Sie wollten 425.000, sie bekamen 1,84 Millionen. Gemeint sind Alan Tudyk und Nathan Fillion, die auf der Crowdfunding-Plattform Indiegogo für ihre geplante Web-Serie „Con Man“ um Geld baten. Der Erfolg hat sie wohl nicht nur gefreut, sondern auch überrascht – genau wie die Fans. Die sollen jetzt sogar 12 Episoden der Serie bekommen (mehr hier). Feine Sache. Wenn man auf dem altmodischen Weg kein Geld erhält, dann ist Crowdfunding aktuell die Möglichkeit dennoch ein paar Dollar von interessierten Menschen zu erhalten. Alles super?
Gewiss, diese Möglichkeit der Finanzierung die seit einigen Jahren immer populärer wird, ermöglicht es vielen kreativen Köpfen die meist eher auf Profit ausgelegten großen Studios zu umgehen. Es gab aber auch schon Beispiele, in dem Crowdfunding einen schalen Beigeschmack hatte. So etwa bei Zach Braff, der für sein Drama „Wish I Was Here“ 2,4 Millionen US-Dollar via Kickstarter einnahm (erhofftes Ziel waren 2 Millionen). Braff begründete seine Kickstarter-Kampagne damit, dass er seinen Film so autonom wie möglich finanzieren will, damit ihm die bösen Studios und Produzenten nicht die kreative Kontrolle entreißen. Das ist auf der einen Seite verständlich, auf der anderen Seite hätte Braff gewiss genug Eigenkapital zur Verfügung gehabt den Film ohne Fangeld drehen zu können. Darüber hinaus enttäuschte er viele ausländische Geldgeber, denn während US-Anleger seinen fertigen Film wie versprochen sofort via Streaming ansehen konnten, sahen z.B. deutsche Unterstützer in die Röhre. Wegen Lizenzen und dem Verkauf des Films an andere, ausländische Verleihe, gab es keinen offiziellen Weg das Drama vorab nach Fertigstellung anzusehen. Ein Kinoticket musste bezahlt werden.
Crowdfunding ist gewiss eine tolle Möglichkeit für Kreative Geld für ihre Projekte zu sammeln. Auch andere Unterhaltungsbranchen setzen seit einigen Jahren vermehrt auf Kickstarter, Indiegogo und Co. Doch eines ist meist überall gleich: Es sind bekannte Gesichter und/oder Marken, die das meiste Geld einnehmen. Würde „Con Man“ auch so viel Geld erhalten, wenn zwei eher unbekanntere, befreundete Darsteller das Projekt vorstellen und realisieren wollen? Eher nicht. Viele Experten sind der Meinung, dass Projekte wie "Con Man“, „Veronica Mars“ oder „Wish I Was Here“ zwar für Fans eine gute Investition ist, aber dadurch das Spotlight von neuen, kreativeren und interessanteren Projekten zu sehr abgelenkt wird. Einst war Crowdfunding fast schon eine Art Synonym für die Unterstützung frischer wie unbekannter Talente. Die gibt es natürlich immer noch, nur werden sie meist nicht mehr so richtig wahrgenommen - die bekannten Gesichter ziehen die Aufmerksamkeit auf. Damit werden zwar neue Investoren angelockt, ob die aber auch den wirklich autonomen Kreativen ihr Geld geben, ist eher unwahrscheinlich.
Was haltet ihr denn davon, wenn bekannte Namen Crowdfunding betreiben?