Nach "Petrov’a Flu", "Tschaikovsky’s Wife" und "Limonov: The Ballad" hofiert das Film-Festival von Cannes auch die jüngste Kopfgeburt Kirill Serebrennikovs. Seine spekulative Stilisierung des sadistischen Nazi-Mediziners strebt nicht nach psychologischen Einblicken oder systemischer Analyse, sondern der Befriedigung morbider Neugier. Jene kulminiert in einer pietätlosen Farb-Sequenz, die in seinen eugenischen Gräuel schwelgt. Diese sensationalistische Schaulust begleitet ein scheinheiliger Belehrungsgestus, der angesichts des Mangels jeglicher Gegenwartsbezüge und ideologischer Einsicht umso verlogener wirkt. Diehls formelhaftes Schauspiel kann der kalkulierten Ikonographie faschistischen Fanatismus ebenso wenig Tiefe verleihen wie der kunsthandwerkliche Stilistik.