Was Danny Boyle anrührt wird oft zu Gold. Mit "Slumdog Millionaire" hat sich der Brite wohl den bis dato größten persönlichen Meilenstein erschaffen. Nicht nur ist der Film sein kommerziell erfolgreichster bisher, auch hat er mit insgesmt 8 gewonnenen Oscars, darunter "Bester Film, bei der Academy traumhaft abgeschnitten.
"Slumdog Millionaire" nimmt den Zuschauer mit auf eine unglaubliche Reise nach Indien, genauer gesagt in die Millionenmetropole Mumbai, und zeigt dabei nicht nur die schönen Seiten, sondern eben auch die dunklen. Gedreht wurde stets an Originalschauplätzen, dazu hatte Boyle den Kameramann Anthony Dod Mantle ("The Last King of Scotland") engagiert, der sich mit seiner Handkamera ins wilde Getümmel von Mumbai stürzte und so großartige, authentische Bilder einfangen konnte. Allein die Anfangssequenz des Films sieht schon atemberaubend aus, in der wir Jamal und seinen Bruder Salim als kleine Kinder auf der Flucht vor der Polizei durch die Slums rennen sehen, das Ganze mit der coolen Filmmusik begleitet, wobei der Zuschauer sofort hineingezogen wird ins bunte Indien. Man kann die Luft beinahe einatmen, visuell ist "Slumdog Millionaire" schlichtweg fantastisch.
"Slumdog Millionaire" basiert auf den Roman "Rupien! Rupien!" (erschienen 2005 bei Kiepenheuer & Witsch; internationaler Titel: "Q & A") von Vikas Swarup und wurde von Drehbuchautor Simon Beaufoy ("The Full Monty", "127 Hours") adaptiert. Problem hierbei war, dass das Buchaus zwölf Kurzgeschichten besteht, ohne eine eigentliche Rahmenhandlung, die alles verbindet und teilweise auch völlig ohne Bezug zum Helden. Daraus schrieb Swarup eine zusammenhängende, spannende, vielseitige Geschichte, die mehrere Zeit- und Ortssprünge gekonnt zu einem funktionierenden Ganzen verknüpft. Der Zuschauer sieht den Protagonisten Jamal Malik, der nur noch eine Frage beantworten muss, um den Hauptgewinn von 20 Millionen Rupien zu gewinnen in der indischen Variante von "Wer wird Millionär". Jamal kommt aus dem Slum und hat nie eine richtige Bildung genossen. Wie konnte er also so weit kommen? Das ist die Frage, die der Film den Zuschauer ganz zu Beginn stellt.
Hat er geschummelt? Hatte er Glück? Ist es Schicksal? Oder ist er einfach ein Genie? Die Macher hinter der Show vermuten ersteres und versuchen es während einer Sendeunterbrechung aus Jamals gewaltsam herauszuquetschen. Dabei gehen sie mit ihm Frage für Frage durch, und Jamal erzählt zu jeder gestellten Frage der Show ein Stück aus seinem Leben und wie dieser Abschnitt mit der Frage zusammenhängt. Nach und nach fügen sich die Puzzlestücke zusammen und Jamals Motivation hinter dem Ganzen wird offenbart. Für den Zuschauer ergibt sich damit eine Erzählung in der Liebe, Gewalt, Armut, Kriminalität, Enttäuschungen, der Überlebenskampf auf der Straße und Freundschaft ihren Platz finden. Geschickt werden die Stränge miteinander verknüpft und bis zum Ende hin zu einem großen Ganzen zusammengeführt.
Besetzt ist "Slumdog Millionaire" mit einigen Größen Indiens. Der Moderator der "Wer wird Millionär"-Sendung des Films wird von Anil Kapoor dargestellt, der in Indien zu einem der bekanntesten und größten Darsteller gehört. Sein Auftritt in "Slumdog Millionaire" ist in jedem Fall gelungen. Auch mit Irrfan Khan hat man einen großen Namen gewinnen können, der auch in Hollywood schon längst kein Unbekannter ist. In "Slumdog Millionaire" schlüpft er in die Rolle eines Polizeibeamten, der herauszufinden versucht, ob Jamal geschummelt hat oder nicht. Großes Lob gebührt aber auf alle Fälle dem Hauptdarsteller Dev Patel, der dank seiner hier gespielten Rolle zum Star aufgestiegen ist. Ebenso erging es Freida Pinto, deren Karriere dank ihres Mitwirkens in "Slumdog Millionaire" startete. Beide damalige Youngsters spielten ihre Rollen mit viel Überzeugung und Natürlichkeit und machen ihre Charaktere für den Zuschauer damit sympathisch und identifizierbar.
"Slumdog Millionaire" erzählt mit wuchtigen Bildern nicht nur eine tolle Geschichte mit seinen guten aufgelegten Darstellern, der Film bietet zudem auch noch einen sehr guten Soundtrack, der wunderbar in den Film hineinpasst, für die nötige Stimmung sorgt und den sowieso schon mehr als positiven Eindruck abrundet. Verantwortlich dafür A.R. Rahman, dessen Musik hier fast schon der eigentliche Star ist. Und um die Musik zum Ende hin auch noch gebührend zu feiern liefert uns Danny Boyle während der Endcretits eine kleine Tanzeinlage ganz im Stile Bollywoods, blegleitet vom wohl besten Lied des Soundtracks "Jai Ho". Eine schöne kleine Hommage an das Bollywood-Kino. Doch keine Panik, Gegner des Bollywood-Genres werden während des eigentliches Films von derlei Elementen verschont.