird auf der Leinwand wohl keine großen Schritte mehr tun

Auf Platz vier rangiert Gladiator II, dessen Kinoauswertung für Paramount bislang enttäuschend verläuft. Um profitabel zu sein, muss das Sequel mindestens 500 bis 550 Millionen US-Dollar einspielen. Mit derzeitigen weltweiten Einnahmen von rund 380 Millionen US-Dollar ist dieses Ziel jedoch außer Reichweite.

In der vierten Woche spielte Gladiator II in Nordamerika weniger als 8 Millionen US-Dollar ein und wurde in 3.224 Kinos gezeigt – 216 Leinwände weniger als zuvor. Die bisherigen US-Einnahmen belaufen sich auf 146 Millionen US-Dollar. Zwar könnte der Film insgesamt die Marke von 400 Millionen US-Dollar knacken, dies bleibt jedoch zu wenig, um als Erfolg zu gelten.

Paramount setzt auf den Heimkinomarkt, um die Bilanz aufzubessern. In Europa erscheint das Sequel am 13. Januar als VoD, in den USA bereits am 24. Dezember – nur fünf Wochen nach dem Kinostart. Trotz der schwachen Kinozahlen plant das Studio angeblich bereits einen dritten Teil für 2026.

Der Herr der Ringe als Randnotiz

Auf Platz fünf findet sich der Animationsfilm Der Herr der Ringe: Die Schlacht der Rohirrim. Trotz oder gerade wegen des eher ungewöhnlichen Anime-Stils konnte der Film am ersten Wochenende lediglich magere 4,6 Millionen US-Dollar einspielen. In Nordamerika lief der Film nur in 2.602 Kinos, was für ein Projekt mit der Marke Mittelerde eine bemerkenswert geringe Anzahl darstellt.

Zum Vergleich: Red One - Alarmstufe Weihnachten, der seit fünf Wochen läuft und auf den meisten Märkten  seit Donnerstag beim Prime Video erhältlich ist, spielte nur 0,2 Millionen US-Dollar weniger ein und wurde immer noch auf über 3.000 Leinwänden gezeigt. Tatsächlich könnte es sein, dass eine genaue Auswertung der Box-Office-Daten dazu führt, dass Red One auf Platz fünf landet und Die Schlacht der Rohirrim auf dem sechsten Rang.

Es wird gemunkelt, dass Warner den Film hauptsächlich produziert hat, um Rechte und Lizenzen zu sichern. Der nächste Mittelerde-Film, The Lord of the Rings: The Hunt for Gollum, wird voraussichtlich mehr Aufmerksamkeit erhalten und ein breiteres Publikum anlocken. Die Schlacht der Rohirrim dürfte bereits jetzt eher als Randnotiz in den Annalen des Franchise markiert wurden sein.

Ausblick auf die kommende Woche

In der kommenden Woche könnten zwei Neustarts das Weihnachtsgeschäft dominieren. Mufasa: Der König der Löwen von Disney wird wohl nicht an den Erfolg des Remakes von Der König der Löwen aus dem Jahr 2019 (1,66 Milliarden US-Dollar) anknüpfen, aber dennoch solide Ergebnisse liefern. Sonic the Hedgehog 3 von Paramount dürfte ebenfalls hohe Einnahmen erzielen, da die Vorgänger sowohl an den Kinokassen als auch bei den Fans gut ankamen.

Darüber hinaus starten zwei limitierte Titel, The Room Next Door und The Brutalist, in den US-Kinos. Beide werden von der Kritik gefeiert und gelten als Oscar-Anwärter. Während The Room Next Door bereits im Herbst in Deutschland lief, startet der dreieinhalbstündige The Brutalist Ende Januar hierzulande.

Dank für die Aufmerksamkeit! Aufgrund der Feiertage und eines bevorstehenden Urlaubs macht unser Box-Office-Report jetzt eine Pause und kehrt im Januar zurück.

Frohe Festtage und einen guten Rutsch ins neue Jahr!

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