Mit seiner altbackenen Theatralik wirkt Marco Bellocchios Cannes Wettbewerbsbeitrag wie ein Mantel-und-Degen-Abenteuer ohne Degen und Abenteuer (aber dafür mit jeder Menge Mänteln). Statt die Gegenwartsbezüge der sensationellen Story herauszuarbeiten und die Fakten hinter dem oft kolportierten Fall zu ergründen, schwelgt die Kamera in opernhafter Opulenz und scheinheiligem Schmalz. Diese barocke Behäbigkeit zeigt exemplarisch den Neuerungsbedarf von Cannes Filmauswahl und fügt sich in das Oevre eines Regisseurs, dessen handwerklich passable Filme nicht eine frische Idee verraten.