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Der große Jahresrückblick der MB-Redaktion 2015

von Sebastian Stumbek

DIE TOP 10 FILME 2015:

1. Mad Max: Fury Road
Wenn "Iron Maiden" und "Judas Priest" eine epische Oper schreiben würden, "Mad Max: Fury Road" wäre wohl das Resultat. Nach endlosen Umstrukturierungen, Recasts und Reshootings schenkte George Miller, entgegen aller Erwartungen, der Welt "Mad Max: Fury Road" und verdiente sich endgültig den Titel "Mastermind", den ihm der erste Trailer zu diesem Monstrum von Film etwas frühzeitig verlieh. "Mad Max: Fury Road" ist eine einzige Heavy-Metal-Stahllawine aus Rost und Adrenalin, aus Sand, Feuer, Gasolin, die von der ersten Minute an auf das Gaspedal drückt und nicht runtergeht, ehe alle Wagen zu Schrott gefahren sind, alle Männer ihren Weg nach Valhalla gefunden haben (shiny und chrome, natürlich) und selbst der letzte Tropfen Benzin seine Odyssey durch die heiligen Rohre des V8 unternommen hat. Jeder andere Film dieses Jahr hätte noch so gut sein können, dennoch wären sie nicht besser als Flamethrower Guitar Guy. WITNESS MEEEEEEEEE!!!

2. Ex Machina
Scheint so, dass Science-Fiction nur unter dem Entzug jeglicher Ressourcen sein volles Potential entfalten kann. Wenn kein Geld zur Verfügung steht um kostspielige Actionszenen zu drehen, die dem Plot nur in die Quere gekommen wären, sodass Sci-Fi einfach nur Sci-Fi in seinen Dialogen und der Handlung sein darf (in diesem Fall das Subgenre des Cyberpunks). "Ex Machina" ist die Art Film, die den Zuschauer in eine Falle nach der anderen lockt. Gerade als man denkt, man habe alles durchschaut und schon dabei ist sich auf die Schulter zu klopfen, weil man dem Film zuvor gekommen ist, stellt "Ex Machina" erneut alles auf den Kopf und lässt den Zuschauer einmal mehr dumm aus der Wäsche gucken. Ich schätze es ist keine Überraschung, dass mir "Ex Machina" so gefällt, schließlich sind die Parallelen zu "Ghost in the Shell" sowohl zahlreich, als auch kaum zu übersehen (obwohl Regisseur und Drehbuchautor Alex Garland angibt nie vom Anime-Klassiker gehört zu haben).

3. The Revenant
"The Revenant" ist kein besonders komplizierter Film. Sowohl der Plot, als auch die Charaktere sind recht einfach gestrickte Konstrukte, die jedoch in diesem Umfeld, in dem der Film spielt, nicht nur funktionieren, sondern mit ihrer Einfachheit dem Film sogar einen Gefallen tun. "The Revenant" ist eine Rachegeschichte, doch ist es ein Film über die Natur und das Überleben. Iñárritu verteufelt weder die Menschen, die sich gegenseitig abschlachten, noch die Natur, die z.B. in Form des Bären oder der eisigen Temperaturen, monströser und brutaler wirkt, als jeder Mensch. Sowohl der nach Rache lüsternder DiCaprio, als auch der selbstsüchtige Hardy, sind Charaktere, die weder richtig gut, noch richtig böse sind und Anfang des 19. Jahrhunderts vom kaum erforschten nordamerikanischen Kontinent in den Schatten gestellt werden, der sich keinen feuchten Furz um die Briten, Franzosen, Indianer und ihre kleinlichen Fehden schert. "The Revenant" ist ein brutaler Streifen Film, der den Überlebenskampf in seiner reinsten Form fast schon zelebriert.

4. Winterschlaf
Wahrscheinlich wird sonst niemand diesen Film im Jahresrückblick erwähnen, was ich wirklich schade finde. "Winterschlaf", vom Meister des türkischen Autorenkinos Nuri Bilge Ceylan, ist nicht die Art Film, die man einfach mal so einlegt, weil einem langweilig ist. Mit ca. 200 Minuten Laufzeit ist "Winterschlaf" ein Koloss von Film, das bis zum Bersten gefüllt ist mit Qualitätsdialogen, atemberaubenden Bildern Kappadokiens im Winter und der besten Charakterstudie, die ich 2015 genießen durfte. "Winterschlaf" fordert für mehrere Stunden die volle Konzentration des Zuschauers, bereichert ihn im Gegenzug jedoch mit einer Filmerfahrung, die sich jeglicher Polarisierung verweigert. Jeder Charakter in "Winterschlaf" ist ein Arschloch, die einem dennoch Mitgefühl und Verständnis abringen. Mit dem extremen Kontrast zwischen arm und reich, thematisiert Ceylan Themen wie Religion, Politik und Kultur in einem Land, das sich immer mehr in eine Identitätskrise stürzt.

5. Macbeth
Das ist womöglich nicht wirklich der beste Film des Jahres, schließlich kennt man die Geschichte um Macbeth. Diese Adaption des Stücks orientiert sich zudem recht streng am Original, wodurch Regisseur Justin Kurzel riskierte, dass "Macbeth" innovationslos und altbacken wirkt. Es kam jedoch ganz anders. Kurzels Interpretation betont mit erstaunlicher Wucht die Inszenierung und der Australier lässt seine Muskeln spielen, wenn das Stück ihm Freiraum gewährt. Das Resultat ist eine hoch-stilisierte, moderne Version des Stücks, die mit ihrer altertümlich-wirkenden Shakespeare-Lyrik zwar nicht jedem gefallen dürfte, doch mit solcher Bildgewalt, einem fantastischen Score und genialen Darstellungen von Fassbender und Cotillard daherkommt, dass man sich kaum entscheiden kann, ob man von den Dialogen oder den atemberaubenden Bildern erschlagen werden möchte.

6. Star Wars VII: The Force Awakens
Ich war nie der größte "Star Wars"-Fan. Ich wäre es höchstwahrscheinlich gewesen, wenn ich diese Space Opera als Kind gesehen hätte. Mit 19 Jahren habe ich "Star Wars" nachgeholt, was mir die einzigartige Möglichkeit bietet, diese Filme ohne die Nostalgie-Brille zu sehen. Und obwohl ich "Empire Strikes Back" für ein absolutes Meisterwerk halte, sind sowohl "A New Hope", als "Return of the Jedi" sehr durchschnittliche Filme. "A New Hope" ist nicht gut gealtert, hat furchtbare Dialoge und kommt sehr langsam in die Gänge; "Return of the Jedi" bietet ein passendes Ende für die Trilogie, ist als Gesamtprodukt jedoch ein Film, der keineswegs fehlerfrei ist ("Revenge of the Sith" finde ich sogar besser als "Return of the Jedi"). Ich fand "Star Wars" aber immer so unglaublich COOL, hauptsächlich weil ich ein großer Fan des Expanded Universe bin (v.a. Thrawn-Trilogie und die beste "Star Wars"-Geschichte, die nie verfilmt wurde, "Knights of the Republic" von BioWare). Ich liebe die Ecke des "Star Wars"-Universums, die in "A New Hope" von der Cantina representiert wurde, die dreckig ist, die die Kopfgeldjäger und Schmuggler für sich beanspruchen, kurz: Ich liebe an "Star Wars" das, was aus "Star Wars" einen Western macht (selbst vor Episode VII habe ich mich eher auf "Rogue One" gefreut, als auf Episode VII selbst). Ich ließ mich mitreißen vom Hype, teils weil ich mich trotzdem auf mehr "Star Wars" freue, teils weil ich es einfach immer toll finde, wenn eine Leidenschaft die halbe Welt vereint und ich einfach Teil davon sein wollte. Gebucht waren also die Tickets zur Mitternachtspremiere. Und ich fands erstaunlich gut. Nach "Empire Strikes Back" war "Force Awakens" womöglich sogar mein Lieblingsteil, doch wird sich noch zeigen müssen, ob Episode VII dem Test der Zeit standhält (schließlich fand ich auch den ersten Hobbit nach der Premiere 'super'). Rey, Poe und Finn waren sympathische Charaktere, die mir mein Interesse und meine Liebe abgewinnen konnten, Kylo Ren war ein toller Bösewicht (?), Han Solo war super (duh), die Gags (und es gab erfreulich viele Gags) landeten einen Volltreffer nach dem anderen, ohne dem ernsteren Familiendrama zu schaden (mal im Ernst, mehr ist "Star Wars" im Grunde nicht) und die Action war srsly voll dope, yo. Ich hätte mich davon stören lassen können, dass der Plot im Grunde exakt der selbe ist, wie in "A New Hope", aber stattdessen entschied ich mich mir den Spaß an Episode VII nicht zu verderben. Und BB8. BB8 is love, BB8 is life.

7. Erinnerungen an Marnie
Tja, Studio Ghibli ... technisch existiert das legendäre Star-Animationsstudio aus Japan noch, doch verabschiedete sich Hayao Miyazaki in die wohlverdiente Rente und Studio Ghibli kündigte eine "kreative Pause" an, was auch immer das heißen mag. Der offiziell letzte Film, den Studio Ghibli produziert hat, war "Erinnerungen an Marnie" und sollte dies tatsächlich ihr letzter Film bleiben, wäre ich damit absolut einverstanden. "Erinnerungen an Marnie" ist ein herzzereißendes Drama über ein junges Mädchen, die von extremer Depression und Selbsthass geplagt wird. Es geht um Tod, Isolation, verkrüppelnder Schüchternheit, Verlust, Freundschaft und Liebe. Präsentiert wird all das in atemberaubenden Animationen, die beweisen, dass klassische, hand-gezeichnete Animation immer noch einen Platz in der Filmlandschaft verdient. "Erinnerungen an Marnie" ist wohl der emotionsgeladenster Film in dieser Liste, der mich einfach voll erwischt hat.  

8. Mistress America
Mit "Frances Fa" fingen Noah Baumbach und Greta Gerwig perfekt die Denkweise und Lebenseinstellung von Millenials ein und trafen mit voller Wucht den Nerv einer ganzen Generation. Mit "Mistress America" liefert das Duo nun einen Hipster-Film von Hipster für Hipster ab, kann sich teilweise aber von seinem eigenen Charme nicht retten. "Mistress America" ist eine Screwball-Comedy erster Klasse, die so scharfsinnig, clever und saukomisch ist und immer mit neuen Wendungen daherkommt. Woody Allen wäre stolz.

9. The Martian
"The Martian" war für mich der perfekte Popcorn-Film. Spannend, lustig, dramatisch, gute Schauspieler und die ganze wissenschaftliche Genauigkeit sorgte bei einem Science-Geek wie mir für einen Nerdgasm nach dem anderen. Die parallele Handlung auf der Erde verlangsamte den Film leider ein wenig und auch auf die typischen "Katastrophenfilm"-Klischees hätte ich verzichten können.

10. Spongebob Schwammkopf 3D
Ja, mir ist klar, dass dieser Eintrag vollkommen meinem Fanboy-Boner geschuldet ist. Aber als jemand, der sich vor Jahren von Spongebob entfremdet hat, weil es einfach nicht mehr die gewohnte Qualität abliefern konnte, war "Spongebob Schwammkopf 3D" ein Trip in die Vergangenheit. Spongebob-Schöpfer Stephen Hillenburg kehrte nach einem Jahrzehnt wieder zum gelben Schwamm zurück und brachte die alte Magie mit, die Fans in den letzten Jahren so vermissten. "Spongebob Schwammkopf 3D" ist skurril, eigen- und einzigartig, kunterbunt, bizarr und durch und durch zum Totlachen. Sei es der Delfin im Weltall, die Zeitreisemaschine (die selbstverständlich 'Mexican Restaurant'-themed ist), Antonio Banderas als BurgerBeard, die unzähligen, selbstreferenziellen Gags oder der Teil, in dem "Mad Max" parodiert wird. "Welcome to the apocalypse, Mr. Squidward. I hope you like leather."


DIE FLOP 5 FILME 2015:

1. Chappie
Ich weiß nicht, was ich erwartet habe. Ich hatte gehofft, dass "Elysium" wirklich nur ein kleiner Ausrutscher in der glorreichen Karriere Blomkamps darstellen würde. Dann aber verbrach der südafrikansiche Regisseur "Chappie". Immer mehr glaube ich daran, dass Blomkamp mit "District 9" ein One-Hit-Wonder gelungen ist. Ich bete, dass ich unrecht habe und Blomkamp mich mit seinem neuen Alien-Film eines Besseren belehrt.

2. Southpaw
Ich glaube den Trailer fanden wir alle super. Jake Gyllenhaal in der Hauptrolle in einem Boxer-Drama und ein Soundtrack von Eminem? Was hätte da denn schief gehen können? Einiges ging leider schief. Bis auf die starke Darstellung von Gyllenhaal und dem Track "Kings Never Die" von Eminem (den ich immer noch höre), gab es an "Southpaw" recht wenig zu mögen. Der Geschichte, die emotional wirken sollte, fehlte jeglicher emotionaler Punch (pun intended), mit über zwei Stunden war der Film zu lang und teilweise machte der Film auch einfach nicht Sinn.

3. Legend
Legend war eine große Enttäuschung. Dabei macht der Gangster-Streifen in der ersten Hälfte alles richtig und verliert sich in einer viel zu langen Laufzeit, einer langweiligen Handlung und flachen Charakteren in einem Klischee nach dem anderen. Da konnte der Killer-Soundtrack und Tom Hardys gewohnt geniale Darstellung wenig rausreißen.

4. Jurassic World
Vielleicht war es meine Schuld, dass ich mit "Jurassic World" nicht so richtig viel anfangen konnte. Der erste "Jurassic Park" war der erste Film, den ich je im Kino sehen durfte und dem dementsprechend ein ewig währender Platz in meinem Herzen reserviert ist. Und "Jurassic World" fehlte einfach das einzigartige Gefühl des Survival-Terrors, wovon das Original so profitierte. Und "Raptor-Squad". Wie bescheuert war das denn, bitte?

5. Bridge of Spies
Spielberg ist Spielberg und macht, was Spielberg so macht. Sprich: Ein guter, fantastisch-inszenierter Film, der in viel zu viel Spielberg-typischen Kitsch ertränkt wird, dass auch die spannende Handlung nach einer Weile die Anziehungskraft verliert. "Bridge of Spies" ist nach wie vor ein guter Film, aber Spielberg kann das so viel besser. Viel besser.


GEHEIMTIPPS AUS DEM JAHR 2015:

Creed
Jeder war sowohl geschockt, als auch fasziniert, als beim ersten Trailer enthüllt wurde, dass es sich bei "Creed" um ein "Rocky"-Spin-Off handelt. Und ich habe ehrlich nicht erwartet, dass "Creed" so gut werden würde, wie der erste "Rocky"-Teil selbst. Da verzeihe ich "Creed" die fehlende Innovation.

Sleeping With Other People
Ich mag eigentlich romantische Komödien. Dass ich fast jede romantische Komödie hasse, die mir unter die Augen kommt, liegt daran, dass sie einfach schlechte Filme sind, die mit Klischees um sich werfen. "Sleeping With Other People" zeigt, wie man es richtig macht.

Spongebob
Ich habe diesen Film nur gesehen, weil meine 9-jährige Schwester ihn sehen wollte und ich sie begleitet habe. Nach dem Kino saßen wir im Burger King und haben eine Stunde lang über unsere Lieblingsszenen abgenerdet. Die Flamme in mir wurde wieder entfacht.


14 MOST WANTED FILME 2016:

Batman v Superman: Dong of Justin
Civil War
Deadpool
(duh)
Rogue One

Warcraft

Crouching Tiger, Hidden Dragon 2

Hail Caesar

Snowden

John Wick 2

Kung Fu Panda 3

der neue Bourne

Demolition

Ratchet & Clank

Passengers


DIE TOP SERIEN 2015:

"So viele Serien habe ich dieses Jahr gar nicht gesehen.", dachte ich bevor ich begann alle aufzuzählen.

"Homeland" setzte mit der 5. Staffel seinen hochqualitativen Siegeszug fort und lieferte erneut ein Dutzend spannende Folgen über Spione, dem Kampf gegen den Terror und wie sich dieser Kampf auf die Männer und Frauen hinter den Kulissen auswirkt.

"Game of Thrones" lieferte mit der 5. Staffel erneut eine starke Staffel ab, die aber sowohl objektiv, als auch subjektiv die wohl schlechteste der Serie darstellt. So gut und inszenatorisch perfekt auch die letzten paar Episoden gewesen sein mögen (insbesondere Episode 8 "Hardhome"), gestaltete sich die erste Hälfte von Season 5 zu träge, trat in zu viele narrative Fettnäpfchen und lieferte mit Dorne eine Storyline, die durch und durch langweilig war (dabei ist Dorne doch so cool in den Büchern). Sansas starke Charakterentwicklung in Season 4 wurde quasi ad absurdum geführt und auch andere Charaktere wurden im Vergleich zur Buchvorlage bastardiert, was in der Serie zwar in sich stimmig war (und ich der Serie dies daher auch nicht ankreide), mich als Fan der Vorlage auf persönlichem Level doch ein wenig vergrault hat. Dass "Game of Thrones" all die Emmys ausgerechnet für die schwächste Staffel abgeräumt hat, fand ich doch etwas skurril, aber ich glaube es war recht klar, dass die Serie als ganzes ausgezeichnet wurde, weil in den vergangenen Jahren das nicht ging, weil "Breaking Bad" ständig im Weg stand.

Die 4. Staffel von "Louie" flimmerte über die Fernseher und so gut "Game of Thrones" und "Mad Men" und "Better Call Saul" auch sein mögen, ist es diese tragikomische Geschichte über das Leben eines Comedians in New York City die beste Serie, die aktuell läuft. Vielleicht spielt "Louie" sein Minimalismus in die Hände, ist es doch schließlich eine Serie darüber, wie zutiefst deprimierend das Leben auf dem fundamentalsten Level ist; eine Serie darüber, dass unter allen Besitztümern und Kontakten und all dem Lärm, wir alle eigentlich alleine sind und irgendwann sterben werden ("Deep down, there's this empty, forever empty. You know what I'm talking about?"). Und irgendwie zieht mich diese Serie Episode für Episode durch seine deprimierenden Plots und bringt mich dennoch zum Lachen. Denn angesichts der existentiellen Irrelevanz von uns zweibeinigen Primaten kann man nichts tun, als dem Kosmos ins Gesicht zu lachen. Und das macht Louis C.K. seit 4 Jahren auf solch einem genialen Niveau. Hut ab.

Anfang des Jahres lief mit "Better Call Saul" das Spin-Off zur (neben "Band of Brothers") besten Serie aller Zeiten, "Breaking Bad". Doch hat es "Better Call Saul" überraschenderweise geschafft problemlos über den Schatten seines Vorgängers zu springen und seine eigene Identität zu etablieren. "Better Call Saul" beweiste, dass Saul Goodman (oder Jimmy McGill) und Mike einfach starke Charaktere sind, die auch auf sich allein gestellt wunderbar funktionieren. Mit "Five-O" wurde zudem die womöglich beste Episode des Jahres einer TV-Serie abgeliefert, die die Tragik hinter Mikes Charakter ins Gesicht des Zuschauers gepfeffert hat.

Die jeweils dritte Staffel "Orange Is The New Black" und "House of Cards" waren ebenfalls qualitativ hochwertige Serien, ließen im Vergleich zu vergangenen Seasons jedoch ein wenig zu wünschen übrig.

19 Staffeln hat "South Park" auf dem Buckel und dennoch hat sie nichts von ihrem Biss verloren, ganz im Gegenteil. "South Park" ist die eine Serie, die sich traute sich dem Zeitgeist anzupassen. Vor einigen Jahren begannen Showrunner Matt Stone und Trey Parker eine Kontinuität unter ihren Episoden einzubauen, Kenny stirbt nicht mehr ständig und die "Social Commentary" ist so brutal ernst, wie noch nie zuvor. In der 19. Staffel konzentrierte man sich auf den übertriebenen Willen der Öffentlichkeit sich über alles aufzuregen ("Era of Outrage"), Political Correctness und Caitlyn Jenner, die von "South Park" für ihre Bigotterie kritisiert wurde, als sie noch Everybody's Darling war. Trump, Gun Control, Police Brutality, Refugees, Trigger Warnings. Nie war "South Park" näher am Zeitgeist. "You pc, bruh?"

"Rick & Morty". Ich glaube noch nie zuvor habe ich mich schneller in eine Serie verliebt, als in "Rick & Morty". Wie Dan Harmon und Justin Roiland die Popkultur, ein Klischee und Trope nach dem anderen aufs Korn nehmen, ist einfach nur herrlich, doch ist die ulkige "Back to the Future"-"Doctor Who"-Fusion mehr als nur oberflächlicher Fäkalhumor. Wenn die tiefsten Ängste der Charaktere (insb. des eindeutig suizid-gefährdeten Rick) ans Licht kommen wird die Serie so urplötzlich düster und "Rick & Morty" hat diesen drastisch-krassen Übergang von köstlicher Comedy zu existentiell-deprimierendem Drama perfektioniert und mehr als nur ein Mal werdet ihr am Ende einer Episode weinen wollen, nachdem ihr die gesamte Episode über lachend auf dem Boden lagt. Staffel 1 & 2 sind absolute Meisterwerke und ich lechze schon nach der dritten.

Und Animes. Nach wie vor gucke ich wöchentlich "One Piece" und es ist immer noch super. An "Dragon Ball Super" bin ich zwar auch noch dran, habe aber allmählich die Schnauze voll. Sowohl die Geschichte als auch die Animationen sind teilweise auf so unterdurchschnittlichem Level, dass mir der Spaß daran vergeht. Erneut habe ich "Cowboy Bebop" gesehen (zum 4. Mal oder so und jop, immer noch ein Meisterwerk), "Samurai Champloo" und "Ergo Proxy" gesellten sich in die Liste meiner Lieblingsserien, "Steins;Gate" fand ich meh. Doch sind das alles alte Serien, die ich nachgeholt habe. "One Punch Man" war der beste Anime des Jahres 2015, was nicht schwer war, angesichts der Konkurrenz. Das soll nicht heißen, dass "One Punch Man" nicht absolut genial ist. Hier wird jeder Superhelden-Trope und Klischee durch den Kakao gezogen, sei es Son Goku oder Superman, jeder bekommt sein Fett weg. Unbedingt ansehen.


DIE FLOP SERIEN 2015:

"Mr. Robot" war eine Serie, die ich objektiv sehr geil fand, die mich persönlich aber einfach nicht richtig fesseln konnte. Dieser Cyberthriller macht eigentlich alles richtig und ich kann ihr fast nichts ankreiden, der Funke sprang bei mir aber einfach nicht rüber. Die letzte Episode muss ich bis heute noch sehen. Ist so ein persönliches Ding, eine "Es liegt nicht an dir, sondern an mir"-Situation.

Worauf ich besonders stolz bin ist, dass ich es endlich geschafft habe "The Walking Dead" nicht mehr anzugucken. Und den Reaktionen zufolge, habe ich scheinbar damit auch die richtige Entscheidung getroffen. Immer ist diese Serie super gut gewesen, nur um in der nächsten Episode alles was aufgebaut wurde über Bord zu werfen. Habe genug von dem Quark.

"Game of Thrones". Hätte nie gedacht, dass ich dieser Serie einen Platz in den Flops widme. Aber Season 5 war im Vergleich zu den vier Staffeln zuvor recht schlecht. Immer noch gut (deshalb ist es auch in den Tops gelistet), aber ich würde lügen, wenn ich behaupten würde, dass ich nicht etwas enttäuscht war.

"Gangsta." fing stark an, hörte jedoch mit solch einem lächerlichen Cliffhanger auf. Zudem ging das für "Gangsta." verantwortliche Studio Manglobe Bankrott, was die Chancen für eine zweite Staffel, die alles aufklärt, zunichte macht. Welp. Damit war "Gangsta." eine einzige Zeitverschwendung. Schade, die Prämisse war sehr interessant.

Und "True Detective", aber darüber sprechen wir nicht. Hoffen wir mal, dass wir eine dritte Staffel bekommen, die der Genialität der ersten Staffel das Wasser reichen kann. Dann müssen wir nie wieder über Season 2 ein Wort verlieren.


FAZIT:

Rückblickendwar 2015 vielleicht ein nicht ganz geniales, aber definitiv sehr gutes Filmjahr. Ich meine, "Mad Max: Fury Road" macht aus 2015 schon ein verdammt gutes Jahr. Aber wenn ich etwas weiterzurückblicke, sehe ich in 2014 eine wesentlich höhere Dichte angrandiosen Filmen, wo es einem schon schwerer fiel sich für einen"Movie of the year" zu entscheiden, u.a. "Birdman", "Whiplash" und "Imagination Game" (die ich hier nicht gelistet habe, da sie letztes Jahr erschienen sind). Für mich persönlichwar 2015 ein Jahr, in dem ich mich so heftig wie noch nie zuvor in die Arbeit oder ins Studium gestürzt habe und so viele Medien wie noch nie zuvor konsumiert habe. Vielleicht lags daran, dass in der Welt (oder auch in meinem eigenen Leben) momentan alles zugrunde geht und man einfach eine Ablenkung sucht. Ich habe drei gigantische Open-World-Rollenspiele beendet, die mich jeweils mehr als 150 Stunden gekostet haben, weitere hunderte von Stunden habe ich in "Dota 2" gesteckt (obwohl ich selber nicht weiß, wieso. Das Spiel ist ein einziger Misery-Simulator). Ein Dutzend weiterer Spiele, etwa ein Dutzend Bücher wurden gelesen (habe u.a. endlich"The Dark Tower" angefangen) und unzählige Filme, TV-Serien und Animes. Wären Medien Kalorien, müsste man mich mit einem Kran aus dem Bett hieven.


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