Bildnachweis: © Warner | Szene aus "Ein Minecraft Film"

Box Office: Fast ausschließlich Neueinsteiger in den Top Five – nur „Ein Minecraft Film“ bleibt ein standhaftes Phänomen

von Sebastian Groß

Was für eine Woche! An der Spitze der nordamerikanischen Kinocharts herrscht – wenig überraschend – weiterhin Stillstand. Doch auf den Plätzen darunter? Bewegung, Dynamik, ein regelrechtes Beben. Gleich vier Neueinsteiger schafften es in die Top Five – eine außergewöhnliche Seltenheit, die gleichzeitig das vorläufige Ende eines unrühmlichen Kapitels markiert: Disneys kommerziell als auch – wie viele betonen würden – künstlerisch enttäuschende Neuinterpretation von Schneewittchen ist in ihrer vierten Woche aus den Top 5 gerutscht und findet sich inzwischen nur noch auf Platz 8 wieder. Es dürfte kaum überraschen, wenn der Film bereits in zwei bis drei Monaten – vielleicht sogar noch früher – auf Disney+ erscheint. Doch genug von gestern – richten wir den Blick nach vorn: auf die Box-Office-Ergebnisse der 15. Kalenderwoche 2025.

© Warner | Szene aus "Ein Minecraft Film"

Platz Eins: Ein Minecraft Film bleibt ein Phänomen aus Pixeln und Popcorn

Wer in den letzten Wochen metaphorisch unter einem Felsen geschlafen oder – weniger metaphorisch – im Koma gelegen hat: Willkommen zurück. Ja, es gibt ihn tatsächlich – einen Film basierend auf dem Videospiel Minecraft. Und dieser sorgt derzeit für weit mehr als bloßes Aufsehen. Die Kritiken mögen verhalten ausfallen, doch das Publikum strömt auch in der zweiten Woche in Scharen in die Kinosäle – genauer gesagt in 4.289 nordamerikanische Lichtspielhäuser, was im Vergleich zur Vorwoche ein Plus von 28 Leinwänden bedeutet.

Was sich derzeit rund um Ein Minecraft Film abspielt, lässt sich nicht mit dem üblichen Etikett des kurzfristigen Hypes versehen – vielmehr handelt es sich um ein kulturelles Phänomen mit beträchtlicher Resonanz. Natürlich könnte man einwenden – und das nicht völlig zu Unrecht –, dass die mediale Aufmerksamkeit das Interesse zusätzlich befeuert und den Erfolg größer erscheinen lässt, als er womöglich ist. Doch zwei Tatsachen sind unbestreitbar: Zum einen handelt es sich bisher um den erfolgreichsten Kinofilm eines bislang eher schwächelnden Box-Office-Jahres 2025. Zum anderen sprechen die Zahlen eine unmissverständliche Sprache.

In seiner zweiten Woche spielte die Videospielverfilmung mit und weitere 80,6 Millionen US-Dollar ein, womit sich das nordamerikanische Gesamteinspielergebnis auf beeindruckende 280 Millionen US-Dollar summiert. Weltweit kratzt die Warner-Produktion bereits an der Marke von 550 Millionen US-Dollar. Die Milliarden-Marke rückt näher. Über die Hälfte ist bereits geschafft.

© Warner | Szene aus "Ein Minecraft Film"

Das geschätzte Produktionsbudget liegt bei rund 150 Millionen US-Dollar – Marketingausgaben nicht eingerechnet. Diese dürften, wie bei Projekten dieser Größenordnung üblich, nochmals einen einen üppigen Betrag verschlungen haben. Dennoch: Ein Minecraft Film hat sich aller Voraussicht nach längst in die für die Studios so begehrte Gewinnzone vorgearbeitet. Und das nicht zuletzt, weil Warner nicht nur an den Kinokassen profitiert, sondern auch mit Lizenzprodukten und Merchandising kräftig mitverdient – ein nicht zu unterschätzender Aspekt, wenn es um eine weltweit etablierte Marke wie Minecraft geht.

Der Rückgang der Zuschauerzahlen von der ersten zur zweiten Woche – der sogenannte Drop – liegt bei knapp 50 Prozent. Was zunächst dramatisch klingen mag, erweist sich im Blockbuster-Kosmos als durchaus moderat. Gerade wenn man bedenkt, dass viele Vorstellungen mit euphorischer Fanbegeisterung einhergehen. Immer wieder wird von spontanen Ausbrüchen im Publikum berichtet, etwa wenn vertraute Spielmechaniken oder ikonische Pixel-Elemente auf der Leinwand auftauchen. Die Begeisterung ist spürbar – und sie scheint noch längst nicht abgeebbt zu sein.

Ein Erfolg, auf den Warner weiter bauen kann. Auch andere Filme wie M3GAN oder Five Nights at Freddy’s haben bewiesen, dass sich viraler Enthusiasmus in bare Münze umwandeln lässt. Zwar bleibt auch Ein Minecraft Film nicht frei von Kontroversen – in einem Fall musste die Polizei gar ein Kino stürmen, weil einige Fans offenbar jegliche Selbstkontrolle verloren hatten – doch solche Eskapaden halten den Titel im Gespräch. Und das ist, wie wir wissen, im Filmgeschäft keineswegs von Nachteil.

Das hat auch Warner verstanden und soll sich angeblich dafür ausgesprochen haben, dass Handys im Kino sogar erlaubt sein sollen. Da weint das waschechte Cineasten-Herz vor Scham. Aber mal Hand aufs Herz: Wer hätte im Januar ernsthaft darauf gewettet, dass Minecraft als erstes Projekt des Jahres die Frühjahrslethargie an den Kinokassen durchbricht?

Ein Überraschungserfolg mit sakralem Einschlag auf Platz Zwei

Ohne Ein Minecraft-Film hätte womöglich ein ganz anderer Titel die Spitze übernommen: Der König der Könige, die neue Produktion der Angel Studios. Trotz zweitem Platz dürften dort jedoch die Champagnerkorken geknallt haben – denn der christlich geprägte Animationsfilm spielte zum Start beachtliche 19 Millionen US-Dollar ein.

Und nicht nur das: King of Kings (so der US-Titel) erhielt bei CinemaScore die durchaus seltene A+-Wertung – eine Höchstnote, die zwar beeindruckt, aber mit Vorsicht zu genießen ist. Denn: Filme mit ausgeprägt religiösem Inhalt ziehen häufig ein gleichgesinntes Publikum an, das mitunter besonders enthusiastisch reagiert. Polemisch gesprochen: Manch ein Zuschauer würde wohl auch dann eine A+ vergeben, wenn drei Stunden lang ein Kaktus langsam verwelkt.

Trotzdem: Das Einspielergebnis ist bemerkenswert – wenn auch nicht völlig unerwartet. In den vergangenen Jahren konnte das konservativ-christliche Kino immer wieder Erfolge feiern. Die Angel Studios trugen mit dem kontrovers diskutierten Sound of Freedom im Jahr 2023 entscheidend dazu bei – sowohl durch mediale Aufmerksamkeit als auch durch kommerziellen Erfolg.

Mit King of Kings könnte ein weiterer großer Wurf gelungen sein. Zuletzt war das Studio mit dem Biopic Bonhoeffer in den Kinos vertreten, das ebenfalls für Gesprächsstoff sorgte und auch in Deutschland zu sehen war. Der König der Könige startet am 1. Mai in unseren Kinos. Mit Sicherheit in einer deutlich geringeren Anzahl an Leinwänden als in den USA, wo er zum Start in über 3.200 Häusern gezeigt wurde.

Solider Start für The Amateur auf dem dritten Platz

Es ist noch gar nicht so lange her, da galt Rami Malek – nicht zuletzt dank seines Oscar-Erfolgs – als einer der begehrtesten Stars in Hollywood. Diese Hochphase ist mittlerweile abgeklungen. Dennoch bleibt er ein gefragter Hauptdarsteller für Projekte jenseits des Mainstream. So auch im Spionage-Thriller The Amateur, den Disney über das Label 20th Century Studios in die Kinos bringt.

Der Film, der in 3.400 nordamerikanischen Kinos gestartet ist, markiert eine Art Rückbesinnung auf ein Kino, das es immer seltener auf der großen Leinwand zu sehen gibt: die mittelbudgetierte Produktion. Ein Format, das zunehmend ins Streaming abgewandert ist – und dem The Amateur zwar keine Renaissance beschert, aber zumindest eine achtbare Präsenz.

Zum Startwochenende spielte der Thriller solide 15 Millionen US-Dollar ein. Bei einem geschätzten Budget von rund 60 Millionen US-Dollar (Marketingkosten nicht eingerechnet) hat der Film durchaus die Chance, wirtschaftlich erfolgreich zu werden. Seit Donnerstag ist The Amateur auch in den deutschen Kinos zu sehen – wenngleich dort wohl eher ein leiser Erfolg zu erwarten ist.

Krieg und Kino: Warfare ist da und belegt Platz Vier

In Zeiten, in denen die Realität nur allzu oft von kriegerischen Konflikten geprägt ist, stellt sich die Frage: Haben die Menschen überhaupt noch Interesse an Kriegsfilmen – oder empfinden sie sie eher als belastend? Im Fall von Regisseur s Warfare, einer A24-Produktion, die eine wahre Begebenheit adaptiert, fällt die Antwort differenziert aus.

Am Startwochenende spielte der bewusst reduziert inszenierte Film 8,3 Millionen US-Dollar ein – bei einem Kinostart in 2.670 nordamerikanischen Sälen. Mit einem Produktionsbudget von etwa 20 Millionen US-Dollar (Marketing ausgenommen) bewegt sich der Film auf einem soliden Kurs in Richtung Rentabilität – auch wenn es vermutlich die internationalen Einnahmen sein werden, die den Ausschlag geben.

Trotz der prinzipiellen Qualität bleibt festzuhalten: A24 scheint sich zunehmend vom einstigen Indie-Glanz zu entfernen. Die Veröffentlichungsfrequenz ist mittlerweile enorm hoch. Waren A24-Titel früher etwas Besonderes, werden sie immer mehr zum Mainstream, auch wenn sich die meisten Titel inhaltlich klar von massentauglichen Produktionen abheben. Das sei hier noch erwähnt. Genau wie, dass Warfare in Deutschland am kommenden Donnerstag startet.

Neuer Blumhouse-Thriller: Drop – Tödliches Date startet verhalten auf Platz Fünf

Zu guter Letzt: der Drop – nicht der Rückgang der Zuschauerzahlen, sondern der neue Blumhouse-Thriller Drop - Tödliches Date, der wie gewohnt über Universal in die Kinos kam. Eins steht fest: Einen echten Drop gab es am Startwochenende noch nicht – wie auch? Egal, genug schlechte Witze gemacht.

Der Thriller startete in 3.085 nordamerikanischen Kinos und spielte dort 7,5 Millionen US-Dollar ein. Ein passabler Start – wenngleich nicht spektakulär. Es ist durchaus möglich, dass Blumhouse auf ein stärkeres Ergebnis gehofft hatte. Möglicherweise war aber schlichtweg der gewählte Startzeitpunkt ungünstig.

Das junge Publikum zeigt sich offenbar wenig interessiert, während das erwachsene Publikum bereits von The Amateur und Warfare bedient wird. Insofern stand Drop von Beginn an unter keinem guten Stern. Immerhin: Das Budget soll lediglich bei elf Millionen US-Dollar gelegen haben – sodass bereits jetzt mit einem gewissen Optimismus davon auszugehen ist, dass der Film sein Geld wieder einspielen wird, idealerweise mit einem kleinen Gewinn obendrauf.

In Deutschland startet Drop – Tödliches Date am kommenden Donnerstag.

Ausblick auf die kommende Woche

Wird es nächste Woche eine neue Nummer eins geben? Gut möglich – aber darauf wetten würden wir nicht. Denn Ein Minecraft Film dürfte auch in den kommenden Tagen konkurrenzlos bleiben. Zwar startet mit Blood & Sinners (Originaltitel: Sinners) ein überaus vielversprechender neuer Titel, doch ob dieser dem anhaltenden Hype des Sandbox-Phänomens tatsächlich gefährlich werden kann, bleibt abzuwarten.

Dabei ist das Projekt durchaus bemerkenswert: Es handelt sich um den ersten Film von Black Panther-Regissuer Ryan Coogler seit Nächster Halt: Fruitvale Station aus dem Jahr 2013, der nicht Teil eines Franchise ist. In Zeiten durchstrukturierter Markenuniversen ist das allein schon ein Statement – entscheidender aber sind die bisherigen Reaktionen auf den Film selbst. Die bisherigen US-Kritiken sind sehr gut, bis regelrecht euphorisch.

Blood & Sinners wird als actiongeladener Horrorfilm mit starkem Unterhaltungswert beschrieben, der zudem auf inhaltlicher Ebene einiges zu bieten scheint. Coogler hat dafür erneut mit Michael B. Jordan zusammengearbeitet, der hier in einer Doppelrolle als Zwillingsbrüder zu sehen ist – die es offenbar mit einer vampirischen Bedrohung zu tun bekommen. Spannung, Tempo und doppelter Jordan – das klingt nach einem Publikumsmagneten.

Ob der Film diesen Vorschusslorbeeren gerecht wird, können wir euch in den kommenden Tagen sagen – der Kinostart in Deutschland ist für Donnerstag angesetzt. Trotz allem gehen wir davon aus, dass das R-Rating (hierzulande FSK 16) den ganz großen Ansturm etwas bremsen dürfte. Blood & Sinners wird sich aller Voraussicht nach mit dem zweiten Platz zufriedengeben müssen – mit welchen Umsatzzahlen, das wird sich zeigen. Bis nächste Woche!