Für Emily Watson ist nach einem tragischen Autounfall nichts mehr so, wie es war. Ihre Mutter ist dabei ums Leben gekommen und Emily ist durch diesen Schock erblindet und traumatisiert. Unter Schuldgefühlen und Erinnerungslücken leidend lebt die Teenagerin nun bei David, ihrem Vater. Dieser macht sich schwere Vorwürfe. In der Nacht vor Halloween geht ihr Vater aus. Für das erste Date seit geraumer Zeit lässt er seine Tochter trotz aller Zweifel allein zurück. Mit fatalen Folgen. Ein maskierter Killer schleicht sich ins Haus und terrorisiert Emily. Er verfolgt sein Opfer auf Schritt und Tritt durch das riesige Anwesen. Ohne ihr Augenlicht auskommend, versucht das hilflose Mädchen trotz ihres Handicaps dem bewaffneten Eindringling zu entkommen und die Nacht zu überleben ...
One-Hit-WonderJamie Blanks, Regisseur des Scream-Epigonen Düstere Legenden, der im Jahre 1998 immerhin das Fünffache seines 14-Millionen-Dollar-Budgets in die Kasse spielen konnten, sagte einmal in einem Interview, dass die größte Wertschätzung der Wirkung eines Horrorfilms jene ist, wenn sich das Publikum im Anschluss der Sichtung zweimal darüber vergewissert, ob die heimische Haustür auch wirklich verriegelt ist. In diesem Moment nämlich wird dem Zuschauer die Kraft des Kinos selbst bewusst, da der Schrecken auf der Leinwand den diegetischen Raum nachhaltig verlassen und Einzug in unsere Wirklichkeit erhalten hat. Richard Schenkman (The Man From Earth) könnte mit The Night Before Halloween eine ähnliche Bestätigung erhalten, Gesetz dem Fall, er tritt Rezipienten unter die Augen, die von ihrem absurden Anspruch auf Originalität ablassen.
Absurd, weil das Medium Film sich nicht zwangsläufig über originelle Impulse artikulieren muss – und erst Recht nicht die Erwartung erfüllen, jedes Mal aufs Neue als bahnbrechende Novität honoriert zu werden. Ein gutes Beispiel dafür ist The Night Before Halloween, der weitestgehend (unter-)durchschnittlich angenommen wurde, in Wahrheit aber veranschaulicht, dass das in der Vergangenheit bereits Dagewesen nicht grundsätzlich auch mit dem Altbackenen in Relation gesetzt werden muss. Richard Schenkman bestätigt sich innerhalb seiner kompetenten Inszenierung als Verfechter klassischer Genre-Mechanismen und lässt den sich anbahnenden Schrecken in der Exposition erst einmal ganz gezielt über die Klangkulisse einkehren, während ein Pärchen zusehends der Panik anheimfällt: Das nicht zu verortende Knarren, Klopfen und Kratzen die tonangebend, während immer wieder Gestalten um das Anwesen huschen – Die Angst geht um.
Vor allem interessant aber gestaltet sich der perfide The Night Before Halloween durch die Einführung von Hauptdarstellerin Emily (Noell Coet, Revelation Road: The Beginning oft the End), setzt sie durch ihre aufgrund eines emotionales Traumas bedingte Blindheit doch einen ansprechenden Suspense-Gestus voraus, den Richard Schenkman innerhalb seiner straight dargebotenen 80 Minuten gekonnt stimuliert und verdichtet. Die visuelle Beeinträchtigung der Protagonistin (und hier lassen sich quasi umgekehrte Vorsätze zum kürzlich erschienenen Don’t Breathe erkennen) wird in ein Bedrohungsszenario eingewoben, in dem die (augenscheinliche) Sicherheit der Sozialzelle Eigenheim langfristig aus den Angeln bricht und nach und nach zur Spielstätte des nächtlichen Grauens verkommt: Eine dem Home-Invasion-Sujet eingeschrieben Gesetzmäßigkeit, die sich durch das Abklopfen von Emilys Wunsch nach seelischer Erlösung auch dem Slasher-Film zuträglich präsentiert.
Fazit
Überraschend gelungener Home-Invasion-Terror, der keine frischen Impulse durch das Genre-Gespinst pumpt, aber gekonnt dessen eingeschriebenen Gesetzmäßigkeiten verwendet und ein gemeines Katz-und-Maus-Spiel entzündet. Ob die Haustür auch wirklich verriegelt ist, lässt "The Night Before Halloween" nach abgeschlossener Sichtung durchaus überprüfen.
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