Erwähnungen
Die besten Kinostarts 2018
Nach den schlechtesten Kinostarts 2018 kümmern wir uns nun um die besten und die waren in diesem Jahr klar in der Überzahl. Ja, 2018 war nicht frei von Enttäuschungen und Desastern, dafür aber auch reichhaltig an positiven Überraschungen und verdammt guten Filmen. Die für uns besten findet ihr in der unteren Liste. Um in die Liste zu kommen musste der Film von uns rezensiert werden, 2018 in den deutschen Kinos starten und eine MB-Wertung von mind. 8 Punkten erhalten.
Wie viele unserer Top-Filme habt ihr gesehen, welche haben euch davon enttäuscht und welche findet auch ihr großartig?
Augenblicke: Gesichter einer Reise
8,0
Mit „Augenblicke: Gesichter einer Reise“ hat Agnès Varda ihren neusten und erneut herausragenden Film abgeliefert. Zusammen mit dem Straßenkünstler JR erkundet sie ihr Heimatland und die Menschen, die es besiedeln. Dabei schaffen die beiden Menschen Kunst, die berührt, und zeigen Kunst, die Wert hat. Eine herzerwärmende Liebeserklärung an das Leben und die Menschen, die es gelebt haben in kompakten anderthalb Stunden, mit atemberaubender und zeitloser Kunst - zumindest für den Moment.
A Beautiful Day
8,0
Mit ihrem neusten Film "A Beautiful Day“ fabriziert Regisseurin Lynne Ramsay einen emotional und inszenatorisch sehr eigenwilligen, unzugänglichen Filmbrocken, der viele Zuschauer nachvollziehbar vor den Kopf stoßen wird. Wenn man jedoch in die undurchsichtigen Gefühlswelten dieses Films gewaltsam einbricht, wird man mit einem äußerst mitreißenden Filmerlebnis belohnt, das mit Hilfe des grandiosen Hauptdarstellers sowie der einzigartigen Inszenierung einen Blick in die Gefühlswelten eines suizidalen Geistes gewährt, den man in dieser Form nur selten erleben kann. Ein mutiger, hypnotischer Film, der sich tief in das emotionale Befinden des Zuschauers hineingräbt und dieses so schnell nicht verlässt.
Call Me by Your Name
8,0
Das romantische Drama „Call Me by Your Name“ erzählt von einer ungewöhnlich zarten Männerliebe, deren Atmosphäre sich am besten durch die großartigen Songs von Sufjan Stevens und die leidenschaftlich geflüsterten Worte des Filmtitels beschreiben lässt. Luca Guadagninos Film lebt von dem faszinierenden Zusammenspiel der beiden Hauptdarsteller und zeigt uns menschliche Berührungen, wie sie sonst nur selten im Kino zu sehen sind. Auch wenn das Drehbuch etwas an geistigem Austausch zwischen den Figuren vermissen lässt, ist das Werk eine betörende Ode an die Liebe und die Ästhetik von Körper und Seele. Dieser Film weckt die pure, paradiesische Lust am Leben.
The Cleaners
8,0
Mit viel Geschick und einer wirklich hervorragend politischen wie menschlichen Ebene, ist es den Regisseuren Hans Block und Moritz Riesewieck gelungen ein Plädoyer für kritisches Denken zu erschaffen. In Zeiten von Hass, Fake-News und einem erstarken von faschistischen Bewegungen, ist es umso wichtiger hinzuschauen. Auf Silicon Valley, auf die sozialen Netzwerke und den Content, aber auch unser eigenes Verhalten. Am Ende sind es zurzeit die Content Moderatoren die im verborgenen alles Leid und jeden Hass auf der Welt in sich aufsaugen und dafür Sorge tragen müssen, dass solches beim alltäglichen Besuch auf Facebook ausgeblendet wird. Doch ist dies der richtige Weg? Gerade diese Frage macht aus "The Cleaners" eine der wichtigsten und eindringlichsten Dokumentationen unserer Zeit und liefert einen hervorragenden Beitrag zu einem Diskurs, der endlich verstärkt geführt werden muss.
Crazy Rich
8,0
"Crazy Rich Asians" ist viel mehr als nur eine gelungene romantische Komödie. Mit seinem grandiosen Cast - ausschließlich bestehend aus asiatischen Schaupsielern - und seiner authentischen Darstellung der chinesischen Kultur, setzt er ein wichtiges Zeichen für Repräsentation und ebnet weiter den Weg hin zu einem besseren und diverseren Hollywood.
Destination Wedding
8,0
"Destination Wedding" ist einer der stärksten Filme des Jahres, eine der stärksten Liebeskomödien der letzten Jahre: Er versteht die menschliche Schwäche, hat ein kreatives Gespür für zwischenmenschliche Trends und begreift die zerstörerische wie schöpferische Kraft der Liebe.
The Disaster Artist
8,0
James Franco gelingt mit der Buchverfilmung ein kurzweiliger, fein entschlackter und teils immens komischer Blick auf die Entstehungsgeschichte eines der Trash-Klassiker überhaupt. Das Herzstück von „The Disaster Artist“ ist aber die dysfunktionale Freundschaft zweier Träumer, denen Franco mit seinem überaus gelungenen Film huldigt. Der Mythos Tommy Wiseau wird dabei zum Glück nicht entzaubert.
An Elephant Sitting Still
8,0
„An Elephant Sitting Still“ ist ein vierstündiger Kraftakt in seelenverfinsterndem Grau. Der erste und letzte Film des chinesischen Regisseurs Hu Bo nimmt sein eigenes Schicksal auf melancholische Weise vorweg. Allgegenwärtig drohen die Figuren als Opfer ihrer Umstände unterzugehen. Die Rettung liegt in der Gemeinschaft, doch schon die Kamera erlaubt es ihnen nicht ihr Inneres zu verlassen. Selten waren vier Stunden Film so trostlos.
Feinde - Hostiles
8,0
Hinter der brüchigen Fassade eines klassischen Western ist „Feinde – Hostiles“ eine kraftvolle Abhandlung über Hass und Annäherung. Dargeboten wird dies sehr schroff und gewalttätig, ohne dabei die Hoffnung im Blut ersaufen zu lassen.
Figlia mia
8,0
In vibrierenden Farben entwirft Laura Bispuri das packende Gruppenbild einer Familiengemeinde, die erst lernen muss, dass sie eine ist. Die Kamera durchkämmt die schroffe Szenerie an der Seite der kindlichen Hauptdarstellerin, dem sprühenden Kern des herausragenden Schauspieltrios. Ihre Figur ist nicht Keil, sondern Band zwischen zwei diametralen Persönlichkeiten, das alle drei stärker macht.
The Florida Project
8,0
"The Florida Project" findet die Schönheit im Hässlichen. So menschennah wie Sean Baker erzählen nur wenige Filmemacher der Gegenwart.
The House That Jack Built
8,0
Ein Selbstgespräch mit Gott in der Kloake. Lars von Trier ist sich völlig bewusst, was er hier dem Publikum vorsetzt. Das lässt sich bestimmt als Provokation um seines selbst Willen abtun, wäre jedoch nicht vollends fair. Jack ist als Serienkiller ein satirisches Medium für seinen Regisseur, der sch selbst und seine Filme einschätzt. Mal selbstkritisch, mal provokant, mal etwas weinerlich. Einen Serienkiller-Genrefilm zu erwarten (oder diesen Fehlgedanken dem Film anzulasten) wäre falsch. Natürlich ist „The House that Jack Built“ irgendwo Horrorkino, allein wegen des dargestellten Grauens und dem expliziten Gore, aber vor allem ist der Film eine Charakterstudie seines eigenen Regisseurs. Ob gelungen oder nicht, ob wertvoll oder nicht; dieser Film ist so einzigartig und so eine riesige Frechheit. Lars von Trier erweitert einmal mehr die Grenzen des Weltkinos.
I, Tonya
8,0
Mit seiner abgefahrenen Geschichte, basierend auf wahren Begebenheiten, versteht es "I, Tonya" bestens, das Interesse des Zuschauers zu wecken und ihn durchgängig zu unterhalten. Regisseur Craig Gillespie garniert seine handwerklich stark inszenierte Tragikomödie mit reichlich gut platziertem schwarzen Humor und großartig aufgelegten Darstellern, was im Gesamtpaket einen überaus lohnenswerten Film ergibt.
In den Gängen
8,0
Zwischen stiller Poesie, betont unaufgeregter Alltäglichkeit, humorvoller Lakonie und tragischen Untertönen erzählt Thomas Stuber in "In den Gängen" von den Mitarbeitern eines Großmarkts. Diesen eigentlich unspektakulären Arbeitsplatz inszeniert der Regisseur wie einen eigenständigen Mikrokosmos, in dem große Gefühle neben skurrilen Eigenarten und vielschichtigen Menschen stehen. Entstanden ist dabei ein gleichermaßen zurückgenommener wie begeisternder Film, der empathisch und authentisch zugleich das unerwartet Schöne und Berührende zwischen dem für gewöhnlich Banalen und Unscheinbaren hervorhebt.
In My Room
8,0
Ulrich Köhler ist mit "In My Room" ein grandioser Endzeitfilm gelungen, der auf zahlreichen Wegen Fragen über menschliche Entfremdung, verlorene Orientierung und die Suche nach einem persönlichen Paradies aufwirft.
It Comes at Night
8,0
"It Comes at Night" ist der Beweis, dass sich mit Minimalismus im Hinblick auf Story, Cast und Setting ein absolut dichter und atmosphärisch überragender Horrorstreifen erzählen lässt. Schauderhaft schön gefilmt, eine bizarre Soundkulisse und der Verzicht auf überhebliche Jumpscares heben diesen Genrevertreter von der zeitgemäßen Konkurrenz deutlich ab. "It Comes at Night" ergreift die Aufmerksamkeit und die Neugier des Zuschauers in der ersten Minute und lässt diese erst mit dem Eintritt des Abspanns los. Modernes Horrorkino von seiner besten Seite.
Kleine Helden
8,0
Die Kinder in Anne-Dauphine Julliands Dokumentation sind auf den ersten Blick für uns vielleicht wirklich kleine Helden. Doch es geht eher um die Gelassenheit, mit denen die Fünf ihrem Leben und ihrem schwierigen Alltag begegnen. Es geht um das Leben selbst, um Hoffnung, Glück und Lebensmut. Die Dokumentation rührt dabei zu Tränen, hat wichtige Botschaften im Gepäck und verrennt sich niemals in Kitsch und Dramatik. Es bleibt ein Auszug aus dem Leben von Kindern, die das Leben so nehmen wie es kommt und es versuchen jetzt in dem Moment in vollen Zügen zu genießen. Stets Vorwärtsgewand und Mut machend.
Lucky
8,0
John Carroll Lynchs Regiedebüt „Lucky“ ist eine elegische, entschleunigte, unaufgeregte Meditation über die Vergänglichkeit des Lebens sowie Akzeptanz der eigenen Sterblichkeit. In minimalistisch komponierten Bildern von karger Eleganz findet der Regisseur in schlichten Momentaufnahmen pure Schönheit zwischen banaler Alltäglichkeit. Dabei stellt der Film selbst eine gebührende Abschiedsvorstellung für Hauptdarsteller Harry Dean Stanton dar, der sich ein letztes Mal als ruheloser Wanderer durch die großen Fragen des Lebens begeben darf, um ganz am Ende für immer in den Weiten des Kinos zu verblassen. Eine passendere Würdigung ist kaum vorstellbar.
Mission: Impossible - Fallout
8,0
"Mission: Impossible - Fallout" liefert Blockbuster-Unterhaltung erster Klasse. Spektakuläre Set Pieces, ein gut aufgelegter Cast mit einer ordentlichen Portion Humor im Gepäck und ein waghalsiger Auftrag, der für einige Überraschungen gut ist. Tom Cruise ist auch heute noch ein absolutes Energiebündel, das keine Alterserscheinungen aufweist und vor dem man für die Durchführung seiner Stunts nur den Hut ziehen kann. Wer spaßiges Popcorn-Kino sucht, wird dieses Jahr nicht an "Fallout" vorbeikommen.
Nach einer Wahren Geschichte
8,0
"Nach einer wahren Geschichte" ist ignorant, kühl, elitär - und das ist auch gut so.
Nanouk
8,0
Milko Lazarovs bildgewaltiges Drama ist ein sublimer Abschluss des Wettbewerbs der 68. Berlinale. Kein anderer Film entfaltet eine vergleichbare visuelle Wucht wie der universelle Mythos gemeinschaftlichen Zusammenhalts im Angesicht der unwiderruflich Entzweiung von Mensch und Natur. Leise Schwermut liegt über der harschen Kulisse und den Szenen zärtlicher Vertrautheit, die ein langer, um die Vergeblichkeit wissender Abschied sind.
No Way Out -Gegen die Flammen
8,0
„No Way Out“ ist alles andere als ein eskalierender Katastrophenfilm. Getragen von einer bärenstarken Besetzung, allen voran Josh Brolin als vor Lebenserfahrung strotzender Fels in der Brandung, entfaltet sich der Film vorrangig als differenziertes Charakterdrama. Joseph Kosinski inszeniert die wahren Ereignisse um eine der größten Tragödien in der Geschichte der amerikanischen Feuerwehr gewohnt visuell eindrücklich und trotzdem sensibel. Das Pathos einer übersteigerten Heldenverehrung weicht zugunsten einer dezenten realistischen Darstellung menschlicher Schicksale. Ein Blockbuster, der Überraschungen bereit hält und an die Nieren geht.
The Rider
8,0
Mit "The Rider" hat Chloé Zhao ein bewegendes, kraftvolles Leinwand-Gedicht von einem Charakterdrama geschaffen, das klassische Western-Elemente sowie uramerikanische Mythen vom edlen Cowboy und der unendlich weiten Prärie mithilfe von melancholischer Stille, tiefen Seelenrissen und nach innen gerichteten Konflikten mit der eigenen Identität überlagert. Zusammen mit der sensationellen Leistung des Hauptdarstellers, der eine leicht fiktionalisierte Version seines eigenen Lebens verkörpert, und den wunderschön fotografierten Einstellungen wird "The Rider" zu einem bemerkenswerten Drama, das die Frage stellt, ob sich ein Leben voller Schmerz und Verzweiflung doch noch verändern lässt.
Schneeflöckchen
8,0
Wer behauptet das deutsche Genre- und Nachwuchskino sei tot, hat noch nicht „Schneeflöckchen“ gesehen. Ein origineller, selbstbewusster und engagierter Film, der ohne Kompromisse seinen eigenen Weg geht. Das Ergebnis ist so erfrischend wie trotzig. Bitte mehr davon.
Das schönste Mädchen der Welt
8,0
"Das schönste Mädchen der Welt" ist eine wunderbare Liebeskomödie, die die Größe der Liebe durch eigene Überzeichnungen und jeder Menge Pathos versteht, der die Isoliertheit der sich liebenden charakterisiert, und den Weltschmerz in der erlebten Einsamkeit vermittelt.
Der Seidene Faden
8,0
Mit "Der seidene Faden“ hat Paul Thomas Anderson einen weiteren hervorragenden Film geschaffen, der sich butterweich in das Oeuvre des Amerikaners einbettet. Das intime und eng gestaffelte Beziehungsdrama bringt immer wieder einen herrlich-leisen Humor in die Szenerie, offenbart die Ironien, den Wahnsinn und Herrlichkeiten der Liebe - sei es zu Personen oder zur Arbeit. Ein erwachsener Film mit kindischen Figuren, der sich extrem nahe am Leben bewegt, es beobachtet, liebkost und in regelmäßigen Abständen dessen Absurditäten offenbart. Betörend schön gefilmt und vollendet gespielt. Nutzt die Zeit aus, in der solche Filme noch finanziert werden!
Thelma
8,0
„Thelma“ fühlt sich in etwa so an, als hätte Ingmar Bergman seine eigene Version von „Carrie – Des Satans jüngste Tochter“ gedreht. Das grob am Topos des Coming-of-Age Films orientierte Werk besticht durch seine suggestive Inszenierung und einem stark symbolischen Narrativ, welches man auf verschiedene Arten deuten kann. Sexuelle Lust begreift Joachim Trier dabei als den zentralen Trieb des menschlichen Daseins, während das Unterbewusstsein die Kontrolle übernimmt. Sigmund Freud wäre begeistert gewesen.
Widows - Tödliche Witwen
8,0
Droht Steve McQueens "Widows" noch hier und da unter der narrativen Last aus Plot, Figuren und politischem Subtext einzuknicken, kompensieren Regisseur und Cast diese Stolpersteine mit einem wahrlich beeindruckenden Selbstbewusstsein. Stark gespielt, einnehmend inszeniert und trotz der narrativen Überfülle unheimlich rhythmisch erzählt, gelingt McQueen mit „Widows“ einer der intensivsten und atmosphärisch dichtesten Blicke in die Abgründe von Mensch und System, die das Jahr zu bieten hat. Unbedingt anschauen.
Shape of Water - Das Flüstern des Wassers
8,5
Auch wenn Guillermo del Toro mit „Shape of Water - Das Flüstern des Wassers“ ein Märchen aus der Vergangenheit erzählt, ist sein Film doch auch ein Kommentar zur gegenwärtigen, politischen Situation und ein klare Statement für Individualität und Selbstentfaltung. Was das Ganze so besonders macht, ist wie er seine Botschaft übermittelt. Denn auch wenn er oft und gerne mit der Faust der Phantasie auf den Tisch haut, ist es vor allem die Liebe, die er hier in allen Facetten und Formen feiert und genau mit dieser Liebe ist auch Film entstanden. Dies ist überall zu sehen und zu spüren. Del Toros bestes Werk seit „Pans Labyrinth“.
Shoplifters - Familienbande
8,5
Und nun ist Zeit für Reihen der Superlative. Der beste japanische Regisseur unserer Zeit hat mit „Shoplifters“ ein meisterhaftes Familienstück abgeliefert. Mit einem hervorragenden Schauspieler-Ensemble, wundersamer Präzision und intensiven Emotionen bietet der Cannes-Sieger zwei Stunden kompaktes, perfekt inszeniertes und herrlich sympathisches Kino der besonderen Art. Wer mit der japanischen Filmkultur hauptsächlich Takashi Miike, Sion Sono und derartige herrliche Rüpel verbindet, der sollte sich von Hirokazu Kore-eda und seiner Shoplifter-Familie die Augen und Herzen öffnen lassen. Außergewöhnlich.
Die Spur
8,5
Agnieszka Holland reißt der Tyrannei einer von falschen Idealen der Frömmigkeit, Potenz und Allmacht besessenen Kultur die Maske herunter. Das Wilde in den Außenseitercharakteren und der Fauna offenbart sich als zwischen Gefährdung und Gefährlichkeit alternierende Urkraft. Erhabene Naturszenen und detektivische Spannung verwachsen zu einem rabenschwarzen Meisterwerk über Verlogenheit, Gier und Perversion.
Three Billboards Outside Ebbing, Missouri
8,5
Mit stilistischen Anleihen an Neo-Western, Thriller und Kleinstadtsatire eröffnet die pechschwarze Komödie einen scharfsichtigen Blick auf die schwelende Gewalt hinter harmlosen Provinzfassaden. Frances McDormand steht an der Spitze eines starken Ensembles, dass die vielschichtigen Figuren und ihre Beziehungen fesselnder macht als das Verbrechen – dessen Sühnung mit einer zynischen Pointe aufwartet.
Gegen den Strom
9,0
„Gegen den Strom“ ist ein kleines filmisches Glanzstück aus Island, das die Verflechtung aus brandaktuellem Polit-Thriller und persönlichem Charakterdrama mit Bravour leistet. Das liegt zum einen am künstlerischen Händchen von Regisseur Benedikt Erlingsson und zum anderen an Hauptdarstellerin Halldóra Geirharðsdóttir, die mit unwiderstehlicher Präsenz die Rolle der Umweltaktivistin und werdenden Adoptivmutter einnimmt. Ein eindringliches filmisches Erlebnis, das seine wichtige Botschaft in behutsamer Ästhetik überbringt und im Gedächtnis hinterbleibt, als käme es mit Pauken und Trompeten.
Suspiria
9,0
In formvollendeter Optik und lebensechter Kulisse inszeniert Luca Guadagnino einen enigmatischen Totentanz, gekrönt von einer blutrünstigen, in mehrfacher Weise symbolreichen Wiedergeburt. Gewagte künstlerische Abstraktion, eigenwillige Ästhetik und zahlreiche Bezüge zu Kunstgeschichte, Geisteswissenschaft und Weltgeschehen machen die in Akte unterteilte Schauer-Symphonie teils opak. Die Komplexität steigert indes nur die Faszination der triumphalen Metamorphose eines Kultfilms in ein makaberes Manifesto revolutionärer Innovation.
Mein Bruder heißt Robert und ist ein Idiot
10
"Mein Bruder heißt Robert und ist sein Idiot" ist ein Meisterwerk. Ein Film, der Kino als Raum der bedingungslosen Erfahrung versteht und selbst ein einziges Erlebnis darstellt, der sich der Radikalität der Philosophie verschrieben hat und die wohl erschütterndste Geschichte über das Erwachsenwerden der letzten Jahre erzählt.
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