Eine US-amerikanische Pro-Waffen-Gruppierung hat eine eigene Definition des Begriffs Verleumdung. Die Virginia Citizens Defense League, kurz VCDL, fühlt sich durch eine dramaturgische Pause im neuen Dokumentarfilm von Stephanie Soechtig (Fed up, Tapped) diffamiert. Deswegen verklagt Virginias Bürgerverteidigungsliga die Regisseurin, Schauspielerin und Produzentin Katie Couric (Sully) und das Studio Epix auf 12 Millionen Dollar. Under the Gun hinterfragt vor dem Hintergrund eines Schulmassakers die Verteidigung des Rechts auf Waffenbesitz durch Organisationen wie die VCDL.
Deren Mitglieder Daniel Hawes und Patricia Webb stellt Couric vor der Kamera die Frage: „Wenn es keine Hintergrundchecks von Waffenkäufern gibt, wie wollen Sie dann verhindern, dass Verbrecher oder Terroristen Waffen erwerben?“ Darauf folgt eine ca. 8 Sekunden lange Pause. Bereist nach der Premiere auf Sundance warfen Vertreter der Pro-Waffen-Fraktion dem Film Voreingenommenheit und Manipulation vor. Couric reagierte darauf mit einer Entschuldigung für den betreffenden Schnitt und veröffentlichte das Transkript des Interviews. Der VCDL geht das jedoch nicht weit genug.
Die Mitglieder würden laut Anklageschrift mittels Beleuchtungstechnik buchstäblich in einem schlechten Licht dargestellt und der Lächerlichkeit preisgegeben. Allerdings ist es wohl eher die Organisation selbst, die sich mit ihrer Aktion bloßstellt. Soechtigs Sprecher Stefan Friedman formulierte es folgendermaßen: „Es ist ironisch, dass Leute, die so leidenschaftlich den zweiten Zusatzartikel der Verfassung verteidigen, die Rechte, die einem Filmschaffenden durch den ersten gesichert werden, mit Füßen treten wollen." Under the Gun gibt es als Video on Demand. Wir haben euch den Trailer mitgebracht.
Was sagt ihr zu dem Vorfall?