Das Wechselbad der Gefühle, welches die Mitarbeiter des österreichischen Privatsenders "ServusTV" in den letzten beiden Tagen erleben mussten, will man sich gar nicht ausmalen. Gestern hieß es noch, die Sendebetrieb werde am Juni eingestellt, alle Mitarbeiter wurde gekündigt. Nun wurden die Kündigungen wieder aufgehoben.
Stein des Anstoßes war wohl eine anonyme Umfrage innerhalb des Senders, der zu einer Gründung eines Betriebsrates aufrief. Red Bull Chef Dieter Mateschitz, dem man nachsagt, er sei impulsiv, soll wutentbrannt auf diese Meldung reagiert haben. Obwohl der Sender ihm ein persönliches Herzenprojekt sei, "bei dem es nicht unbedingt um Wirtschaftlichkeit ginge" (so ein Mitarbeiter über einen kürzlichen Besuch Mateschitz' im Sender), wurde Knall auf Fall die Schließung beschlossen.
Der Red Bull Konzern kündige am heutigen Nachmittag allerdings dann an, den Sender weiterzuführen und alle Kündigungen aufzuheben. Man habe sich mit Arbeitnehmerorganisationen zusammen gesetzt und in einem "konstruktiven Gespräch" eine Einigung erzielt. "Nicht überraschend für einen Betrieb, der für seine hohen sozialen Standards bekannt ist, lehnt die überwiegende Mehrheit der Mitarbeiter einen Betriebsrat ab", hieß es weiter in der Mitteilung. Die nicht-Gründung eines Betriebsrates stehe dabei auch im Interesse der Beschäftigten. 205 Mitarbeiten haben einen offenen Brief unterzeichnet, in dem Abstand zu jeglichen Absichten einer Betriebsratsgründung genommen wird. Darin heißt es u.a.: "Es ist uns kein (Medien) Unternehmen bekannt, das einen derart sozialen und loyalen Umgang mit seinen Mitarbeitern pflegt, wie ServusTV/Red Bull."
Ob in dieser Sache das letzte Wort damit gesprochen ist, oder ob es doch noch zu einer Wendung kommt, wird die Zeit zeigen. Mit Sicherheit dürfte nun im ganzen Hause Red Bull durchgedrungen sein, dass man einen Betriebsrat nicht dulde.
Wie sehr Ihr die Gründe der Schließung und jetzigen Entscheidung?