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Der große Jahresrückblick der MB-Redaktion 2017

von Sebastian Stumbek

DIE TOP 10 FILME 2017:

1. La La Land

Damien Chazelle zaubert mit La la Land ein zeitgemäßes Musical aus dem Hut, das die Tradition der großen Musical-Klassiker in eine moderne audio-visuelle Ästhetik überführt. Die farbprächtigen Kulissen bieten sowohl Platz für die beschwingten Höhenflüge in die Traumwelten der lebenslustigen Idealisten als auch für bitterernste Konfrontationen mit der nackten Wirklichkeit. Ein Rausch aus schwindelerregenden Kamerafahrten, halsbrecherischen Choreografien und herzerwärmenden Melodien macht sich unser habhaft, bevor wir La La Land stottern können. Und doch sind es gerade die stillen Momente, die Klang- und Bildpausen, welche diesen Film so stark machen. Ein magisches Märchen über die Liebe und das Leben, das die unentbehrliche Prise Besinnlichkeit besitzt.

2. Blade Runner 2049

Dieses Sequel haut einen vom Hocker. Überragende visuelle Eindrücke, ein markerschütternder und adäquater Sound, herausragende schauspielerische Leistungen und nicht zuletzt ein Drehbuch, vor dem man nur den Hut ziehen kann. Die langsame Erzählweise und die sukzessive sich entfaltende Story sind ein wahrer Genuss. Ich traue es mich fast nicht zu sagen, aber das Sequel gefällt mir in der Tat noch etwas besser als das Original. Es wird definitiv nicht bei den zwei Kinosichtungen bleiben!

3. Dunkirk

Nolan hat es wirklich geschafft, erfolgreich in die Gefilde eines für ihn neuen Genres einzutauchen. Auch wenn ich mich an die Dialogarmut gewöhnen musste, hat der Film es geschafft, mich mitzureißen. Ein Anti-Kriegsfilm wie man ihn bisher noch nicht gesehen hat. Vielleicht sogar der erste echte Anti-Kriegsfilm. In unverfälschten Bildern vermittelt Nolan dem Zuschauer das Gefühl, sich mitten im Krieg zu befinden. Bei ihm heißt Krieg nacktes Überleben, daran kommt kein Zweifel auf. Erquicklich ist dieses intensive Erlebnis keinesfalls, darf es aber auch nicht sein. Die Aufnahmen und der Sound sind überragend und die Erzählstruktur hat mir ebenfalls gut gefallen. Es fällt nie das Wort "Nazi" und der Patriotismus kann weitesgehend, wenn auch nicht vollkommen, verbannt werden. Damit interessiert sich Dunkirk in letzter Konsequenz für die Erlebniswelt seiner Figuren und lässt äußere Umstände in den Hintergrund treten. Ich muss sagen, dass mich Nolan erneut überraschen konnte. Chapeau!

4. Silence
Ein gewaltiger, meditativer und immens wichtiger Film von Großmeister Martin Scorsese. Nach dem tendenziell schwachen The Wolf of Wall Street lässt dieser Film mich aufatmen.

5.  Manchester by the Sea

Casey Affleck ist einfach ein gigantisch Darsteller! Sadfleck in Reinform. Malerische Bilder, tolle Dialoge und Emotionen, die sich mühelos auf den Zuschauer übertragen. Der Fokus hätte noch etwas weniger auf den Liebeleien des Neffen liegen können und dafür dem Konflikt zwischen Afflecks und Michelle Williams Charakteren noch mehr Raum geben können. Trotzdem ein starkes Stück Film!

6. Mein Leben als Zucchini

Ein faszinierender kleiner Stop-Motion-Film, der seinen Knetfiguren Emotionen abringt, die manchem Spielfilm heute fehlen. Die zutiefst menschliche Geschichte erzählt von einem Waisenkind, das nach dem Tod seiner Mutter erstmal auf sich allein gestellt ist. Dieser Film bietet ein Feuerwerk der Kreativität, das nicht zuletzt durch seine Farbvielfalt und einen hinreißenden Soundtrack im Gedächtnis bleibt.

7. Elle

Dieses feine Psychodrama von Paul Verhoeven hat mich in erster Linie durch die erhabene darstellerische Leistung vonIsabelle Huppert vom Hocker gehauen. Sie hätte den Oscar definitiv eher verdient als Emma Stone. Der Film hat sogar noch eine packende Geschichte zu erzählen, die in ihrem Kern einfach erscheint, aber in ihrer psychologischen Reichweite und im Rahmen der düster-prunkvollen Bilder ganz neue Dimensionen erschließt.

8. Paddington 2

Der erste Teil war ganz nett anzuschauen. Paddington 2 überbietet seinen Vorgänger jedoch in jeglicher Hinsicht. Was hier an Einfallsreichtum geboten wird, ist kaum zu glauben. Von gekonnt inszenierten Slapsticknummern bis hin zu lebendigen Szenen vor der Kulisse eines Pop-up-Buches, dieser Film ist spaßiges Familienabenteuer und visuell überwältigendes Kunstwerk zugleich. Dazu kommen ein Brendan Gleeson und ein Hugh Grant, die beide eine der besten Leistungen ihrer Karriere abliefern. Ein durch und durch sympathischer Film, der die Buchvorlage gekonnt in Szene setzt.

9. Planet der Affen: Survival

Der Abschluss der Affen-Trilogie ist eine Wucht. Sowohl in emotionaler Hinsicht als auch bezüglich der visuellen Gestaltung. Was hier an Bezügen zu historischen Ereignissen und gesellschaftlichen Prozessen aufgefahren wird, ist nahezu unglaublich. Dieser Film kommt fast ohne Action aus und zeichnet Charaktere mit einem Einfühlungsvermögen, wie es den großen Blockbustern selten gelingt. Die Szene, in der das kleine Mädchen in das Gefangenenlager läuft ohne entdeckt zu werden nimmt geradezu spirituelle Züge an und berührt zutiefst. Hier bekommt man die volle Bandbreite an intelligentem Charakterdrama geboten. Ein zutiefst menschlicher Film, auch wenn er von Affen handelt, die sich der Spezies Mensch in ihrem Sein angenähert haben. Großartig!

10. Körper und Seele

Der Gewinner der diesjährigen Berlinale hat es in sich. Und zwar nicht nur aus der Sicht des Vegetariers, der durch diesen Film eindringlich daran erinnert wird, aus welchen Gründen man Vegetarier geworden ist. Doch abgesehen von der sachlichen Darstellung der Abläufe auf einem Schlachthof und der poetischen Darstellung der Schönheit von Tieren bietet der Film auch auf psychologischer Ebene so einiges. Ein hochsensibles Charakterdrama, das einen berührt und mitreißt. Wärmstens zu empfehlen!


DIE FLOP 5 2017:

1. Abgang mit Stil

2. The Circle

3. Tulpenfieber

4. Passengers

5. Hacksaw Ridge

GEHEIMTIPPS AUS DEM JAHR 2017

Una und Ray

Maudie

Maikäfer flieg!

Nur ein Tag

10 MOST WANTED FILME 2018:

Der seidene Faden

Lady Bird

Three Billboards Outside Ebbing, Missouri

The Shape of Water

Die Verlegerin

Call Me by Your Name

First Man

The Life and Death of John F. Donovan

You Were Never Really Here

The Irishman


MEIN SERIENJAHR 2017: 

Für meine Verhältnisse ein umfangreiches Serienjahr:

Twin Peaks - Meisterwerk!

Big Little Lies - Steigert sich zu einem vielschichtigen und scharf beobachtenden Psychodrama.

Crisis in Six Scenes - Woody Allen sollte die Finger von Serien lassen. Ganz nett und leider nichts Besonderes.


FAZIT: 

The Show must go on.


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