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Inhalt

Wenn man in der "Cidade de Deus", der City of God, einem der Favelas von Rio de Janeiro aufwächst, ist die Kindheit früh zu Ende. Was andernorts Bandenspiele sind, ist hier Bandenkrieg mit echten Waffen. Hier wachsen der rücksichtslose Locke (Leandro Firmino da Hora) und der schüchterne Buscapé (Alexandre Rodrigues) auf. Um zu überleben, setzt Locke auf Kokain-Handel, Gewalt und Raubüberfälle. Buscapé hingegen träumt davon Fotograf zu werden. Viele Jahre später sollen sich ihre Wege nochmal kreuzen, wenn Locke zum gefürchtetsten Drogenboss der Stadt geworden ist und Buscapé sich durchs Leben durchschlägt.

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Quelle: themoviedb.org

Kritik

2002 sollte das Jahr werden, das Regisseur Fernando Meirelles (Der Ewige Gärtner, Die Stadt der Blinden) quasi über Nacht zum Starregisseur beförderte. Und das alle Augen weltweit auf das brasilianische Kino lenken sollte. City of God, der zunächst auf diversen Festivals die Runde machte, danach aufgrund seines Hypes auch einen internationalen Kinostart erhielt, mauserte sich schnell zum Kritiker- und Pubikumsliebling. Auch darf man den Film längst als Klassiker werten – ein Status, der nur wenigen Filmen vergönnt ist. Auf IMDB rangiert City of God auch schon längst auf dem 21. Platz der besten Filme aller Zeiten, direkt hinter "Krieg der Sterne" (Stand Sommer 2016). Hut ab vor dem was Meirelles mit seinem Gangster-Epos geschaffen hat – absolut wohlverdient! 

Angesiedelt ist der Film im Westen von Rio de Janeiro, in der Cidade de Deus, der sogenannten Stadt Gottes. So schön der Name auch klingt, so wenig hat der Ort mit den positiven Assoziationen gemein. Denn es ist die Hölle auf Erden, wo Mord, Vergewaltigungen, Raubüberfälle und Drogenhandel an der Tagesordnung stehen. Ein Ort mit ganz eigenen Gesetzen, an den sich die Polizei kaum hineinwagt. Und wenn sie es doch tut, dann oftmals weil sie selbst in schmutzige Geschäfte verwickelt ist. Wer hier aufgewachsen ist hat sich an diese Welt schon längst gewöhnt, all die Schießereien sind nichts außergewöhnliches mehr. Für uns als Zuschauer sieht die Sache natürlich ganz anders aus, wir verfolgen das Geschehen aus einer Mischung von blankem Entsetzen aber auch purer Faszination. Denn trotz des Horrors gibt es auch hier viel Aufregendes und Schönes zu entdecken. Das weiß auch Regisseur Meirelles und fängt zusammen mit seinem begabten Kameramann César Charlone (hierfür oscarnominiert) atemberaubende Bilder ein, die mit zahlreichen gut gewählten technischen Spielereien und flotten, gut gesetzten Schnitten meisterhaft in Szene gesetzt sind. 

Die Handlung, welche auf dem Roman "Cidade de Deus" von Paulo Lins basiert, ist zu Teilen fiktiv, beruht in Stücken aber auch auf wahren Begebenheiten und eigenen Erfahrungen des Autors, der selbst in der Cidade de Deus aufgewachsen ist. Für die Verfilmung adaptierte Bráulio Mantovani den Stoff (ebenfalls hierfür oscarnominiert) und zeigt dabei ein äußerst geschicktes Händchen, die Geschichte mit all ihren Rückblenden, Zeitsprüngen, Verschachtelungen und diversen Blickwinkeln auf ein neues Medium zu portieren. City of God mag durch seine nicht-lineare Erzählweise und der Einteilung in mehrere Kapitel sicherlich auch irgendwo an Tarantino erinnern, zeigt sich in seinem Flow aber weitaus rythmischer und verspielter. 

Beginnen tut die Geschichte in den 1960er Jahren und erstreckt sich über fast zwei Jahrzehnte, in der wir zahlreiche interessante Charaktere in ihrer Entwicklung verfolgen dürfen, sowohl zum Positiven, als auch Negativen. Geschichten, die zum lachen einladen, die absurd erscheinen, die unter die Haut gehen oder durch ihre hemmungslose Brutalität entsetzen. Eine Achterbahnfahrt der Gefühle, die es mit Vollgas zu erkunden gilt. Dabei wird ein komplexes narratives Netz gespannt, welches sich zu einer erschütternden Saga formt, die in ihrer Spielfilmzeit von rund 130 Minuten auf allerhöchstem Level und ohne Ausnahme zu unterhalten weiß.

Im Fokus steht dabei stets Buscapé, den wir von Kindauf bis ins junge Erwachsenenalter verfolgen und der inmitten dieser unruhigen Welt ein normales Leben zu führen versucht, fernab von Bandenkriegen und illegalen Geschäften. Doch ein normales Leben in der Cidade de Deus zu führen ist alles andere als einfach. An Geld kommen nur die, die andere beklauen oder mit Drogen handeln. Respekt verdient man sich nur, wenn man seinen Widersachern die Birne wegpustet. Und wer bei den Frauen punkten will, braucht eben beides. Buscapé versucht zumindest dem schmutzigen Weg zu widerstehen und seinen Traum, Fotograf zu werden, in die Tat umzusetzen. Doch der Strudel der Gewalt fängt eben auch ihn immer wieder ein. Zudem ist da auch immer wieder Löckchen in der Nähe, Psychopath und Gangsterboss der Stadt, dessen Wege sich immer wieder mit Buscapé kreuzen. Doch möglicherweise ist Löckchen auch der Ausweg aus dem Loch?

Gedreht wurde City of God übrigens weitestgehend mit unbekannten Darstellern, welche größtenteils sogar selbst aus den Favelas stammten. Das, und auch die Tatsache, dass es viel Spielraum bei der Improvisation von Handlungen und Dialogen gab, verleihen dem Film zudem reichlich Authentizität. Damals noch ein unbeschriebenes Blatt, heute wohlbekannt: Alice Braga (I am Legend, Elysium) befindet sich unter anderem auch im Cast und darf hier zu ihren jungen Anfängen bewundert werden. 

Fazit

Ein faszinierender Ausflug in die Favelas Brasiliens – bunt, laut, dreckig, brual und auf seine Weise auch wunderschön. Sowohl technischer- als auch erzählerischer Natur ist City of God eine Wucht von Film. Kurz gesagt: Ein Meisterwerk, das seinesgleichen sucht!

Kritik: Sebastian Stumbek

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